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Prof. v. Lützow als Referent der Cornmission: _
Das Comite' hat sich eingehend mit den Verhältnissen der Gypslabgüsse
in sämmtlichen europäischen Museen beschäftigt und hat gehindert, dass es
nothwendig ist, namentlich nach zwei Richtungen hin vorzugehen, nämlich
erstens Schritte zu thun bei den Regierungen wegen Nenforrnung von solchen
Monumenten, welche entweder noch niemals geformt sind, zunächst also
von einer grossen Anzahl von Monumenten in Deutschland und Oesterreich
und dann auch in Italien, und wegen Wiederformung von solchen Gegenständen,
die nur in schlechten Formen vorliegen. Zweitens haben wir es als noth-
wendig erkannt, das Bedürfniss der Schulen speciell in's Auge zu fassen. Da
haben wir aber geglaubt, es sei vorläufig mit den bestehenden Gypsabgüssen
auszukommen. Und endlich haben wir uns drittens über "folgenden Antrag
lgeeinigt:
vDer kunstwissenschaxtliche Congress wolle sich an alle Museen und
Gypsgiessereien mit der Aufforderung wenden, die neuesten Verzeichnisse
ihrer Abgüsse an das Oesterreichische Museum einzusenden, sowie auch alle
späteren Abformungen der genannten Anstalt anzuzeigen. Das Oesterr.
Museum wird diese Anzeigen in seinen "Mittheilungenu zur allgemeinen Kennt-
niss bringen."
Dieser Antrag, der das eigentliche, speciell formulirte Resultat unserer
Berathungen ist, ist namentlich aus den Erwägungen hervorgegangen, dass
wohl eine grosse Anzahl von Abformungen geschehen, dass Kataloge heraus-
gegeben werden von Museen, dass aber weder über diese einzelnen Abfor-
mungen noch über diese Kataloge und ebenso wenig über die Verzeichnisse
der neuen Abformungen der Gypsgiesser in den verschiedenen Städten Kunde
vorliegt? Wir wollen also einen Centralpunkt scharfen für diese ganze Abfor-
merei, an welchem alle Nachrichten zusammenfliessen, so dass wir daraus ein
vollständiges Bild über das gewinnen, was noch zu wünschen übrig bleibt. Ich
erlaube mir also den obigen Antrag zur Abstimmung vorzulegen.
Der Antrag wird ohne iede Discussion angenommen.
Den l-lauptgegenstand der Tagesordnung bilden die Fragepunkte
unter Nr. III des Congresses, den kunstwissenschaftlichen Unterricht
betreffend:
t. Soll im Unterrichte an Mittelschulen auf Kunstgeschichte
Rücksicht genommen werden? und zwar "
a) in Verbindung mit der Geschichte?
b) in Verbindung mit dem Zeichenunterricht?
c) bei dem Unterricht in der deutschen Sprache?
d) in selbstständiger Weise? '
2. Soll und kann in Mittelschulen die kunstgeschichtliche Bildung
durch Anschauungsunterricht gefördert werden?
3. In wie weit ist für Zeichenlehrer an öffentlichen Anstalten eine
kunstgeschichtliche Vorbildung nöthig?
-4. Wie ist gegenwärtig der Zeichenunterricht für Studirende
an Hochschulen beschaffen?
5. Wie sind die Lehrmittelsamtnlungen für Kunstgeschichte,
insbesondere an polytechnischen Instituten und Universitäten in Städten,
die keine Museen und Galerien haben, gegenwärtig beschaffen? '