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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 98)

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gewissenhaft wieder herzustellen. Unsere Devise ist: Das Original ist heilig. 
Dass man in gewissen Fällen, wo ein Loch ist, das Loch nicht so lassen kann, 
versteht sich von selbst, man muss diese Stelle decken. Aber darüber hinaus- 
zugehen, selbst nur an einem Punkte. halte ich für Sünde. 
Aber ich habe mich gewundert, dass keiner der Herren bei uns gewesen' 
ist, um sich durch eigenen Augenschein zu überzeugen. wie bei uns gearbeitet 
und wie die Ausbildung der Restauratoren bei uns betrieben wird. Ich sollte 
meinen, das hätte für die sämmtlichen Herren Interesse genug gehabt. Erlauben 
Sie mir einige Mittheilungen. 
Vor allen Dingen suchen wir den künftigen Restauratoren aus den reichen 
Vorräthen der Galerie die Gelegenheit zu ermöglichen, dass sie vergleichen 
können. Ausserdem werden daran Vorträge zur Belehrung angeknüpft. Herr 
Lippmann sprach sich dahin aus, dass meist verunglückte Maler sich dem 
Fache des Restaurirens zuwenden. M. H., wer als Maler verunglückt ist, wird 
als Restaurator auch kein Glück machen. Liebe und Begeisterung sind die 
einzigen Mittel, die es möglich machen, die Geduld nicht zu verlieren, das 
Meisterwerk in seiner Ursprünglichkeit womöglich wieder herzustellen. 
Indem ich Sie bitte, die Restaurirschule mit Ihrem Besuche zu beehren, 
schliesse ich meinen Vortrag und erlaube mir, da ich jetzt an einem neuen 
Restaurationsverfahren arbeite, das uns ein leichteres Vorgehen ermöglicht, 
ihnen zu versprechen, Ihnen dasselbe, sobald mich die Versuche zu einem ge- 
nügenden und sicheren Ergebnisse geführt haben werden, rückhaltslos mitzu- 
theilen, im Interesse der Sache. 
Custos Lippmann: Wir haben hier eine Vertheidigung des verstorbenen 
Directors Engert gehört, und es könnte den Anschein haben, als hätte ich bei 
einer Bemerkung einen Angriff auf den Verstorbenen gemacht und dadurch 
diese Vertheidigung hervorgerufen. Nichts lag mir ferner. Ich habe die Sache 
lediglich als ein historisches Ereignis: betrachtet. Ich habe einfach constatirt, 
dass in früheren Zeiten so restaurirt wurde. ,Es lag mir durchaus fern, irgend 
welche Persönlichkeit einfliessen zu lassen. Dasselbe gilt von dem, was ich 
über Restaurirschulen geäussert habe. Ich bin sehr erfreut, zu hören, dass 
die Herren sich in ernstem Geiste mit den Aufgaben. des Restaurirens beschäf- 
tigen, und ich habe auch sehr wohl gewusst, dass hier eine Schule besteht und 
dass sie in Wirksamkeit ist; aber mein Antrag war ein universeller. Dass 
Herr Custos Schellein uns mittheilt, dass er sich in ernster Weise mit dem 
Aufsuchen von Verbesserungen des Restaurationsverfahrens beschäftigt, dafür 
werden wir Alle ihm wohl dankbar sein. 
Dr. Bayersdorffer (München); Im Anschlusse an die Erörterungen 
über die Restaurationen und die Zustände restaurirter Bilder erlaube ich mir 
den Antrag zu stellen: 
"Der Congress wolle beschliessen, dass die Katalogeder Gemäldegalerien 
auch Angaben über den Zustand der Erhaltung der Bilder enthalten Sßllenm 
Obgleich der Vorsitzende diesen Antrag als zu der Katalogisirungs- 
frage gehörig und somit jetzt nicht mehr zulässig bezeichnet, entspinnt 
sich über denselben doch eine kurze Discussion: _ 
Prof. Woltinann: Ich halte es nicht für möglich, auf diesem Wege 
ehrliche Auskunft zu erhalten. 
Inspector Malss: Mir erscheint die Durchführung des Verlangten un- 
möglich, auch nur in annäherndem Masse. 
Dr. Bayersdorffer: Wir haben eine Reihe von Bildern, die wir histo- 
risch zurückverfolgen können bis auf die Meister selbst; aber was wir jetzt
	        
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