I. Die Frage des Unterrichtes. - Referat über die Gesetzgebung, die
Gründung von Schulen u. s. w.;
2. die Frage der öffentlichen Sammlungen, ihre Erhaltung, ihre Berei-
cherung u. s. f.;
3. die Berichterstattung über neue Arten von Reproductionen, mit beson-
derer Rücksicht auf Kunsttechnik.
Bei diesen Referaten würde es sich darum handeln, von Jahr zu Jahr
das Material zu sammeln und zu ordnen und dann in gesichteter Weise histo-
risch referirend, ohne die Kritik gänzlich auszuschliessen, über das zu berich-
ten, was eben Gegenstand eines solchen Einzelreferenten ist. An die Einzel-
referenten und Comitäs werden dann alle Mitglieder des Congresses ihre Mit-
theilungen zu dirigiren haben.
Auf diese Weise, scheint es mir, wird ein solcher Congress ein reiches
Materiale sammeln, das jedem Einzelnen nützlich sein wird - da dieser mit
eigenen Mitteln ein solches Materiale sich zu verschaffen kaum in der Lage sein
dürfte - und den Congressen eine über bloss momentane Anregungen hinaus-
gehende Bedeutung geben wird.
Und darum handelt es sich diesmal, wie erwähnt, in erster Linie - nicht
um einen angenehmen Verkehr für einige Tage, sondern um die Organisirung
einer dauernden, ernste Ziele verfolgenden Arbeit.
Alle Fachgenossen wissen, dass sie nicht mehr irn Stande sind, allein das
ganze Gebiet zu übersehen, sich über die Resultate aller Einzelforschung zu
orientiren, sich allein das betreffende Materiale herbeizuschaJTen. Auch die
Fleissigsten unter ihnen sind dieser Arbeit nicht mehr gewachsen, so wenig als
es heut zu Tage die Chemiker, die Rechtsgelehrten sind. Wie diese, so müssen
auch wir bemüht sein, die mangelnde Kraft der Einzelnen durch gemeinsame
wuhlorganisirte Arbeit Vieler zu ergänzen. Die ununterbrochene, gleichen Zielen
nachstrebende Thätigkeit, geleitet von der richtigen Methode, wird allein uns
zu Resultaten fuhren. Nur darüber müssen wir uns klar werden, welche Art
kunstwissenschaftlicher Arbeit eine vereinte Thätigkeit Vieler bedarf. Einige
Probleme sind angedeutet worden, sie werden von Ihnen ergänzt und genau
fixirt werden. Sind wir darüber im Klaren, so werden wir die Mittel in Er-
wägung ziehen müssen, die uns zu Gebote stehen; nach Massgabe der Mittel
und der Arbeitskräfte werden wir dann weiter vorgehen müssen. Ich hoffe, dass
wir, wie auf anderen Gebieten, auch auf unserem die Erfahrung machen wer-
den: die Mittel zur Arbeit werden durch die Arbeit selbst wach-
s en. Nicht was uns als Glücksgut in den Schoss fallt, - was wir durch eine
wohlorganisirte Arbeit selbst erreichen werden, das wird unser sicherstes Be-
sitzthum, unsere beste Basis für die Thätigkeit in der Zukunft sein.
In dieser unserer Thätigkeit werden uns das Publicum wie die Institute
und die Regierungen unterstützen. Denn nicht uns allein, sondern auch allen
jenen, die es mit Kunstgegenständen, Kunstunterricht und Kunstförderung zu
thun haben, wird das zu Statten kommen, was wir anregen und leisten, und
zwar in desto höherem Masse, je mehr wir wissenschaftliche und sachliche Ge-
sichtspunkte werden vorwalten lassen.
Durch wissenschaftliche Arbeit ist die Kunstgeschichte geschaffen worden
- durch diese allein wird sie auch in der Zukunft erhalten.
Indem ich, meine Herren, nachdem die Aufgabe des Congresses kurz
skizzirt worden, zur Tagesordnung übergebe, erkläre ich den Congress für er-
öffnet, und bitte Sie, mich bei dem Präsidium mit Ihrer Thätigkeit und zu-
gleich mit ihrer Nachsicht zu unterstützen.