nehmungen aus der Weltausstellung die Lebensweise der Völker unter der Herrschhft der
Hausgewerhe und jene im Zustande der Fabriksindustrien. Er wendet sich den Contrasten
der Wohnstltten, Nahrungsmittel und Bekleidung zu, welche da und dort gefunden werden
und charakterisirt die grossartigen Fortschritte der modernen Betriebsweise. Der Zusam-
menhang zwischen Existenzbedingungen und Einkommen führt den Vortragenden zur
Kritik der Lohnfrage und zum Beweise, dass auch diese in der Grossindustrie eine viel
günstigere Losung iindet, als man gewöhnlich anzunehmen geneigt sei; dasselbe führt er
hinsichtlich der sog. Opfer der lndustrie durch. Die Lage des Arbeiters sei keineswegs
im Kleingewerbe durchweg günstiger, sondern in vielen Beziehungen minder günstig als
in der Fabrik; Ware aber selbst diese Anschauung zu optimistisch, so habe doch die
ganze Menschheit durch die heutige Organisation der productiven Arbeit genug gewonnen.
um Nichts von demjenigen zu bereuen, was sie auf diesem Gebiete gewagt und unter-
nommen hat.
im Anschluss an diese Satze zeigt der dritte Vortrag, dass die Weltausstellung
als Schauplatz des intellectuellen und materiellen Wirkens einer ganzen Generation auch
Belehningen über deren mlturhistorischen Fortschritt im Allgemeinen biete. Jede Aus-
stellung, so beschränkt sie auch angelegt sei, ist ein Culturbild ihrer Epoche, entweder
blos eines Landes oder aller Staaten der Erde; die Elemente, aus welchen man auf
den Grad der Gesittung und Bildung einen zuverlässigen Schluss ziehen könne, seien
hier allemal verkörpert. Der Vortragende weist dies in einer gedrangten Uebcrsicht cha-
rakteristischer Typen der letzten Weltausstellung nach und zieht dann historische Vergleiche
zwischen diesen und den eigenthumlichen Zugen der ersten Veranstaltungen dieser Art:
der Gewerbe-Ausstellung, welche im Jahre 179i zu Prag, und der Industrie-Ausstellung.
welche im Jahre 1798 auf dem Champs de Mars in Paris abgehalten wurde. Er ergänzt
die Bilder dieser Feste durch geschichtliche und statistäche Daten über die damaligen
Zustande von Handel und Industrie und wendet sich mit ähnlichen Excursen der im Jahre
1845 in Wien veranstalteten Gewerbe-Ausstellung zu, um daran die Schilderung des unge-
heueren Aufschwunges zu knüpfen, welcher sich auf den fünf Weltausstellungen der Jahre
1851, 1855, 1861„ 1867 und 1873 manifestirte. Nicht nur-zeige sich derselbe in der
statig wachsenden Theilnahme der Aussteller und Besucher sowie in den zunehmenden
ausseren Dimensionen, sondern auch in der Erweiterung des Ausstellungswesens auf neue
Gebiete des menschlichen Schaffens, in dem Einfiusse auf die Richtung des gesarnmten
productiven und geistigen Lebens, endlich in der Einbeziehung neuer, lange Zeit dem
europäisch-amerikanischen Verkehre verschlossener Landergruppen. Der Vortragende bei
leuchtet diese Betrachtung durch eine Anzahl augenfalliger Beispiele; er betont insbeson-
dere, daas die Wiener Weltausstellung den vorwiegendsten Strömungen der Zeit Ausdruck
geliehen habe, indem sie die sociale Frage, die Frage der Frauenarbeit, die Theuerungs-
fra , die Geschichte und Statistik der Preise des Welthandels u. s. W. in ihr Programm
ei zog. Der Vortragende schliesst mit einigen auf die kolossalen Dimensionen der hier
reprasentirten Weltwirthschaft bezüglichen Daten und erlautert durch dieselben Seim:
Behauptung von dem allgemeinen menschlichen Fortschritte.
(Sonntagavorlesnngen). Die Sonntagsvorlesungen nahmen ihren Anfang am
16. November mit dem ersten von vier Vortragen des Directors v. Eitelberger über
die wichtigsten Malerschulen auf der Weltausstellung.
Die Frage der Nutzbarmachung der Weltausstellung, schon vor dem Beginne der-
selben von dem Protector des Oesterr. Museums, k. H. Erzherzog Rainer, principiell
angeregt, war die aussere Veranlassung, dass im Laufe dieses Winters sowohl bei den
Donnerstagsvorlesungen, als auch bei den Sonntagsvorlesungen Thema's zum Gegenstande
gewählt wurden, welche der Wiener Weltausstellung entnommen sind. ln den wenigen
Stunden, die dern Sprecher zugeiallen, soll nun vorzugsweise die Frage behandelt Werden,
was uns die Ausstellung der Malerschulen Europas gelehrt hat, welche Resultate aus
diesem Theile der Exposition vorliegen.
Es handelt sich dabei nicht urn eine Kritik, sei es des Ganzen oder einzelner
Bilder, sondern um ein Resume, ein Festhalten dessen, was gewonnen wurde, und der
Mahnungen, die aus den Kunstwerken zur unmittelbaren Gegenwart sprechen.
Denn das ist der Gewinn aller grosseren Gemälde-Ausstellungen, insbesondere der
periodisch wiederkehrenden und vom allgemeinen Gesichtspunkte geleiteten, dass man einen
Ueberblick der Malerschule der Gegenwart erhält, und dass jeder Einzelne mit seinem
besseren Wollen und Streben, seinen Hoffnungen und Wünschen sich nicht isolirt fühlt,
sondern als Glied einer grossen Culruretrbmung, die seine eigenen Ideen erfasst hat.
Und wie der Fachmann in dieser Weise durch eine solche Weltausstellung gefordert
11 ird, so erhält auch der Kuustfreund und der Laie Einsicht in die treibenden Kräfte, welche
in der Nationalität, den Traditionen der Malerschule, und in den socialen und politischen
ldeen der Gegenwart verkörpert sind, er erhält Einsicht in die Einflüsse. unter welchen