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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 97)

nächst denjenigen Herren übertragen werden, welche sich zur Uebernahme 
derselben bereit erklären. - Zur 
Position e) "Fragepunltte sub l im Programm -u 
erhält zuerst das Wort Professor Dr. Alfred Woltmann aus Karlsruhe 
als Referent: 
lch bitte Sie zunächst um Verzeihung, m. H., wenn ich auf alle die Punkte 
unseres Programmes nicht in besonders ausführlicher Weise einzugehen gedenke, 
sondern das Referat nur als ein vorläufiges anzusehen ersuchen muss, das nur 
einigen besonders interessanten Punkten sich zuwendet. Das Gebiet ist ein sehr 
weites. Will man der Sache auf den Grund kommen, so bedarf es noch einer 
anderen Information, als sie mir augenblicklich zu Gebote stand. Jedenfalls 
werden wir Alle darüber einig sein, dass eine der wichtigsten und unumgäng- 
lichsten Fragen die ist: Welche Stellung hat unsere Wissenschaft zu,der Ver- 
waltung der Sammlungen einzunehmen? - und wir Alle wissen, dass wir 
gerade nach dieser Seite hin am meisten zurück sind, und dass da erst der 
Anfang aller Arbeit gemacht werden muss. 
Herr Director Essenwein hat einmal einen vortrefflichen Aufsatz ge- 
schrieben, in welchem der Grundgedanke folgender war, dass ein Museum nichts 
ist, wenn es nicht Lehranstalt ist. Nicht bloss des künstlerischen Genusses 
wegen stehen die Sachen da. Wäre das, so würden wir sie an anderen Stellen 
besser sehen. Was uns allein das Recht giebt, Kunstwerke aus der Stelle, an 
die sie organisch gehören, herausznnehmen und zu sammeln, das ist eben, dass 
wir fähig sind, einen Ersatz zu bieten für das, was durch jene Heraushebung 
verloren geht, dass wir im Stande sind, sie zusammenzuhalten, sie zu erhalten 
u. s. w. 
Die meisten unserer Sammlungen aber verdanken ihre Entstehung einer 
Zeit, als man an diese Gesichtspunkte nicht weiter dachte, jenen Zeiten der 
Liebhaber, wo gesammelt wurde von reichen und vornehmen Leuten für ihre 
eigenen Liebhabereien, und aus solchen Sammlungen auch der Höfe sind ja 
grösstentheils die Keime unserer ölTentlicben Museen hervorgegangen. Unser 
Jahrhundert hat dann einen wichtigen Fortschritt gemacht. Namentlich in 
Deutschland hat sich ein öffentliches Museum nach dem anderen aus diesen 
Sammlungen entwickelt; vor Allem die Höfe haben willig ihre Sammlungen 
dem Staate zur Verfügung gestellt, oder wenigstens ihre eigenen Sammlungen 
so organisirt, dass sie nicht mehr bloss Privat-Sammlungen, sondern öffentliche 
Sammlungen waren. Ganz besonders rührnlich ist vielleicht der Vorgang, wie 
er in Berlin am Ende der 20er Jahre geschah. Wir wissen ja, dass wir auf 
das, was dort in letzter Zeit immer geschehen ist, nicht als auf Mustergültiges 
hinweisen können. Vollkommen mustergültig aber ist, was damals geschah. Als 
ein öffentliches Museum, das ein Bildungsvlnstitut für die ganze Nation sein 
sollte, wurde damals das Berliner Museum gegründet, und da wurde sofort 
auch der Gnmdsatz aufgestellt, dass der Kunstwissenschaft die Verwaltung 
und Einrichtung desselben zufallen müsse. Es ward ganz besonders von 
Wilhelm von Humboldt der Grundsatz ausgesprochen, dass die Directoren 
der einzelnen Zweige des Museums Männer zu sein hätten, welche mit der 
Universität im Zusammenhange stehen, und welche zugleich den Inhalt der 
Museen als Lehrmaterial benutzen könnten, indem man sich sehr wohl bewusst 
war, dass gerade solche Personen auch am geeignetesten wären, solche Samm- 
lungen einzurichten. Und so geschah es da zum ersten Male, dass nicht Künst- 
ler, sondern Kunstgelehrte in den verschiedenen von ihnen hauptsächlich ver- 
tretenen Zweigen der Wissenschaft zu Directoren ernannt wurden. Diese Be-
	        
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