Es ist schwierig, zu beurtheilen, ob diesen von Taikosama mit so
hohem Interesse wieder in's Leben gerufenen Verbindungen zuzurechnen,
dass Japan, das Land der aufgehenden Sonne, die während langer Kriegs-
jahre entbehrte Musse so schnell wiedergefunden hat und sich seitdem
durch einen mehr als dreihundertjährigen Frieden auf die von ihm jetzt
behauptete Stufe der Civilisation emporgeschwungen hat, so dass es jetzt
mit Recht das Grossbritannien des Ostens genannt werden dürftew
Zur Pflege der nrouen Kunst.
Die -Wiener Zeitung- vom 18. Februar war in der Lage, Mittheilungen aber einen
Erlass vom a6. Januar d. J. zu machen, in welchem der Herr Minister für Cultus und
Unterricht auf die nicht zu leugnende bedauerliche Thatsache hinweist, dass jener Zweig
der Hiatorienmalerei, der zum Gegenstande seiner Darstellung religiöse Motive
wahlt, entschieden in Verfall gernth. Einerseits nehme die Zahl der auf den Kunstaus-
stellungen in Oesterreich wie auch in den deutschen Ländern erscheinenden Kirchen-
gemalde von Jahr zu Jahr ab, andererseits lassen die Werke kirchlichen lnhaltes, und
zwar sowohl jene, die für einzelne Kirchen, als die für Ausstellungen gemalt werden, die
ideale Auffassung, durch welche sie auf den Beschauer wirken sollen, gänzlich oder we-
nigstens zum grössten Theile vermissen.
nWenn auchv, so fährt der Erlass fort, nein grosser Theil der Ursachen dieses
Verfalles der reügiosen Kunst in der herrschenden Zeitrichtung zu suchen sein wird,
lasst es sich dennoch nicht verkennen, dass noch andere Ursachen den egenwartigen
bedauerlichen Zustand herbeigeführt haben. Unter diesen letzteren tritt sonders die
Thatsache hervor, dass in der neueren Zeit auf eine würdige, malerische Ausschmuckung
der Kirchenbauten weniger Bedacht genommen wurde.
Wlhrend in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts die hervorragenden Histo-
rienmaler, ausnahmslos welcher Richtung sie angehorten, bei solchen Gelegenheiten Auf-
träge erhielten, hat dies in den letzten Decennien fast gänzlich aufgehört. Höchst selten
kommt es vor, dass hervorragende Künstler der Gegenwart, sei es aus kirchlichen Kreisen
oder von Patronatsherren, bei solchen Gelegenheiten Bestellungen empfangen.
Ein weiterer Uebelstand ist der, dass im Allgemeinen für die Herstellung derartiger
Bilder ein weit geringerer Preis den Bewerbenden in Aussicht gestellt wird, als ihn oft
rnittelmlssige Bilder anderer Kategorie erlangen.
Wenn es an und für sich schon bedauerlich erscheint, dass bei Herstellung reli-
giöser Gemalde das künstlerische Interesse so sehr bei Seite gesetzt, dass in der Regel
von mit Aufträgen betheilten Malern geringen Rufes durch die groben Mittel der Gold-
bekleidung und der Farbe auf die Masse der Kirchengemeinde einzuwirken gesucht, dass
nicht durch ein künstlerisch Vollendetes Gemälde die dem Orte entsprechende Stimmung
hervorgerufen wird, ist es anderseits nicht 'minder beklagenswerth, dass durch diese
Umstände auch der Kunst im Allgemeinen und speciell der Historienmalerei ein empfind-
Iidzet Abbruch geschieht; denn die kirchliche Malerei war es eben, welche als Grundlage
für die Histotiennmlerei gelten konnte, als eine Vorschule für die Junger und eine will-
kommene Gelegenheit für die Meister der Kunst, sich an Gemalden im grossen Style
zu uben. .
Die grosse historische Kunst auf jede Weise zu fördern, ist ein ernstes Bestreben
des Ministeriums für Cultus und Unterricht und kann dasselbe daher nicht mit Gleich-
giltigkeit über die eben dargestellten Uebelstande hinweggehen, da sie, wie bemerkt, der
Historienmalerei den Boden entziehen.-
Zum Sehlusse folgt das Ersuchen, bei sich ergebender Gelegenheit, es möge der
Staat selbst als Patron einer Kirche einzutreten haben oder auf die Privatpatrone einen
Einfluss zu üben in die Lage kommen, dahin zu wirken, dass in der angedeuteten Rich-
tung aach Möglichkeit dem künstlerischen lnteresse Vorschub eleistet werde, so wie
das insbesondere bei Bestellungen von Altarbildern die werkt tige Betheiligung oder
doch wenigstens die Einflussnahme der Akademien der bildenden Künste beansprucht
werden, dn ja dieselben in erster Linie hiezu berufen erscheinen, wie denn auch an die
Wiener Akademie seit ihrem Bestande bis in die Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts
derartige Bestellungen in grosser Anzahl gelangten. ')
') Mnrquis de Chennevieres, der neue Directer der schönen Künste, hat, wie die
Zeitungen berichten, in Paris bei seinem Minister den Antrag gestellt, den grössten