ist deshalb die Erwartung berechtigt. dass die permanente Ausstellung des baierischen
Gewerbemuseutns im eigenen Hause, wo ihr ein geräumiger Saal zur Verfügung steht,
durch Beitrage aus anderen Ländern wesentlich vermehrt, zu einer werthvollen und in-
teressanten Sammlung sich gestalten wird.
Die Frequenz der Sammlungen Seitens des Publicums war eine ziemlich starke, an
35.000 Personen.
Von den im Programm des baierischen Gewerbemuseums vorgesehenen Wanderaus-
stellungen ist bereits eine gelegentlich der dritten pfälzischen Industrieausstellung zu Kaisers-
lautern ausgeführt worden und zwar mit ziemlichem Erfolg. Dieselbe erfreute sich der
lebhaftesten Theilnahme (über t5.ooo Personen besuchten dieselbe) und auch der aus-
gegebene illustrirte Katalog fand Anerkennun . Dem Museum brachte dieselbe die Sym-
pathien der Pfalz, wie die reichen schon vor in erwähnten Geschenke beweisen.
Zur Zeit ist eine kleine Ausstellung in Bamberg auf Wunsch des dortigen Gewerbe-
vereiztes veranstaltet und auch anderen Städten wurden im verflossenen Jahre kleine Zu-
Sendungen gemacht.
Von den Werkstätten sind bis jetzt die galvanoplastische Anstalt und die Gyps:
giesserei, wenn auch nur provisorisch eingerichtet, da zur festen Einrichtung die Localitaten
noch hinderlich sind. Ursprünglich in einem Local untergebracht, welches vom Magistrat
der Stadt Nürnberg bereitwilligst zur Verfügung gestellt war, musste dieses im September
geräumt werden und sind jetzt einige Zimmer im eigenen Hause bis zur Vollendung des
Umbaues benutzt. Die bis jetzt erzielten Arbeiten, Reproductionen älterer Metallarbeiten.
linden den Beifall der Kenner und kommen theils durch Tausch, theils durch Kauf in
den Besitz anderer Sammlungen; ebenso wurden auch schon eine grGssere Anzahl von
Arbeiten für gewerbliche Zwecke ausgeführt. Leider war es noch nicht moglich im An-
schluss an die Werkstatten einen Fachcurs zu errichten, weil die Einrichtungen, der un-
genügenden Raume halber, unvollständig sind. Zur Zeit hat Herr Dr. Seelhorst die
specielle Leitung der Anstalt, für welche tüchtige Kunstarbeiter gewonnen und beschäf-
ti t sind.
g Die ölfentlichen Vorträge des Gewerbemuseums, welche regelmassig an den Mon-
tagen in der Abendstunde von 8 bis 9 Uhr im grossen Adlersaal veranstaltet sind, zogen
stets eine grosse Zahl von Zuhörern aus allen Ständen an. Fast jedesmal war mit dem
Vortrag eine kleine Ausstellung bezüglicher Gegenstände oder die Vorführung von Ex-
perimenten verknüpft. Man kann die Zahl der Besucher der im vorigen Jahre gehaltenen
Vortrage zusammen auf weit über zooo schätzen. Besonders dankbar muss ich dabei die
Bereitwilligkeit anerkennen, mit der auswärtige Fachmänner den Einladungen folgten, die
Vortrage zu halten.
Dle Reorganisation der sächsischen Bauqewerkensehulen.
im Königreich Sachsen stehen nicht alle ötfentliche Schulen unter dem Ministerium
des Cultus und öffentlichen Unterrichts; auch die Ministerien des Kriegs, der Finanzen
und des lnnem haben verschiedene Lehranstalten unter sich. Das Kriegsministerium hat
sammtliche Militarschulen, das Finanzministerium die Akademien für Berg- und Forstleute
zu Freiberg und Tharand, das Ministerium des lnnern alle gewerbliche Fortbildungs-
anstalten unter seinem Ressort. Zu diesen gehören die polytechnische Schule in Dresden,
die höhere Gewerbschule und die Werkmeisterschule in Chemnitz, die fünf Baugewerken-
schulen in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Planen, Zittau, die Sonntagsschulen, die Industrie-
schulen u. s. w. Von allen diesen Anstalten ist in den pädagogischen Blättern wenig die
Rede, auch die politischen Zeitschriften nehmen selten Rücksicht darauf, und doch ist
eine Bekanntschaft damit auch für das grössere Publicum wünschenswerth, weshalb wir
an dieser Stelle darauf einzugehen gedenken. Wir fassen jedoch fur heut nur die Bau-
gewerkensehulen ins Auge, für welche in diesem Jahre ein gemeinsamer Organisationqvlan
entworfen worden ist.
Die Baugewerkenschulen wurden in den letzten dreissiger Jahren gegründet und
standen, die Leipziger ausgenommen, mit anderen technischen Bildungsanstalten in näherer
Verbindung. Nach Aufhebung der Gewerhschulen in Plauen und Zittau Endet eine nähere
Beziehung nur noch in Dresden zur polytechnischen und in Chemnitz zur hoheren Gea
werbschule statt, deren Directionen zugleich die Baugewerkenschulen zu leiten haben,
und deren Lehrercollegien einen Theil des Unterrichts mit besorgen. Die grbssere oder
geringere Schwierigkeit zur Beschaffung der Lehrkräfte war es wohl hauptsächlich, welche
an den einzelnen Anstalten ziemlich erhebliche Modificationen des ursprünglich gemein-
samen Planes nach sich zogen, und es hatte dies den Nachtheil im Gefolge. _dass Schüler,
welche aus irgend einem Grunde veranlasst waren, für den zweiten oder dritten Cursus
eine andere Lehranstalt als im Anfange zu besuchen, ihrer etwas abweichenden Vorbil-