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stangen durch einen Querbaum verbunden ist und mit einem Bogen in
Bewegung gesetzt wird, öfter gewechselt, der Steinzapfen in der Mitte
des Loches, wenn er genügend ausgebohrt war, weggeschlagen. Eine
grosse Reihe von halb vollendeten Bohrungen bestätigt die Wahrschein-
lichkeit einer derartigen Bearbeitung.
Eine weitere Industrie, die der Töpferei, erscheint in den Pfahlbauten
der Steinzeit manchmal so entwickelt, dass eine Art der Drehscheibe auch
damals schon bekannt sein musste. Und ist es zu vermuthen, dass wenn
diese Drehscheibe auch unvollkommen war, wie diese ursprüngliche Dreh-
bank oder der später zu beschreibende Webstuhl, sie trotzdem durch das
unmittelbare Bedürfniss hervorgerufen ward. S0 leicht die kleinen Gefässe
aus freier Hand geformt sein können, so ist es bei grösseren doch kaum
möglich, die Wände zu bilden und den Boden zu ebnen, ohne den Thon-
klumpen auf eine Basis zu stellen und diese Basis in irgend einer Weise
herumzudrehen. Nun sind aber die meisten Böden der grösseren Gefässe
Bach und an den Wänden innere kleine Umlaufsringe bemerkbar, die von
den Hautfurchen der Fingerspitzen herrühren. Die rundlichen und meissel-
förmigen Knochen-Instrumente gleichen ausserdem ganz denselben Hölzern,
wie die Töpfer sie heute noch anwenden. Mit den spitzigen Knochen-
theilen, sowie mit den Fingernägeln und Fingerspitzen wurden die Ver-
zierungen gebildet. Der Henkel beginnt mit einem Knopf, der nur einer
Schnur den Durchgang erlaubt und vergrössert sich bis zu der noch heute
gebrauchten Form. Die Stylistik, die Contouren dieser Gefässe sind edel,
die Verzierungen so rnannigfach, dass sie als Grundlage der hochent-
wickelten Motive etrurischer und keltischer Zeit gelten könnten. Wir
finden an typischen Formen: das bornbenartige Gefäss, wie es in Mähren
und Oesterreich vorkommt, die urnenartige Form, mit verschiedenartigen
Modulationen des rundlichen Untertheils, die Form des Kruges und der
Schüssel. Als Verzierungsmotive den Punkt, den Kreis, das Dreieck
und die Linie; gebrochene mäanderartige Linienverbindungen, wiederholte
Kreise und Kreisfragmente sind nicht selten. Nie aber fand ich in dieser
Zeit ein Pflanzen- oder Figurenmotiv gezeichnet. Man sollte denken, dass
nachdem die Form doch oHenbar auch den Gesetzen der Entwicklung
unterliegt, wesentlich durch Anschauung nachgeahmt 'und nach einer
gewissen stylistischen Richtung hin weiter entwickelt wird, sich iin diesen
ursprünglichen Forrntypen ein Motiv finden lässt, welches die Völker
der frühesten Perioden schon unterscheidet und welches einen Anhalts-
punkt gibt, die Verwandtschaft der späteren Culturen nachzuweisen. Doch
ist dies bisher nicht gelungen, da auch hier die weitgehendsten Vergleiche
ermöglicht sind, weil die entferntesten Länder in ihrer primitiven Cultur-
stufe oder auch die noch lebenden Naturvölker in ähnlicher Weise wie
unsere Pfahlbauer die mannigfachsten Verzierungen und Formtypen
anzuwenden wussten, und untereinander darin sehr häufig sich vollkom-