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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 67)

.31. MITTHEILUNGEN wm. 
Sechster Jahrgang. d e , 15. April 1871. 
k. k. österr. Museums für Kunst 81 Industrie. 
(Monatschrift für Kunst 8:. Kunstgewerbe.) 
(Am 15. einen jßden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 ü. KW. 
Redacteur Bruno Such". Expedition von C. Geroldä Sohn. Mm abounirt im Museum, 
bei Gerold k Camp" durch die Poutanstnlten, sowie durch alle Buch- und Kumtlmndlungeu.) 
I ll h l l t: Itlllanllehl Thonwlltcn. - Einige Wono über Kunllllldlllkrlo und Kunnlltentur In Venedig. - 
Die lndußlrh: du Grödnn Tlnlu In Tlrul. - Bücher-Rune. - lluluru Miuhellungen. - 
Blbllothckl-Kllxlllg. -- Belllgo: Jnhneboxlcht pro 1370. 
Italienische Thonwaaren. 
(Majoliche ruatiche.) 
Eine der interessantesten Bereicherungen, welche die Sammlungen 
des Museums in letzterer Zeit erfahren haben, bildet eine Collection von 
Thongeräthen, die unter dem bescheidenen Titel „Majoliche rustiche" 
- was man zu Deutsch „Bauern-Majoliken" übersetzen könnte - sich 
einführend, unlängst von Herrn Alexander Castellani in Neapel unserer 
Anstalt zum Geschenke gemacht worden ist. Es sind dies Gefässe und Ge- 
räthe, wie sie die Landbevölkerung in den verschiedenen Gegenden 
Italiens gebraucht, und wie sie an Ort und Stelle von den einheimischen 
Töpfern verfertigt werden. Hohe Kunst wird man diesen Erzeugnissen, 
die fertig kaum wenige Kreuzer das Stück kosten dürfen, nicht suchen, 
aber höchst lehrreich ist es zu sehen, wie bei jenem Volke, welchem 
der Sinn für Formenschönheit unwandelbare Nationaleigenthtimlichkeit 
ist, trotz aller absteigenden Gestaltungen, ja trotz des beinahe völligen 
Verfalles der Kunst, sich die Tradition dieser selbst auch in den letzten 
Ausläufen, in denen sie wirken kann, noch lebendig erhält. 
Oben nicht mehr gepflegt flüchtete die Kunst zum Volke, das nament- 
lich in Gegenden, die abseits vom Verkehre liegen, unendlich conservativ 
in seinen Gewohnheiten ist. Denselben Hafen, dieselbe Lampe, die die 
Mutter gebrauchte, will auch die Tochter und Enkelin in ihrer Wirth- 
schaft nicht missen _ so erhalten sich Formen und Verzierungsweisen 
Jahrhunderte lang, völlig unverändert, gerade in der Thonbildnerei, obgleich 
und vielleicht eben weil das einzelne Product dem Untergange durch 
ieden Zufall preisgegeben ist. Nebstdem bietet der plastische Thon durch 
die Leichtigkeit, mit der er jede beliebige Form annimmt, das zugäng- 
lichste Mittel zum Ausdrucke des Gestaltungstriebeß- Um die tekwllißßllen 
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