anderen harten Felsarten oder mit ausgetrocknetem Feuerstein selbst ziem-
lich leicht in der gewünschten Form zugeschlagen werden.
Nilson hat sich mit derartiger Bearbeitung beschäftigt und hat ge-
funden, dass die grösseren Feuersteinstücke, wie die von Saint-Acheville
und Moustier, lediglich in der Hand geschlagen werden können. Um eine
grössere Bruchfiäche zu erhalten, setzt man einen Feuersteinsplitter oder'
ein Quarztrlimmerchen als Keil ein und schlägt heftig gegen den Feuer-
stein, dort, wo er seine natürliche Schichtung durch dunklere Streifen
verräth. Die messerartigen Trümmer werden so gewonnen, dass von
einem cylinderartig roh zubehauenen Block, den man auch nNucleusu
nennt, durch Ansetzen dieser Keile der Länge nach die Messer abge-
schlagen werden. Die nächstfolgenden bekommen dann eine dreieckige
Form, von denen die obere Kante wieder abgeschlagen wird.
Die kleineren Gegenstände oder die Zuschärfung der grösseren wird
dadurch erzeugt, dass man die noch unfertige Wade mit einer Hand auf
einen Quarzstein mit den Kanten stellt, während man mit der andern die
Zubehauung vornimmt. Es muss dabei stets auf die Schichtung des Ge-
Steins Rücksicht genommen werden, und es erfordert diese Arbeit beson-
ders bei den späteren, sehr kunstvoll gearbeiteten Feuersteinwatfen grosse
Gewandtheit und Geschicklichkeit.
Wir sind nun mit den Beschreibungen der Waden und Werkzeuge
und mit der Art ihrer Verfertigung bis an die eigentliche Steinzeit, die
Zeit der Pfahlbauten gekommen. Wir sahen hier Bevölkerungen vor uns,
welche weder Viehzucht noch Ackerbau trieben und nur die drei Indu-
striezweige der Feuersteinbehauung, der Knochenbearbeitung und vielleicht
der Topffahrication kannten.
Obwohl nun dieser Zustand, selbst im Vergleiche mit dem der noch
heute lebenden wilden Bevölkerungen der übrigen Continente ein sehr
zurückgebliebener scheint, da wir nur wenig Volksstämme kennen, die
nicht _in irgend einer Weise Ackerbau treiben oder Hausthiere besitzen,
so ist es doch ausser allem Zweifel, dass wir uns den Menschen nicht
gar zu hilflos und zu sehr verschieden von diesen Bevölkerungen vor-
stellen dürfen. Die richtige Benutzung des ihm gebotenen natürlichen
Materiales, die Kunstfertigkeit und der bildnerische Trieb, der ihn zur
Rennthierzeit auszeichnet, lassen es nicht zu, ihn eventuell viel tiefer zu
stellen, wenn er auch noch vielfach der nothwendigen Erfahrung ent-
behrte und in keinem Contacte mit den anderen Völkern stand, welche
ihrerseits nebst den der Natur entnommenen Schätzen ihm auch ihre Er-
fahrungen mittheilen konnten.
(Schluss folgt.)