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Alfred Klaar.
Wiedereröffnung der lange verfchloffen gewefenen Archive neue Nahrung gefun
den und gleichzeitig äufsert die nach dem bedeutungsvollen Jahre 1859 durch
geführte Schulreform in der Gegenwart den glücklichften Einflufs auf die Pflege
claffifcher Studien. Das Archivio ftorico wurde durch wichtige neue Arbeiten,
namentlich durch die Gefchichte Savonarola’s von P asquale Villari bereichert.
Vom höchften Werthe für die claffifche Philologie ift die Gefchichte der claffifchen
Literatur von T a m a g n i und nur beifpielsweife follen die Arbeiten Vannucci s,
Fabbretti’s, Fiorelli’s und T rezza’s erwähnt werden. Zur Gefchichte der
Philofophie lieferten Ferri, Berti und Conti beachtenswerthe Beiträge.
Buchhandel und Verlag des Auslandes.
Im Folgenden werden auf Grundlage perfönlicher Anfchauung und dei
für die Ausftellung veröffentlichten Kataloge Bemerkungen über die Ausftel-
lungsobjelfte der einzelnen Länder gegeben ; dafs diefelben, da das Ausftellungs-
material auf unferem Gebiete nichts weniger als vollfländig und überfichtlich
geordnet war, nur fragmentarifch ausfallen können, wurde fchon im Eingänge ange
deutet. Auch war es unmöglich, in diefen kurzen Skizzen überall denfelben Ein-
theilungspunkt feftzuhalten, da die in der Ausftellung felbft gebotenen Anhalts
punkte bei der Vertheilung unferer Obj elfte auf verfchiedene Gruppen fehl
ungleichartiger Natur waren. Ein Hinübergreifen auf verwandte Gebiete wai
unter folchen Urnftänden nicht zu vermeiden, und wo die eigentlichen Ausftellungs-
obj elfte entweder gar nicht oder in kaum beachtenswerther Weife vertreten waren,
glaubte der Berichterftatter, den zum Zwecke der Ausftellung erfchienenen
ftatiftifchen Nachweifen Beachtung fchenken und Glauben beimeffen zu dürfen.
F rankreich. Am gefchmackvollften in der Ausftattung, am reichften im
Inhalt, am überfichtlichften in der Anordnung war von allen Ausftellungen des
Buchhandels die franzöfifche.
Sie war im Grunde genommen die einzige, aus welcher der in beftimmtei
Richtung arbeitende Geift eines Volkes den Beobachter anfprach und die, wenn
fie auch fo wenig wie eine andere, ein folides ftatiftifches Material daibot, doch
wenigftens durch die Anfchauung ein ungefähres Bild der literarifchen Gefammt-
thätigkeit vermittelte. Zwei Momente fprangen als Kriterien der franzöfifchen
Arbeit auf diefem Gebiete fofort in’s Auge: der rege Gemeinfinn im Wirken dei
Verleger und der Wetteifer derfelben in der möglichft gefchmackvollen Aus
ftattung ihrer Erzeugniffe.
Ein Centralorgan für die Beftrebungen des Buchhandels, der Buch
druckerei , des Papiergefchäftes, des Handels mit Muficalien und mit Kupfer-
ftichen wurde in einem Vereine der Inhaber aller aufgezählten Gefchäftsbranchen.
welche an der Plerftellung eines Buches oder graphifchen Kunftwerkes betheiligt
find, zuParis gefchaffen ; das Wirken diefes Vereines, der in ähnlicher Weife wie der
Verein der deutfchen Buchhändler, durch die Herausgabe des Börfenblattes für den
deutfchen Buchhandel fleh durch die Herausgabe der „Bibliographie de laFrance“
und des „Journal general de l’Imprimerie et de laLibrairie“ grofse Verdienfte um
den Buchhandel erwirbt, wurde durch die Verleihung des Ehrendiploms gewürdigt.
Unter den franzöflfehen Verlagsfirmen nimmt das weltberühmte Haus
Hachette & Comp, einen anerkannt hervorragenden Rang ein, fowohl durch
die Grofsartigkeit des Gefchäftsbetriebes, durch die technifche Vortrefflichkeit
der Producfte, als durch die ernfte Unterftützung von Cultur- und Bildungszwecken.
Man kann behaupten, dafs diefe Firma feit ihrem Beftande eine ganze Bibliothek
gefchaffen hat, welche für fleh die Quelle einer abgefchloffenen harmonifchen
Bildung darftellt. Das jüngfte Verlagswerk, welches nach zwölfjähriger Arbeit erft
zur Ausftellung vollendet wurde, gilt zur Zeit als ein unerreichtes Mufter der
Vervollkommnung graphifcher Künfte. Die Herftellung des Werkes, der grofsen