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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 99)

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Dostarrolehlaohe lluoonqraphis. 
Zur Realisirung dieses vom k. k. Unterrichtsministerium unterstützten Unterneh- 
mens wurde im verflossenen Sommer der erste Schritt gethan. Die Herren Professoren 
der Prager Universität Dr. Otto Benndorf und Dr. Otto Hirschfeld haben im Interesse 
der Museographie Siebenbürgen bereist, um die römisch-deutschen Alterthümer dieses 
Landes, vorzugsweise wie dieselben in Museen zerstreut vorgefunden werden, der Wis- 
senschaft zuzuwenden, wobei Prof. Benndorf sich mehr dem kunstgeschichtlichen und 
archäologischen, Prof. Hirschfeld dem epigraphischen Theil der Aufgabe unterzog. Die 
Reise wurde von Klausenburg uberlThorda, Karlsburg, ZaIetnaAAbundbanya, Dora, Hatzeg, 
Blasendorf und Hermannstadt gemacht. Die beiden Herren hatten hiebei mannigfache Be- 
schwerden zu erleiden, nicht nur solche, die sich durch die wenig civilisirten Verhalt- 
nisse des Landes, die ungenügenden Verkehrsmittel und die schwierige Beschaßung des 
Nöthigsten ergaben, sondern auch insbesondere durch die grosse lnteresselosigkeit der 
Bevölkerung gegen die zahlreich im Lande vorhandenen Denkmale, deren Erforschung 
und Conservirung. Um so erfreulicher musste es sein, dass sie an Herrn Carl v. Torma, 
dessen Kenntnisse und Gefalligkeit bereits Mommsen bei seinen dortigen Studien kennen 
gelernt hatte, einen hilfreichen Förderer fanden. Prof. Hirschfeld lenkte seine Aufmerk- 
samkeit hauptsächlich auf die lnscriptionen des Landes, deren Veröffentlichung er an das 
grossartige Werk Corpus inscr-iptionum anzulehnen beabsichtigt. Obwohl Mommsen selbst 
Siebenbürgen bereiste, gelang es Prof. Hirschfeld dennoch, an 60 unbekannte lnschriften 
zu entdecken, deren mehrere höchst interessante Resultate liefern. Auch durch die sorg- 
fältige Revision der publicirten ergab sich vielfach Neues von Wichtigkeit. 
Am 8. September erstattete, nach überstandener Krankheit, auch Prol. Dr. Otto 
Benndorf von Kronstadt einen Bericht. Trotz aller Misslichkeiten, die dem Forscher sich 
in diesem Lande entgegenstellten, war auch die Ausbeute Prof. Benndorfs eine ergiebige. 
Er machte eine bedeutende Zahl Reliefs, Statuen, Bronzen und geschnittener Steine aus 
Privatbesitz ausfindig, welches Material durch genaue Beschreibung, Skizzemltheilweise 
durch ausgeführte Zeichnung und Photographien aufgenommen wurde. Der antiquarische 
Werth dieser Funde ist ein sehr bedeutender, namentlich vom Gesichtspunkte der Ent- 
wicklung jener provinciellen Kunst , die sich allüberall an die vollendeten Vorbilder der 
Kunst in der Hauptstadt des Weltreiches anzuschliessen strebte. Beide Herren sprachen 
in diesen Berichten den dringenden Wunsch aus, auch Bukarest und Orsova besuchen 
zu können, wo Mommsen nicht gewesen war und manches Wichtige eine lohnende Aus- 
beute zu verheissen schien. Der Erfolg hat dieser Erwartung entsprochen. 
Prof. Benndorf hat im Besitz eines Privaten in Orsova eine sehr merkwürdige 
Bronzemaske entdeckt, welche durch die Kunstlerinschrift: T. Pll. PRlSCl ausgezeichnet 
ist, und bemerkte ferner, dass Bukarest das Meiste und Wichtigste unter allem was die 
Reise an den Tag fordert, geboten habe. Auch sind dies bisher vollkommen unbekannte 
Gegenstande. Aus dem Hermannstadter Museum entnahm Prof. Benndorf den Umbo 
eines Legionsschildes mit Genienfiguren und lnschriften in einer Art Sgratfito versehen, 
um ihn an das Oesterr. Museum in Wien zu senden, wo derselbe durch einen Schüler 
der Kunstgewerbeschule, Herrn Macht, in Farben copirt wurde. 
Die ganze Reise dauerte vom 4. August bis zum 28. September. Bis zum so. 
waren beide Herren gemeinsam auf der Expedition, und trennten sich erst an diesem Tage 
in Bazias. Es wurden alle Museen Siebenbürgen! sowie dessen antike Fundstellen mit 
Ausnahme des Nordens in Untersuchung gezogen, ausserdem Bukarest und Belgrad be- 
rührt und die dortigen öffentlichen und Privatsammlungen besucht. Von Bazias reiste 
Prof. Hirschfeld direct zurück, während Prof. Benndorf sich über Arad und Karlsburg 
noch einmal nach Klausenburg zuruckbegab und erst am 28. September in Wien einlangte. 
Am 8. November berichtete Prof. Hirschfeld ausführlich über die zu unternehmen- 
den Publicationen der gewonnenen Resultate. Zunächst ist der Reisebericht vollendet. 
Die Publication der lnschriften sammt Anmerkungen denkt Hr. Prof. Hirschfeld in 
den Weihnachtsferien so Weit zu fordem, dass der Druck im neuen Jahre sogleich be- 
ginnen kann. Zugleich wird derselbe eine Reihe von Vorschlagen behufs Conservirung 
und Publication der epigraphischea Denkmäler in Oesterreich verfassen. Endlich wird 
in späterer Zeit eine grossere Publication, von den beiden Professoren verfasst, die den 
Bericht über diese erste, an Ergebnissen für die Wissenschaft reiche Expedition der 
osterr. Museographie enthält, erscheinen.
	        
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