teresse war zu erfahren, wie hervorragende Männer der Wissenschaft und der
Pädagogik sich zu diesen Fragen verhalten. Die Regierungen also werden von
dem Congresse eine desto entschiedenere Förderung erfahren, je gründlicher
derselbe vorgeht.
Geheimerath Schöne: Im Anschluss an einen Punkt, der hier hervor-
gehoben ist, möchte ich mir die Bitte erlauben, dass man einer ganz beson-
deren Berücksichtigung den Unterschied der verschiedenen Arten der Mittel-
schulen unterwirft, welche hierbei in Betracht kommen. Ich würde z. B. in
Bezug auf das Gymnasium mich durchaus den Ausführungen einiger geehrten
Vorredner anschliessen, welche denselben den kunstgeschichtiichen Unterricht
fernhalten wollen; ich glaube aber, dass die Realschule in dieser Beziehung
eine grundsätzlich andere Stellung einzunehmen hat, und ich weiss nicht, ob
hier der Punkt d - Behandlung der Kunstgeschichte - in vollständiger Weise,
in so schroffer Weise, wie Professor Springer thut, abgelehnt werden darf.
Dr. Bruno Meyer: Ich halte es im gegenwärtigen Stande der Debatte
für sehr erspriesslich, dem Antrage Kinkel sofort Statt zu geben. Der durch
die Springefsche Zusendung etwas aus der Bahn gelenkte Gang der heutigen
Discussion hat die auf der Tagesordnung verheissenen drei Referate über die
Unterrichtsfrage präcludirt und uns dadurch des Vortheils zum grossen Theile
verlustig gehen lassen, den wir an den beiden ersten Tagen des Congresses
durch abgerundete Referate am Eingange der Berathung gewonnen haben. Die
Sache scheint sich mir jetzt hauptsächlich zur weiteren Erwägung in einem
engeren Kreise der ihr näher stehenden Fachmänner zu eignen, die dann mit
dem abgeklärten Ergebnisse dieser Verhandlungen wieder vor den Congress
treten mögen. Es wird sehr wohl möglich sein, bis morgen eine solche Vor-
lage zu beschaffen; und ich halte es für einen Gewinn, wenn wir diese überaus
wichtige Frage nicht dem nächsten Congresse überantworten, sondern was un-
sererseits zu thun möglich ist, sogleich verrichten. Ich bin unbescheiden genug,
auch mich selbst zu dieser Commission vorzuschlagen, da ich ja zu einem
der programmmässigen Referate angemeldet war und, wie manchem der Herren
vielleicht bekannt ist, mich seit Jahren praktisch und theoretisch gerade mit
den hier einschlagenden Dingen beschäftigt habe.
Superintendent Teutsch zieht eventuell und vorläufig seinen An-
trag zurück.
Der Antrag Kinkel wird hierauf angenommen.
In die Cornmission werden berufen: Professor Conze, Hofrath v.
Eitcelberger, Professor Kinkel, Professor Langl, Dr. Bruno Meyer,
Professor Reber, Geheimerath Schöne und Professor Woltmann.
Der Vorsitzende leitet die Discussion über Punkt 4. ein:
nWie ist gegenwärtig der Zeichenunterricht für Studirende an!
Hochschulen beSchaEenPM
Die Fragestellung rechtfertigt sich durch die Erfordernisse der Praxis.
Die Hochschule hat den Unterricht im Zeichnen wie den in der Kunstgeschichte
in der bedauerlichsten Weise vernachlässigt, und die Professoren der verschie-
denen Disciplinen fangen an, die üblen Folgen davon zu verspüren. Je mehr
die Wissenschaften hervortreten und der Schwerpunkt der Akademie auf die
exacte Beobachtung fallt, und damit zugleich die Fertigkeit, das Geschaute im
Abbilde fest zu halten, zum unabweisbaren Bedürfnisse wird, um so mehr er-
weist sich der Zeichenunterricht der Gymnasien unzureichend, und die Studi-
renden finden sich ihren Studiengegenständen gegenüber in der misslichsten
Lage. Mediciner und Physiker, Anatomen und Physiologen, Zoologen und