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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 98)

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stille ist, in einen solchen Raum, der mit Holzbildern ausgefüllt ist, so wird 
rnan ein beinahe unausgesetztes Knarren und Knistern des Holzwerkes hören, 
was dem Entstehen nahezu ebenso vieler kleiner Sprünge in den Bildern gleich- 
kommt. Ich habe beobachtet, dass Bilder, die, wie man es nennt, aufzustehen 
beginnen, d. h. solche, bei denen eben jene Trennung der Farbe von der Unter- 
lage sich vollzieht, sich beinahe wie ein hygroskopischer Apparat verhalten, und 
durch ein fortwährendes Verändern der Buckel und Beulen, durch das Höher- 
oder Flacherwerden dieser sich abhebenden Farbcompartimente die Yerhältnisse 
der sie umgebenden Atmosphäre anzeigen, so gross und sichtbar ist die Ein- 
wirkung! Und Galerien, die Schätze enthalten, wie z. B. die Braunschweiger, 
befinden sich heute noch in diesem Zustande! Sogar in den Kirchen, die doch 
auch nicht heizbar sind, sind die Verhältnisse günstiger, da dort ein fortwähren- 
der stärkerer Luftzug herrscht, daher die Temperaturausgleichungen in lang- 
samerer und gleichmässigerer Weise stattfinden. 
Ein anderer Feind der Gemälde ist der Staub durch seine chemische, 
besonders aber durch seine mechanische Einwirkung, namentlich in grossen 
Städten, wo er zum Theile aus abgeriebenen Pflastersteinfragmenten sich zu- 
sammensetzt. lch weiss nicht, ob Sie in der Weltausstellung eine kleine neu- 
erfundene Maschine bemerkt haben, die, in Kürze beschrieben, darin besteht, 
dass durch einen energischen Strom von feinem Quarzsand selbst harte Körper, 
wie Glas und Eisen, gravirt und ausgehöhlt werden können. Einem ganz ähn- 
lichen, wenn auch unendlich schwächern Einfluss unterliegen die Gemälde an 
Orten mit starker Staubbewegung, aber die Länge der Zeit summirt die fort- 
währenden, wenn auch an sich schwachen Processe, und die Bilder müssen mit 
der Zeit dadurch entschieden Schaden leiden. 
Die Forschung und Wissenschaft giebt heute gewiss Mittel an die Hand, 
um den Gefahren, denen die alten Kunstwerke ausgesetzt sind, zu begegnen 
und um gewissen Leuten recht anschaulich zu machen, wie gering die Aus- 
lagen für Schutzmassregeln im Verhältniss zum Werthe sind, den heute selbst 
nur eine mittelmässige Bildersammlung repräsentirt. ich glaube aber ferner 
auch, es wird in spätem Zeiten einmal nicht zu den geringsten Culturthaten 
unseres Jahrhunderts gerechnet werden, wenn wir durch erhöhte Sorgfalt den 
Besitz an alten Kunstwerken möglichst unversehrt den spätern Generationen 
überliefern. 
Den Gegenstand selbst habe ich Ihnen hier nur im flüchtigen Umriss zu 
schildern vermocht und ihn nur zum kleinsten Theile erschöpft, da eine de- 
taillirte Erörterung die uns hiefür zugewiesene Zeit wohl weit überschreiten 
möchte; dass er hier endlich vor das richtige Forum gebracht ist, erachte ich 
als die Hauptsache. Aber ich glaube Ihnen doch auch folgende Vorlage tür 
einen Beschluss in Form eines Wunsches, den wir vielleicht aussprechen 
können, empfehlen zu sollen: 
wDer kunstwissenschaftliche Congress erachtet es für wiinschenswerth, 
dass Commissionen eingesetzt werden, die die Restaurirung von Gemälden im 
öffentlichen Besitze in jedem einzelnen Falle anordnen, leiten und über- 
wachen. Diese Commissionen haben aus Männern, die die speciellen Fach- 
kenntnisse und kunstwissenschaftliche Bildung besitzen, zu bestehen. Ohne 
Kenntnissnahme dieser Commission darf kein in öffentlichem Besitze befindliches 
Gemälde einer Herstellung unterzogen werden. Ferner ist dafür zu sorgen, 
dass wenigstens an einer hierzu geeigneten Anstalt eines Staates oder Landes 
ein öffentlicher Lehrcurs errichtet werde für die kunstwissenschaftliche und 
technische Ausbildung von Restauratoren. Als solche Anstalten empfehlen 
sich namentlich Akademien, Galerien und technische Schulen. So lange diese
	        
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