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Iloher Kunstqewarhe - Museen.
Kunstgewerbe-Museen sind eine Erfindung neuester Zeit; sie sind
Hochschulen für alle Industriezweige, welche einen Zusammenhang mit
der Kunst haben.
In polytechnischen Schulen wird der Zusammenhang der Industrie
mit den Wissenschaften, der Mathematik, Mechanik, Physik und Chemie
gelehrt; Zeichnung, wenn selbe nicht geometrisch, ist hier nebensächlich.
Sammlungen, den Museen gewidmet, gab es zu allen Zeiten. Im
Mittelalter wurden alle merkwürdigen und seltenen Dinge gesammelt und
in sogenannten Raritätenkammern vereinigt. Neben einem rohen Ele-
phantenzahn stand eine Rüstung, daneben eine künstliche Uhr oder sel-
tene Missgeburt, auf welche ein Gemälde eines berühmten Künstlers folgte,
dann eingelegte Holztafeln und I-lirschgeweihe, die Jagdbeute eines hohen
Herrn u. s. w. Ueberreste von dieser Gattung sind in Wien noch die
Ambrasersammlung und die kaiserliche Schatzkammer.
Gegen Ende des vorigen und zu Anfang des gegenwärtigen Jahr-
hunderts wollte nicht blos die Neugierde, sondern auch der Verstand be-
friedigt werden und man ling an, die Gegenstände zu sondern und
wissenschaftlich zu ordnen. Es entstanden Gemälde- und Kupfer-stich-
Galerien, geordnet nach Kunstschulen; mineralogische, botanische und
geologische Cabinete, geordnet nach Classen, Genus und Species; Antiken-
und Münzcabinete, geordnet nach Zeiten und Ländern; WaEensamm-
lungen u. s. w.
Alle diese Sammlungen hiess man Museen; sie waren schön, ange-
nehm und lehrreich für das Auge, und der Beschauer konnte lernen,
wenn er vorbereitet war, sie selbst aber waren passiv - sie liessen sich,
eben in ihrer Aufstellung besehen.
Da fühlte "gegen die Mitte dieses Jahrhunderts England, dass, seiner
Industrie trotz aller mechanischen und technischen Vollkommenheit die
wahrhaft geschickte Verbindung mit der Kunst, der eigentliche. Geschmack
fehle, und im Interesse seines Handels versuchte es abzuhelfen. Es ver-
anstaltete die erste Weltausstellung und liess die, Erzeugnisse aller Länder
zu sich kommen, damit die für die Industrie wichtigsten Leute, die Werk-
meister, Gesellen und Arbeiter, denen die Mittel mangeln zu reisen und
Fremdes zu sehen, Gelegenheit fänden zu lernen. Die Folge dieser ersten
Ausstellung war die Beantwortung von Fragen durch preisgekrönte Auf-
sätze und später die Errichtung des Kensington-Museums.
Dieses Museum war nicht passiv, wie die früheren, sondern wirkte
so erfolgreich und iivohlthätig auf die englische Industrie ein, dass diese
ihm grösstentheils ihren gegenwärtigen hohen Stand verdankt, welcher
sie in den meisten Zweigen der französischen gleichstellt, in einigen diese
übertreffen lässt.
Das Kensington-Museurn wurde mit ähnlichem, Erfolg durch das
Wiener und Moskauer nachgeahmt, und es ist daher angezeigt, den Cha-