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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 98)

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wurde, fürfjene Industrie, welche in; früheren Zeiten eines Mittelpiinktes 
vlvilliglentbehrt, den Söhvvanktmgen der Tagesmode, den Einflüssen un- 
geregelten künstlerischen Denkens ausgesetzt war. An diesen Erfolgen 
hat die Kunstgewerbeschule einen sehr grossen Antheil, so jung sie ist. 
Was ihr diese Erfolge gesichert hat, ist in erster Linie nicht hlos das 
Talent ihrer Lehrer, sondern auch die Einträchtigkeit ihres Wirkens, die 
Hingabe an den Lehrerberuf und die Freude an der Arbeit. Und es ist 
wohl in diesem Augenblicke, wo Zöglinge der Kunstgewerbeschule aus 
der Hand des Protectors die Ehrenmedaille empfangen, unsere erste 
Pflicht, dem gesammten Lehrkörper dankende Worte der Anerkennung 
öffentlich auszusprechen." 
nAber die Ansprache, die ich hier zu halten berufen bin, gilt nicht 
den Lehrern, sondern den Schülern der Anstalt, und ich wende mich 
nun an Sie, verehrte Zöglinge des lnstitutes, sowohl an Jene, welche 
schon längere Zeit demselben angehören, als auch an die neu eintretenden. 
Sie sind berufen, dereinst praktisch dasiKunstgewerbe zu üben, als Lehrer 
in den Schulen zu wirken, als Zeichner und Modelleure Vorbilder für 
das praktische Kunstgewerbe zu schaffen. lhr Beruf wird es sein, den 
Geschmack zu veredeln, den ungebildeten zu bilden, den lehrbedürftigen 
zu belehren. Wenn Sie diese lhre künftige Mission dereinst werden voll- 
ständig erfüllen wollen, so müssen Sie den Ernst der Arbeit aus der 
Schule in das Leben mitnehmen, und die Zeit der Schule so vollständig 
als möglich ausnützen; denn diese Zeit kehrt niemals für Sie wieder, wo 
Ihnen eine Zahl ausgezeichneter Lehrer, eine vorzügliche Bibliothek und 
eine Mustersammlung von Gegenständen zur Verfügung steht, um welche 
Sie das Ausland beneidet. Seien Sie überzeugt: -- in je umfassenderer 
Weise Sie lhre Bildung hier zu erfassen anstreben, in desto dauernderer 
Weise werden Sie die Fundamente für lhr künftiges Lebensglück legen. 
Nicht Derjenige, welcher, materiellen Gewinn im Auge, rasch und über- 
stürzt seine Jugendzeit zubringt, hat- im Alter dauernden Erfolg, sondern 
Derjenige, der mit Fleiss und mit I-lingebung für sein Lebensziel arbeitet. 
- Sehen Sie sich im Kreis der ausgezeichneten Männer, die sich heute 
hier versammeln, diejenigen an, welche gegenwärtig in der Kunst und im 
Kunstgewerbe eine erste Stelle einnehmen, so werden Sie finden, dass 
sie Alle nicht nur ihrem Talente, sondern auch ihrem Fleisse und der 
ausdauernden Thätigkeit ihre Stellung verdankenm 
l ÄvUnd zu diesem Fleisse und zu dieser Ausdauer, wie in der Schule, 
so im Leben, möchte ich Sie in diesem Momente aufgefordert haben; ich 
möchte Sie erinnern, dass lhre Arbeit und Ihr Thun kein Börsenspiel ist, 
dass Sie nicht hastig nach Glücksgütern zu jagen haben, die den Men- 
schen innerlich nicht befriedigen und äusserlich auch selten zu seinem 
Lebensglücke beitragen. Nie dürfen Sie die Würde der Kunst, die Würde 
des Lehrerberufes geringschätzen; in der Pflichterfüllung und in der Arbeit 
suchen Sie lhr Glück und lhre Freude. Denken Sie in den jungen Jahren,
	        
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