Humor.
Keine Volksbeschreibung schildert Leben, Charakter,
Gedankengang eines Volkes so gut, wie es sich selbst in seinen
Anekdoten schildert. Jede Anekdote ist eine Studienskizze,
welche ein Individuum, eine Classe, ein Zeitalter und dessen
Denkweise kennzeichnet, und aus diesen vermag der Zeit-
schilderer das ganze Bild znsammenzustellen. Die Anekdoten
der einen Nation lassen sich in die Sprache der anderen über
tragen, aber nicht umpflanzen, da die Gestalten darin sammt
ihrer Denkart und ganzen Umgebung jeder Nation besonders
angehören. Humor und Spaß wurden iu alter Zeit durch die Hofnarren der Könige
und Magnaten ausgeübt, es werden deren einige von der Überlieferung als hervorragend
erwähnt, so die Narren des Königs Matthias, Michael Apaffis (Birö), des Wojwoden
Stibor (Beczkö).
Unsere ältesten Anekdoten handeln vom König Matthias. Auch G aleotti hat viele
über ihn ausgezeichnet, noch mehr sind in der Volksüberlieferung vorhanden, und alle
tragen den Stempel der Ursprünglichkeit und entsprechen dem Geschmack der betreffenden
Zeit. Einige der Anekdoten von König Matthias seien hier erzählt als unzweifelhafte
Producte des Volkshumors im XVl. Jahrhundert. Da wäre denn vor Allem „die Halbe
von Czinkota". Der Pfarrer von Czinkota entdeckt im Archiv der Kirche eine alte Urkunde,