des Brettes heraustreten und nur dadurch sich abheben, dass der Grund
ein wenig ausgestochen und einfach, gewöhnlich in Blau oder Roth, ge-
färbt ist. Es gehört zu diesen Arbeiten, wenn anders sie einigermassen
auf Kunst und Reichthum Anspruch erheben, ein reicher Eisenbeschlag,
der mit Bändern, Schloss, Handgriffen und Beschlägen den malerischen
Effect erhöht, indem das Eisen in seiner gewohnten Verzinnung silbern
glänzend und durchbrochen gehalteii auf rother oder blauer Unterlage an-
gebracht ist. Die Heimat dieser gothischen Möbel ist vorzüglich Salz-
burg und Ober- und Nieder-Baiern.
Das Museum besitzt ein wohlerhaltenes Prachtstück dieser Art mit
dem reichsten und feinsten Eisenbeschlag, das Geschenk einer bairischen
Herzogin an das Kloster Altornünster aus dem Ende des fünfzehnten Jahr-
hunderts, indess befindet es sich unten im gewöhnlichen Möbelsaal und
nicht in jenen Räumen, welche der in Rede stehenden Special-Ausstellung
gewidmet sind. Doch auch diese hat einige Beispiele, und zwar in einem
grossen Kasten und in einem Tische, beides Eigenthum des Antiquars
Pollak in Salzburg (Nr. 23 und 21 des Katalogs). Der Kasten ist aller-
dings minder fein als der des Museums und sein Eisenbeschläge, weit
späteren Datums, gehört ihm nicht, doch ist das Stück immerhin charak-
teristisch. Dasselbe gilt von dem Tisch, einem Möbel, das um so inter-
essanter ist, weil man es seltener findet als den Kasten. Das grelle Ultra-
marin, mit welchem die Gründe zwischen dem Ornament ausgefüllt wor-
den, ist allerdings eine kleine Barbarei. Ein echtes gothisches Möbel ist
niemals mit Ultramarin bemalt gewesen, weil diese Farbe für die grosse
Fläche damals viel zu theuer war.
Als die zweite Art oder Stufe würden wir diejenigen Möbel betrach-
ten, welche mit dem architektonischen Masswerk verziert sind. Auch das
ist kein eigentliches Relief, da es sich nicht frei aus der Ebene herausbe-
wegt, doch ist es, wenn richtig gehalten, bereits auf Licht und Schatten
berechnet. Auch diese Art pflegt wohl den tiefen Grund in Farbe zu
setzen oder auch das Masswerk gleich den steinernen Fensterrosetten durch-
brochen zu halten. Sie ist mit verschiedenen Gegenständen vertreten,
gröberen und feineren, sehr gut insbesondere in Nr. 3x, einem kleinen
Geschirrkasten mit offenem Untertheil, welcher Eigenthum des Antiquars
Zelebor in Wien ist. Hier geht das feine Masswerk in streng gothi-
sches Laubwerk über. Ein anderer ähnlicher Kasten, aber mit geschlos-
senem Untertheil, Nr. 25 des Katalogs, gehört demselben Antiquar. Hier
ist die Masswerkrosette leicht durchbrochen gehalten und lässt dadurch
Luft in das Innere eintreten. Bei diesen Möbeln finden sich die Seiten
zuweilen mit etwas freierem Ornament verziert, das jedoch nur aus dem
Brett geschnitten und sehr leicht und frei gehalten ist; häufig begegnet
uns auch das allbekannte gothische Motiv der imitirten Pergarnentrolle.
Das bedeutendste Stück in diesem Genre ist jedenfalls der grosse
Credenzkasten des Fürsten Friedrich Liechtenstein, der über und