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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 99)

Prof. Conze: Mir kommt es fast vor, als sollte man gegenüber solchen 
Klagen über Missstände, wie sie ja gewiss bestehen, ein wEile mit Weilen aus- 
sprechen. Wenn man sich einmal äussert, so muss man es nicht vergessen, 
dass die geistigen Dinge nicht so vom Staate gemacht werden können. Mir 
scheint, man soll sich immer sagen, es sind das Zukunftswünsche. Sie können 
jetzt unmöglich realisirt werden. 
Prof. Woltmann: Ich bin in dieser Hinsicht ganz mit Prof. Conze ein- 
verstanden. Ich habe das selbst ausgesprochen, dass es die grössten Schwie- 
rigkeiten haben würde, jetzt die Kräfte zu finden. Aber auf der anderen Seite 
entsteht die Schwierigkeit, die Kräfte für die Zukunft zu schulen, wenn man 
an den Universitäten keine Lehrstühle hat. Natürlich ist darauf zu achten, 
dass an den wichtigsten Stellen immer auch die richtigsten Männer stehen. 
- Gegen Herrn Dr. Dobbert muss ich bemerken, dass ich ja in keiner Weise 
daran gedacht habe, die Vertreter des Faches an den Berliner Akademien zu 
bemängeln. Ich habe die Stellung des Faches an diesen wie an vielen anderen 
Anstalten gerügt. 
Prof. Conze: Ich komme auf das Gesagte zurück. 
Dr. Dobbert: Ich finde auch alles nicht so schlimm, wie Herr Prof. 
Woltrnann es gemacht hat. Die Vertreter des kunstwissenschaftlichen Faches 
haben in den Berliner Anstalten Sitz und Stimme bei den Berathungen der 
Lehrkörper und ich sehe nicht ein, worin Prof. Woltmann die Ungehörigkeit 
findet. 
Prof. v. Lützow: Ich möchte betonen, in vollständigster Uebereinstim- 
mung mit Prof. Kinkel, dass die Hauptsache ist, nicht zu bestimmen, welche 
Stellung, sondern welche Aufgabe hat die Kunstgeschichte an Polytechniken und 
an Universitäten. 
Prof. Kinkel will in Fragepunkt III. 6 neben den Universitäten und 
Polytechniken auch die Vertretung der Kunstgeschichte an Kunstakademien auf- 
genommen wissen. - Es wird demgemäss beschlossen. 
Prof. v. Liitzow wird zum Referenten über diesen Punkt bestimmt. 
Hofrath v. Eitelberger: Es ist unsere Aufgabe, wissenschaftlich zu 
arbeiten. Ich habe es selbst erlebt: jemehr wir in die Lage gekommen sind 
zu arbeiten, desto mehr Früchte haben wir geerntet. Alle älteren Fachgenossen 
wissen, welche Schwierigkeiten es gekostet hat. das Fach überhaupt an Univer- 
sitäten einzuführen. Als ich mich im Jahre 1845 als Docent gemeldet habe, 
hat die Studien-Hofcommission zwei Jahre darüber berathen, ob meinem An- 
suchen zu willfahren sei. Die Studien-Hofcommission hat erst über die Docentur 
und dann über den neuen Gegenstand so lange berathen. - 
Der hiermit erledigten Tagesordnung wird noch die Erörterung einer 
Vorlage angeschlossen, die von Prof. Langl (Wien) eingereicht ist. Der- 
selbe beantragt: 
Dem alle zwei Jahre tagenden kunstwissenschaftl. Oongresse seien alle in 
dieser Zwischenzeit erschienenen Lehrmittel, welche auf den kunstwissenschaft- 
liehen Unterricht Bezug haben, vorzulegen, und der Congress gebe über die 
Zulässigkeit derselben für den Gebrauch an öffentlichen Unterrichtsanstalten 
sein Votum ab. , 
Die vom Congresse als vempfehlenswerthu bezeichneten Lehrmittel seien 
jeweilig den Unterrichtsbehörden bekannt zu geben. 
Prof. Langl (Wien): Mein Antrag bezieht sich nur auf die Lehrmittel, 
welche auf den Kunst- und kunstwissenschaftlichen Unterricht in der Mittel- 
schule sich beziehen, und da wäre es sehr wünschenswerth, wenn von einer 
Corporation, wie der Congress ist, eine strenge Kritik geübt würde.
	        
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