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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 99)

teresse war zu erfahren, wie hervorragende Männer der Wissenschaft und der 
Pädagogik sich zu diesen Fragen verhalten. Die Regierungen also werden von 
dem Congresse eine desto entschiedenere Förderung erfahren, je gründlicher 
derselbe vorgeht. 
Geheimerath Schöne: Im Anschluss an einen Punkt, der hier hervor- 
gehoben ist, möchte ich mir die Bitte erlauben, dass man einer ganz beson- 
deren Berücksichtigung den Unterschied der verschiedenen Arten der Mittel- 
schulen unterwirft, welche hierbei in Betracht kommen. Ich würde z. B. in 
Bezug auf das Gymnasium mich durchaus den Ausführungen einiger geehrten 
Vorredner anschliessen, welche denselben den kunstgeschichtiichen Unterricht 
fernhalten wollen; ich glaube aber, dass die Realschule in dieser Beziehung 
eine grundsätzlich andere Stellung einzunehmen hat, und ich weiss nicht, ob 
hier der Punkt d - Behandlung der Kunstgeschichte - in vollständiger Weise, 
in so schroffer Weise, wie Professor Springer thut, abgelehnt werden darf. 
Dr. Bruno Meyer: Ich halte es im gegenwärtigen Stande der Debatte 
für sehr erspriesslich, dem Antrage Kinkel sofort Statt zu geben. Der durch 
die Springefsche Zusendung etwas aus der Bahn gelenkte Gang der heutigen 
Discussion hat die auf der Tagesordnung verheissenen drei Referate über die 
Unterrichtsfrage präcludirt und uns dadurch des Vortheils zum grossen Theile 
verlustig gehen lassen, den wir an den beiden ersten Tagen des Congresses 
durch abgerundete Referate am Eingange der Berathung gewonnen haben. Die 
Sache scheint sich mir jetzt hauptsächlich zur weiteren Erwägung in einem 
engeren Kreise der ihr näher stehenden Fachmänner zu eignen, die dann mit 
dem abgeklärten Ergebnisse dieser Verhandlungen wieder vor den Congress 
treten mögen. Es wird sehr wohl möglich sein, bis morgen eine solche Vor- 
lage zu beschaffen; und ich halte es für einen Gewinn, wenn wir diese überaus 
wichtige Frage nicht dem nächsten Congresse überantworten, sondern was un- 
sererseits zu thun möglich ist, sogleich verrichten. Ich bin unbescheiden genug, 
auch mich selbst zu dieser Commission vorzuschlagen, da ich ja zu einem 
der programmmässigen Referate angemeldet war und, wie manchem der Herren 
vielleicht bekannt ist, mich seit Jahren praktisch und theoretisch gerade mit 
den hier einschlagenden Dingen beschäftigt habe. 
Superintendent Teutsch zieht eventuell und vorläufig seinen An- 
trag zurück. 
Der Antrag Kinkel wird hierauf angenommen. 
In die Cornmission werden berufen: Professor Conze, Hofrath v. 
Eitcelberger, Professor Kinkel, Professor Langl, Dr. Bruno Meyer, 
Professor Reber, Geheimerath Schöne und Professor Woltmann. 
Der Vorsitzende leitet die Discussion über Punkt 4. ein: 
nWie ist gegenwärtig der Zeichenunterricht für Studirende an! 
Hochschulen beSchaEenPM 
Die Fragestellung rechtfertigt sich durch die Erfordernisse der Praxis. 
Die Hochschule hat den Unterricht im Zeichnen wie den in der Kunstgeschichte 
in der bedauerlichsten Weise vernachlässigt, und die Professoren der verschie- 
denen Disciplinen fangen an, die üblen Folgen davon zu verspüren. Je mehr 
die Wissenschaften hervortreten und der Schwerpunkt der Akademie auf die 
exacte Beobachtung fallt, und damit zugleich die Fertigkeit, das Geschaute im 
Abbilde fest zu halten, zum unabweisbaren Bedürfnisse wird, um so mehr er- 
weist sich der Zeichenunterricht der Gymnasien unzureichend, und die Studi- 
renden finden sich ihren Studiengegenständen gegenüber in der misslichsten 
Lage. Mediciner und Physiker, Anatomen und Physiologen, Zoologen und
	        
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