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handsam genug war. Es ist dies ein Theil vom Unterkiefer des Höhlen-
bären, dessen aufsteigender Ast nach Entfernung des Processus coronoideus
eine gute Handhabe bot, mit dessen Eckzähnen die Knochen dann ge-
spalten wurden. Es war dies ein Werkzeug von nicht zu unterschätzender
Bedeutung und würde ganz gut zu mancher Verrichtung ein kleines Hand-
beil ersetzen können. Vorzüglich ward dieser Unterkiefer aber angewendet,
um diejenigen Knochen, welche Mark enthielten, der Länge nach zu spalten.
Die Splitter des spröden Rennthierknochens eigneten sich mit geringer
Nachhilfe durch Feuersteinsplitter ganz gut zu den obenerwähnten Stech-
werkzeugen. Die minder spröden Bärenknochen, in denen das Mark nicht
vollkommen frei liegt, die aber trotzdem viel Fettsubstanz enthalten, wurden,
wie es scheint, an den Epiphysen angeschlagen, um entweder das Fett
herausz usaugen, oder nach Erwärmung des Knochens abträufeln zu lassen.
Gleichzeitig mit diesem Höhlenbären-Unterkiefer und den Feuerstein-
splittern des Hohlefels tritt aber schon die Töpferwaare auf, von welcher
einige grob gernengte, derbe Trümmer gleichgelagert mitgefunden wurden.
Die Anwendung des Lehms und das Verhärten desselben durch Erwär-
mung wäre also auch eine sehr alte menschliche Erfindung und wir müssen
auch hier, beim Mangel an geschlossenen Räumen, die Zweckmässigkeit
bewundern, mit der von vornherein diese Industrie betrieben wurde. Der
Lehm ward nämlich mit grobem Sand, meist Quarzsand reich gemengt,
geknetet und das dickwandige, aus der Hand geformte Gefäss am offenen
Feuer gebrannt. Die Festigkeit, durch das Bindematerial des groben Quarz-
sandes erhöht, war nicht unbedeutend und man konnte Gefässe auf diese
Art herstellen, die dauerhaft genug waren, um der Feuchtigkeit des Bodens
sehr lange zu widerstehen, da wir sie noch zum Theil erhalten, in der
Erde sowohl, wie in den Pfahlbauten vorfinden. Dort kommen wir auf
die Bearbeitung der Töpferwaaren wieder zurück. Für jetzt wollen wir
nur auf die Bearbeitung des Feuersteines näher eingehen, welcher uns
von der Mammuthzeit angefangen bis in die späteren Culturperioden der
Bronze- und Eisenzeit nicht mehr verlässt. Der eigentliche Feuerstein
kommt nur in der Kreide vor und ündet sich dort in ziemlich ausgedehn-
ten Knollen und bänderartigen Einlagerungen.
Das ähnliche Gestein, welches im Kalk vorkommt, nennt man Horn-
stein. Letzterer ist dem Materiale nach weit weniger zur Bearbeitung
geeignet als der eigentliche Feuerstein der Kreide. Jedes dieser Gesteine
enthält, solange es vom Muttergestein eingeschlossen ist, eine gewisse
Menge von Feuchtigkeit, die durch die Sonnenwärme entweicht, sobald
sie direct auf dasselbe einwirken kann, wobei dann eine Splitterung und
Zerbröckelung auf natürlichem Wege eintritt. Diese natürlichen Splitter
haben auch runde Bruchflächen und sind, weil viel spröderüzur weiteren
Bearbeitung nicht sehr geeignet. Gewinnt man aber das Gestein, solange
es noch von der natürlichen Feuchtigkeit getränkt ist, so ist die Bearbei-
tung nicht sehr schwierig und es kann vorzüglich der Feuerstein mit