MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 7 und 8)

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DIE MARKGRAFSCHAFT MÄHREN IN 
KUNSTGESCHICHTLICHER BEZIEHUNG' 54b 
VON EDUARD LEISCHING 50' 
IE Kunsttopographie Österreichs liegt noch im argen, 
eine inventarische Aufnahme all des reichen, in 
den einzelnen Kronländern vorhandenen Kunst- 
gutes wird uns erst die Zukunft bringen, und 
wahrscheinlich erst eine sehr ferne. Denn die 
Arbeit, welche da endlich doch einmal syste- 
matisch in Angriff genommen und bewältigt 
werden muß, ist fast unübersehbar und es wird 
reicher Mittel, eines klaren Planes und vieler 
geschulter Kräfte bedürfen, sie anzugehen und 
durchzuführen. Die Erkenntnis ihrer Notwen- 
digkeit und der Verpflichtung des Staates und der Länder, hier einzugreifen, 
ist heute bei allen Fachleuten und Kunstfreunden lebendig. 
Riegl hat die Umrisse des Vorgehens pragmatisch festgestellt. Man 
wird sich hiebei an viele treffliche Vorarbeiten anschließen können, die aber 
naturgemäß nur Einzelheiten bieten, kein geschlossenes, lückenloses Ganze 
für irgend ein Kronland. 
Das riesige Materiale, das die Zentralkommission, in deren Dienst so 
viele gelehrte Mitarbeiter stehen, in 50 jähriger Tätigkeit aufgehäuft hat, wird 
indiziert, gesichtet, überprüft und geordnet werden müssen, manche schätzens- 
werte Leistung der Geschichts- und Altertumsvereine wird ans Tageslicht 
gezogen und benützt werden können. Und immer wieder wird man den 
Richtungen zu folgen haben, welche Rudolf von Eitelberger gewiesen hat, 
und den Funden, Berichten und Abhandlungen der Heider, Grueber, Ilg und 
Much und von Jüngeren, wie Riegl und Strzygowski, N euwirth, Schneider, 
Hörnes. 
Wenn wir diese Kunsttopographie einmal besitzen, dann erst wird in 
der wissenschaftlichen Kunstgeschichte und im Bewußtsein der Zeit die 
eigentümliche und großartige Stellung mit voller Klarheit hervortreten, 
welche die österreichischen Länder in der Entwicklung des künstlerischen 
Schaffens einnehmen. Heute wird diese Stellung von den ausländischen 
Gelehrten übersehen, in den Grundrissen der Kunstgeschichte, mit denen 
die lesende Welt seit einem halben Jahrhundert überschwemmt wird und 
die ja in unseren Zeiten des aufsteigenden Bildungsdranges eine Notwendig- 
keit sind, wird sie kaum gestreift; die Reisehandbücher, oft die einzige 
Quelle, aus welcher die Bildungsphilister und nicht nur diese schöpfen, 
nehmen von der österreichischen Kunst, selbst von den reichen Schätzen 
 
" Die Markgnfschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung. Grundzüge einer Kunstgeschichte dieses 
Landes mit besonderer Berücksichtigung der Baukunst. 4 Bände mit einer Karte, über 1600 Textillustrationen, 
genealogischen Tabellen und chronologischen Baudaten etc. Von August Prokop, Wien, Spie: ä Co. in Komm. 
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