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wirken, als man dieselben mit Zeichen- und Modellirschulen in eine mehr
oder minder directe Verbindung zu bringen gewillt ist.
ln Prag hat Frau Anna Fingerhut vor ihrem in diesen Tagen
erfolgten Ableben die Summe von 150.000 H. zur Errichtung eines Ge-
werbemuseums testamentarisch vermacht. Da in Prag sich bereits eine
gute Gewerbeschule befindet, vom Unterrichtsministerium eine allgemeine
Zeichenschule, vom Handelsministerium eine Fachzeichen- und Modellir-
schule für die dort so ausgedehnte Silber- und Goldschmiedekunst errich-
tet werden, so vereinigen sich Bestrebungen verschiedener Art, um die
Reform auf dem Gebiete der Industrie und der Kunstgewerbe zu fördern.
Kleine Anfänge für Specialmuseen sind durch das Handelsministerium
in Znaim und Carlshad gemacht worden, wo in Verbindung mit den
dortigen Fachschulen Sammlungen von keramischen Originalen, welche in
Form oder Farbe als Muster gelten können, angelegt werden.
e (Der Besuch des Museums) belief sich im Monat October auf 15.935 Personen.
(Neu ausgestellt im November): Zahlreiche Objecte zur Ausstattung des Orien-
talischen Gemaches als: Matten, Teppiche, Möbel, Tabourets, Casseten, Musikinstrumente,
Gefässe, Laternen, Sättel und Zaumzeug. - Ein, japanesischer Sattel, Lackarbeit und
Leder, 15. Jahrhundert. - Chinesisches Tischchen von eingelegter Arbeit und geschnitzt:
Schirmwande. - Geschnitzter Schrank von 1687, deutsche Arbeit. - Englische, franzö-
sische und deutsche Poterien. - Persische Metallgefässe. - Grosses Service von Sevres-
Porzellan, Eigenthum des Fursten Repnin. - Eingelegte Schränke, ehemals im Besitze
der Braunschweigschen Herzoge. - Copie von Gasse r's Donauweibchen in Marmor. -
Gypsabgusse nach Atheniensischen Grabmalern.
(Kunatgewerbesehule) Die Zahl der inscribinen Schiller beträgt in diesem
Wintersemester 2.06, darunter 29 Damen. ttS Schüler befinden sich in der Vorbereitungs-
schule. Der Nationalität nach sind tog aus Niederösterreich, at aus Böhmen, 18 aus
Mahren, io aus Ungarn, 5 aus Croatien, 13 aus dem deutschen Reiche.
Die meisten Abtheilungen sind so überfüllt, dass die Aufnahme neuer Zdglinge
oder Hospitanten sistirt werden musste. Viermal die Woche muss wegen Mangel an
Unterrichtsräumen der Bihliothekssaal als Zelchensaal benutzt werden.
Mit diesem Semester tritt auch der Lehrcurs zur Heranbildung von Zeichenlehreru
in volle Wirksamkeit. Eine Reihe von Stipendiaten des Unterrichts- und Handelsmini-
steriums und des General-Commando in Agram befinden sich in diesem Curse.
(Vorlesungen im Iuaeum.) Die Donnerstagvorlesungen haben am 6. Nov. mit
einem Vortrage des Directors v. Eitelberger über die Reform des Zeichenunterricbts
in Oesterreich ihren Anfang genommen; dieser Vortrag wird mit dem Jauuarhefte der
Mittheilungen ausgegeben werden. Am 13. Nov. folgte Prof. Conze's Vortrag über die
trojanischen Ausgrabungen Scbliemands, am 20. und 27. Reg. Rath Prof. Neumann:
Wirthschaftliche Bilder aus der Weltausstellung.
(Die Bibliothek 1168 Museums) ist wie alljlhrlich, an auch in diesem Winter,
und zwar vorn u. November an, yeden Dienstag und Mittwoch Abends von 6-87,
Uhr zur unentgeltlichen Benutzung dem zeichnenden und lesenden Fachpublicum geöifnet.
(Galvanoplastiaohe Ausstellungen) Die Herren Franehi und Elkington in
London werden im Oester. Museum eine permanente Ausstellung von galvanoplastischen
Nachbildungen von alten Originalwerken veranstalten.
(Preisvarzeiohniaa von Gypsguasen.) in Ausführung der Beschlüsse des ersten
kunstwissenschaftlichen Congresses in Wien werden vom Jänner 1874 angefangen in den
Mittheilungen sowohl die Preisverzeichnisse der Gypsgusse, wenn solche von olfentlichen
Sammlungen und Museen ausgehen, als auch die Adressen der verschiedenen Gypsgiesser
des lnlandes und Auslandes rnitgetheilt werden.
(Antrag wegen des Kunatausatellungsgabaudes auf dem Weltausstel-
lungsplatae.) Das Professoren-Celle tum der Akademie der bildenden Künste hat sich
nach einstimmigem Beschluss an das nterrichts-Mtnisterium mit dem Antrage gewendet,
es mochten die der Kunst und den Amateurs gewidmeten Weltausstellungsgebaude für
Zwecke der bildenden Kunst erhalten bleiben. Bekannt ist es, dass sich insbesondere die
Bildhauer, aber auch die Maler, welche grossere Ateliers brauchen, und bis zur Vollen-
dung des Alndemiegebäudes die Akademie selbst_in der grossten Ateliernoth befindet.
Die Zahl der disponiblen Ateliers ist an und für SlCll eine sehr geringe, und der Preis
derselben ein fast unerschwiaglicher. Die Adaptirung der Amateursräume in Atelier-s ist