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ergänzt durch jene von Büchern in Schaukästen in der Mitte des Vor-
lesesaales. Den Beginn machen die eigentlichen Costümwerke und
da finden wir wieder die besten und vorzüglichsten Werke in Original-
ausgaben vertreten, wie Bertelli, Vecellio, J. Ammann, Bruyn als Reprä-
sentanten des 16. Jahrhunderts und nicht minder interessante Werke des
17. und 18. Jahrhunderts. An diese reihen sich Fecht- und Exercir-
bücher, wie Frundsbergs Kriegsbuch, Meyers Fechtbuch, De Gheyn's
Exercirreglement, das älteste existirende, welches die Commandowotte des
Herzogs Moriz von Oranien illustrirt, und welchem alle späteren illustrirten
Exercirreglements nachgebildet wurden. Sodann beginnen die Feste,
Aufzüge u. dgl. mit zwei Turnierbüchern, dem Leichenzuge Kaiser Karl V.;
weiter werden uns l-Iochzeitsfeierlichkeiten, Kindtaufen, feierliche Einzüge,
Festschiessen, Krönungsfeierlichkeiten, Huldigungsacte u. s. w. vorgeführt.
Den Schluss machen einige Chroniken, Wappen- und Stammbücher, Zeit-
schriften u. A., mit interessanten Costümabbildungen bis zum Jahre x82?)
reichend, um die Aufmerksamkeit des Publicurns auch auf diese Gruppen
der Kupferstichsammlung und Bibliothek zu lenken. Mögen auch hie
und da für Fachmänner einzelne Lücken sich bemerkbar machen, so ist
es doch erfreulich, dass das Museum eine solche Ausstellung au s eigen ern
Besitz zu veranstalten schon im Stande ist.
(speoialausstenung älterer Möbel.) In Uebereinstimmung mit
dem Curatorium hat die Direction des Oesterr. Museums für Kunst und
Industrie beschlossen, für die Sommermonate eine Specialausstellung älterer
Möbel zu veranstalten. Diese Ausstellung, welche nach Möglichkeit die
verschiedenen Style der Vergangenheit repräsentiren und nur Originale,
weder Copien noch moderne Neubildungen in älteren Stylen enthalten
soll, wird ebensowohl das Interesse aller Kunstfreunde erregen, als sie
bestimmt sein soll, dem Publicum wie dem Kunstgewerbe zur Belehrung
und Aufklärung zu dienen.
Um diese Ausstellung so reich und interessant wie möglich zu machen,
hat sich die Direction des Oesterr. Museums an diejenigen Herren ge-
wendet, welche Besitzer entsprechender Gegenstände sind, sie ersuchend,
mit denselben die beabsichtigte Ausstellung bereichern zu wollen. Sie
richtete an dieselben die Bitte, dieses Unternehmen unterstützen zu wollen
und solche Gegenstände in ihrem Besitze, die für dasselbe geeignet sind,
als Schränke, Kasten, Bülfets, Sitzmöbel, Consolen, geschnitzte Rahmen,
Spiegel u. s. w. für die Zeit der Ausstellung herzuleihen.
Da die Ausstellung Anfangs Juni eröffnet wird, so ist es wünschens-
werth, dass die Gegenstände, welche zur Ausstellung bestimmt sind, be-
reits vor Pfingsten im Museum eiutreffen. Die Ausstellung wird An-
fangs October l. J. geschlossen und werden die Gegenstände alsdann sofort
zurückgesendet werden. lm Falle es gewünscht wird, würde das Museum
die Kosten des Transportes tragen.
(llr. Wood über den Dlauatempel in Epheeus.) Mr. J. T. Wood, der bri-
tische Architekt und Arehaolog, welchem die wen die Aufdeckung des Dianatempels von
Ephesus verdankt, erstattete Donnerstag den 23. April vor einer sehr zahlreichen Ver-
llmmlnng im Oesterr. Museum Bericht über den Gang und die Ergebnisse seiner Arbeit.
Mehr als zehn Jahre seines Lebens hat Mr. Wood diesem Unternehmen gewidmet. Im
Jahre 1863 begann er auf eigene Kosten seine Forschungen auf dem Ruinenfeld von
Ephesus; aufgefundene griechische Inschriften und die Bestimmung mehrerer Thore gaben
die Grundla e für die scharfsinnigen und nach langen, vielfach vergeblichen Bemühungen
durch den olg bekraftigten Combinarionen über die Lage des Tempels. 186g gelang es
dem Forscher, die Lage des Tempels in dem Diluvialgebilde des Kayster festzustellen, und
die Mittheilung dieser Thatsache nahm in En land, wo langst die Aufmerksamkeit sich
d'air Arbeiten des energischen Mannes zugewen et hatte, dermassen das allgemeine Interesse