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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 97)

teratur für Künstler und gebildete Laien gewesen ist, heut fast nur mehr von 
Philologen und speciellen Fachgenossen gepflegt wird, sind die Werke der Kunst- 
historiker ein integrirender-Theil der Lectüre nicht bloss der Kunstfreunde, son- 
dern auch des gebildeten Theiles des Volkes. Wir haben den Gründen dieser 
Erscheinung nicht nachzuspüren, wir haben bloss eine Thatsache zu verzeichnen, 
die unbestreitbar ist. 
Sie erstreckt sich nicht bloss auf Deutschland, sondern fast in noch höherem 
Grade auf England, Frankreich, Belgien und Holland. Je höher die Bildung 
eines Landes ist, desto mehr wird auf dem Gebiete der Kunstgeschichte ge- 
forscht, desto mehr werden kunsthistorische Werke gelesen. 
Die Kunstgeschichte entspringt einem grossen Bedürfnisse der modernen 
Welt. Wie es heutigen Tages nur Wenige giebt, die eines directen oder indi- 
recten Antheiles an der Kunstproduction selbst entrathen können, so bedürfen 
alle Gebildeten eines literarischen Mediums, um die Werke der Kunst, welche 
die Frucht eines grossen culturgeschichtlichen Prozesses sind, auch verstehen 
und in ihrer vollen Bedeutung würdigen zu können. 
Agincourt war einer der ersten, welche das universelle unserer Cultur 
zusagende Element in der wissenschaftlichen Kunstpflege angeregt haben; Kug- 
ler und Schnaase waren auf deutschem Boden diejenigen, welche im Geiste 
der modernen Zeit die Kunstgeschichte zu selbständiger Geltung gebracht, das 
geschaffen haben, was Kunstgeschichte genannt wird. f 
_ Aber die Voraussetzung, dass einzelne Werke von universaler Bedeutung, 
welche das ganze Gebiet der Kunstgeschichte umfassen, entstehen können, ist 
die wissenschaftliche Thätigkeit Vieler, in den verschiedensten Ländern auf den 
mannichfaltigsten Zweigen der Kunst und Kunsttechnik, nicht bloss der Gegen- 
wart, sondern mehr noch der Vergangenheit. Die Zahl der Mitarbeiter auf dem 
Felde kunstgeschichtlicher Forschung in weitestern Sinne des Wortes ist eine so 
grosse, dass es Bedürfniss geworden ist, nicht bloss in directe persönliche Be- 
rührung zu treten, sondern auch die Wiederkehr solcher Versammlungen zur 
Förderung dessen zu benützen, was eben auf dem Gebiete der Kunstgeschichte 
nicht durch die hervorragende Thätigkeit Einzelner, sondern nur durch die ge- 
meinsame Ziele verfolgende Wirksamkeit Vieler erreicht werden kann. 
Und so wird dieser Congress nicht nur den einen Zweck erreichen, Gleich- 
strebende persönlich näher zu rücken, sondern er wird in- erster Linie an- 
streben müssen, die Arbeit der künftigen Congresse nach Ge- 
sichtspunkten zu organisiren, welche mit den Bedürfnissen und den 
letzten Zielpunkten unserer Wissenschaft im Einklange stehen. 
Zu diesem Behufe wird es nöthig sein, zur Durchführung einzelner Frage- 
punkte Special-Comites zu ernennen, zur Durchführung anderer ständige 
Refer e nten zu bezeichnen. 
Als Gegenstände, die, wenn sie überhaupt als zur Durchführung geeignet 
anerkannt werden, in die Hände von Comites gelegt werden sollten, scheinen 
sich zu empfehlen: 
a) Die Frage wegen Durchführung des Repertoriums und des Rege- 
stenwerkes; 
b) die von Professor Dr. A. Springer beantragte Gesellschaft nAlber- 
tinau zur Verwerthung der Photographie für kunstgeschichtliche Studien; 
c) die Frage wegen gemeinsamer Unternehmungen für Reproduction von 
Kunstwerken des ln- und Auslandes; und 
d) die Frage wegeh Feststellung von Grundlagen zum Austausche von Re- 
productionen der Museen unter einander. 
Thema's, welche für Einzelreferenten geeignet wären, dürften fol- 
gende sein: ' 
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