Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
8. Jahrgang. Wien, 1. November 1916. Nr. 21.
Die Sammlung Dr. Georg Hirth, München.
Mit der Sammlung Georg Hirth, die am 28. No
vember und den folgenden Tagen bei Hugo Hel bing
in München versteigert wird, kommt eine der wich
tigsten süddeutschen Privatsammlungen zur Auktion.
Besonders dürften die Sam
melgebiete, deren hohen
Wert Hirth mit am aller
frühesten erkannte, das ist
die Kunst des 18. Jahrhun
derts, interessieren. Hirths
kunstgewerbliche Objekte
des Rokoko- und Zopfstils,
namentlich sein Mobiliar
und sein Porzellan, suchten
an Erlesenheit und künstleri
scher Qualität ihresgleichen.
Der Katalog der Auktion
umfaßt über 1200 Num
mern. Besondere Bedeutung
kommt darunter dem Por
zellan zu. Vertreten sind
alle bedeutenden deutschen
Manufakturen, im Vorder
gründe steht Hirths alte
Liebhaberei, das Nymphen
burger Porzellan, mit seinen
köstlichen Werken von
Bastelli und Auliczek,
Meißen ist reichlich mit
Kändler, Eberlein und
.Acier vertreten, Berlin
mit Meyer, Ludwigsburg
mit Ferctti und Beyer,
Lejeune, Frankenthal mit
Linck. Die Höchster Manu
faktur mit Melchiors
Gruppen und Figuren tritt an Umfang in der Samm
lung besonders hervor. Das Porzellangerät — Nymphen
burg, Meißen, Höchst, Fürstenberg und Frankenthal
— ist an Reichhaltigkeit und Qualität der Figuren-
sammlung im wesentlichen gleichzusfellen.
Die Sammlung an Hafnerkeramik und Fayence
ist dem Umfang nach ziemlich auf das Dekorative
beschränkt, aber im einzelnen wieder durch bedeutende
Werke vertreten. Zu erwähnen sind die Hanauer und
Nürnberger Fayencen.
Fig. l.
Nymphenburg, Gruppe von Bastelli.
Unter den Werken der Plastik ragen einige be
deutende spätgotische Figuren, schöne französische
Bronzen und vorzügliche kleinplastische Arbeiten
der deutschen Renaissance in Stein hervor.
Die Bestände an Edel
metall und Bronze haben
als dekoratives Element im
Ensemble ihre besondere
Stellung. Auch hier spricht
sich Hirths ganz einzig
artiger Formensinn sehr
stark aus, besonders in den
Silbergeräten und Bronze-
appliken.
Das gesammelte Mobi
liar umfaßt die Zeit des
16. bis zum frühen 19. Jahr
hundert. Süddeutsche Re
naissance- und Frühbarock
arbeiten treten stark her
vor. Daneben dann be
sonders die Zeit um 1720
und 1740 bis 1770. Das
Rokoko-Mobiliar — vertreten
in allen Techniken als
Schnitzerei, Lackarbeit, In
tarsia — gehört zu den
glanzvollsten Produkten des
Ganzen. Insbesondere sind
neben französischen und
rheinländischen Werken süd
deutsche Möbel in reich
haltigster Form und Aus
wahl beisammen.
Die Abteilung Textilien
umfaßt gegen 15 fland
rische und französische Gobelins, ungefähr 25 orien
talische Knüpfteppiche, darunter zwei frühe Arbeiten
in der Art der Damaskusteppiche, die aus dem alten
Bestand der Regensburger Schottenkirche stammen
sowie über 100 Textilproben; vorwiegend Samte aus
dem 15. bis 18. Jahrhundert. Besonders erwähnt seien
die schönen Kanevasstickereien, die zum Teil auch
beim Mobiliar eine wichtige, Rolle spielen. ^
Unter den alten Gemälden sind vor allem die
Namen Breughcl, Lucas Cranach d. Ä., Edlinger,