ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
madenteppichen (Nr. 162) treffen wir sie verhältnissmässig noch
am häufigsten, an Luxusteppichen bloss ausnahmsweise. Ein
vereinzeltes Beispiel, allerdings ein ganz einziges in seiner
Art, bietet Nr. 320. Die darauf dargestellte Jagd gewährt über
den künstlerischen Genuss hinaus noch ein bedeutsames
gegenständliches Interesse.
Besondere Erwähnung verdient eine ganz bestimmte
Gattung von Teppichen (Nr. 321), die man in der Regel auf
europäischen Ursprung zurückzuführen pflegt. Sie sind in
der alten Abtheilung ziemlich zahlreich vertreten. Gemeinsam
ist ihnen das Material, das fast ausschliesslich aus Seide und
in den meisten Fällen auch aus Gold und Silber besteht, und
die Art der Ornamentation: Ranken, die sich zu mannigfach
ausgeschweiften Configurationen zusammenschliessen, mit
Palmetten, Rosetten und Wolkenbändern auf wechselndem
Grunde. Es verräth sich in den meisten dieser Teppiche ein
unverkennbarer abendländischer Zug, der in einzelnen Fällen
(Nr. 390) vollständig den Gesammteindruck beherrscht. Man
hat deshalb die Entstehung dieser Teppiche mit Vorliebe auf
eine europäische Fabrik von Teppichen nach orientalischer
Art bezogen, die nach ziemlich vagen Berichten im vorigen
Jahrhundert in Polen existirt haben soll, und die gewöhnlich
mit dem Namen Mazarski in Verbindung gebracht wird, ohne
dass hiefür bisher genügende Anhaltspunkte beigebracht
worden wären. Das reiche Material, das nach dieser Richtung
auf der Ausstellung versammelt ist, lässt eine Klärung der
F rage erhoffen; ohne der Lösung jetzt schon vorzugreifen,
soll nur beiläufig gesagt sein, dass der erste Eindruck nicht
für occidentalischen Ursprung dieser Teppiche spricht. Der
occidentale Charakter mag sich daraus erklären, dass diese
I eppiche eben von Europa aus bestellt, für ausschliesslich
europäische Zwecke (weshalb sie sich im Orient nirgends
finden) und wenigstens zum Theil nach europäischen Vor¬
lagen gearbeitet worden sind, wofür theils Analogien aus