ugw. MITTHEILUNGEN '15"-
Sechster Jahrgang. de, 15. März 1871. .
k. k. österr. Museums für Kunst ä Industrie.
(Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.) I
(Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 il. üW.
Redacteur Bruno Sucher. Expedition von C. Gerold's Sohn. Man sbohnirt im Museum,
bei Gerold ä Comp., durch die Postanstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthandlungen.)
l n h lll: Uebsr Bilderrahmen. U. - Die Puhllcallonen du k. k. 06012". Museums. - Kleinen Minimi-
Iungen. -Bibliotheks-Kltalng. - Beilage: Uebsr den Aulblu der Blephnnskirvhs in Wien.
Ueber Bilderrahmen.
lI. _
Wir haben im ersten Artikel nachzuweisen gesucht, dass der Ge-
staltung der modernen Bilderrahmen ein Gedanke zu Grunde liegt,
welcher in seiner einseitigen Verfolgung zu verschiedenen Verkehrtheiten
geführt hat. Dieser Gedanke ist der, dass der Rahmen blos zur Isolirnng,
zur Absperrung des Bildes geschaifen wird, ohne alle Rücksicht darauf,
dass Bild und Rahmen ihrerseits wiederum zur Decoration dienen, zur
ßVerzierung der Wand, zum Schmucke des Zimmers. In der Erörterung
der Consequenzen dieses Gedankens haben wir das Detail der Gestaltung
des Rahmens und seiner Ornamentstion ganz übergangen, indem wir die
bekannten und nunmehr wohl auch anerkannten Regeln (wenn sie auch
noch oft genug übertreten werden), ob das Ornament ein laufendes oder
ruhendes, ein einwärts oder auswärts gerichtetes, ein aufstrebendes oder
hängenden sein solle, nicht wiederholen wollten. Natürlich finden sie ihre
Anwendung bei den Rahmen, die ja sich ähnlich zu dem umschlossenen
Bilde verhalten, wie Saum, Naht, Band, Bordüre zu einem Teppich.
Auch in diesem zweiten Artikel haben wir nicht diese Principienregeln
ilir die Detailbildung im Auge, sondern wir wollen vielmehr einige
flüchtige Blicke auf die Rahmenbildung in früheren Kunstepochen werfen,
wobei sich kritische Vergleichnngen mit den gleichen Arbeiten der Ge-
genwart leicht darbieten werden. Natürlich sind es wieder die Bilder-
rahmen speciell, auf welche wir es abgesehen haben, die früheren Kunst-
style aber pflegten sie nicht so losgelöst vom Zusammenhange mit anderen
Umsehliessungen und Umrahmungen, z. B. der Fenster und Thüren dar-
zustellen und wir können uns darum einige Seitenblicke nicht verwehren.
Die Hinterlassenschaft des classischen Alterthums gibt uns Für die
Gestaltung seiner Bilderrahmen wenig Anhaltspunkte. Wie bekannt, waren
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