Vorausstellung von Unterrichtsqegenständon für die Weltausstellung,
veranstaltet zu Graz.
Vorn 15. bis 17. Februar dieses Jahres war in der Landtagsstube
des Landhauses in Graz eine Vorausstellung von Unterrichtsgegenständen
für die Weltausstellung veranstaltet worden. Abgesehen von wenigen
physiologischen und botanischen Präparaten, mechanischen Modellen und
Lehrmitteln des Volksschulunterrichtes, waren hier fast ausschliesslich
Resultate des Zeichenunterrichtes und Malereien vertreten, daran schlossen
sich noch einige Stücke weiblicher Handarbeit u. dgl. Leistungen von
Plleglingen des Grazer Taubstummeninstitutes. Wir hnden in Folge dessen
den Titel der Ausstellung vielleicht nicht ganz richtig gewählt, da man
nach demselben eher Lehrmittel, als Resultate des Unterrichtes auf der
Ausstellung erwarten sollte.
Im Ganzen bietet diese kleine Vorausstellung ein erfreuliches Bild.
Die Symptome einer Umkehr zum Bessern oder wenigstens von redlichem
Willen dazu, treten wie an so vielen Orten auf diesem Gebiete in Oester-
reich, auch hier unverkennbar entgegen. Mit Anerkennung muss constatirt
werden, dass bei den hier exponirten Proben von Leistungen des elemen-
taren Unterrichtes das geistlose und verderbende Zeichnen nach Vorlagen
nicht bemerkt werden konnte, und vorzugsweise das Studium nach Ori-
ginalen oder Gypsabgüssen an die Stelle getreten ist.
Vertreten sind auf der Ausstellung auf diesem Gebiete die mit der
ständischen Bildergallerie verbundene Zeichnungsakademie, die steiermär-
kische Landes-Oberrealschule in Graz, das steiermärkische Landes-Real-
gymnasium in Leoben, die steiermärkische Landes-Bürgerschule in Fürsten-
feld, die Staats-Oberrealschule in Marburg und das genannte Taubstummen-
institut. Obenan durch ihre Leistungen steht die durch die Herren Dir.
Eichhorn, Prof. Moser und Prof. Schrotter in anerkennungswerther
Weise geleitete Oberrealschule in Graz. Das Studium des Ornamentes
nach Gyps und werthvollen alten Musterarbeiten, praktische figurale
Uebungen und Draperiestudien schliessen sich in den ausgestellten Blättern
dem primitiven Unterricht im linearen und geometrischen Zeichnen
richtig an.
Die Zeichnungsakademie hatte eine reiche Auswahl von Copien alter
und neuer Oelgemälde, Aquarelle, ja selbst Zeichnungen nach holländischen
Radirungen ausgestellt, in denen vielfach Talent und Betreibung wahrzu-
nehmen ist. ln den von den Zöglingen entworfenen Porträts in Oel.
Stillleben und Blumenstücken dagegen ist dem Dilettantismus stark Raum
gegeben. Natürlich finden wir hier wieder das schöne Geschlecht besonders
vertreten. Die Staats-Oberrealschule in Marburg hat auch architektonische
Aufrisse ausgestellt.
Unter den Arbeiten des Taubstummeninstitutes endlich gewahrten
wir neben Producten, die ein ganz ttichtiges Streben bekunden, auch