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angewendet. Alsbald tritt aber zu diesem plastisch verzierten Mobiliar
ein malerisch verziertes hinzu, das sich zwar in derselben Structur hält,
aber seine Glieder und Füllungen mit verschiedenfarbigem Holze schmückt.
Für beide Arten so wie für ihre mannigfachen Abarten, die sich nach
Zeit und Ländern scheiden, bietet unsere Ausstellung zahlreiche und
charakteristische Beispiele.
Als eine Besonderheit, die aus dem geschilderten Rahmen des Re-
naissance-Mobiliars herausfällt, gedenken wir zunächst zweier sehr ähn-
licher Kästen spanischer Herkunft, der eine (Nr. 30) Eigenthum des Gra-
fen Ernst Hoyo s, der andere (Nr. m2) des Herrn Fr. von Rosen berg.
Beide sind einfach in ihrer Construction, die obere Hälfte mit einer Klappe
geschlossen, die sich herablässt und auf Schieber legt, so dass sie wohl
als Secretäre oder Schreihkästen gedient haben. Sie gehören dem sech-
zehnten Jahrhundert an, sind aber ganz im Gegensatz zu allen gleich-
zeitigen Möbeln glatt und ilach, ohne alle Profilirung. Was sie aus-
zeichnet. ist ein reicher und origineller, ehemals ganz vergoldeter Eisen-
beschlag, der die Klappe bindet, und ein zierliches geometrisches Arabes-
kenornament, das sich besonders über die zahlreichen Lädchen im Innern
verbreitet. Wir erkennen an diesen Eigenthümlichkeiten, dass wir es mit
einer maurischen Reminiscenz zu thun haben.
Die gleiche Reminiscenz rufen uns zwei andere Kästen aus dem Be-
sitz des Herrn von Rosenberg wach (x03, 1.04), welche ganz mit Cor-
duanleder überzogen sind. Auch sie sind spanischen Ursprungs, aber min-
destens um ein halbes Jahrhundert jünger als die eben erwähnten Schreib-
kästen. Bei dem Mangel aller Gliederung besteht ihre Verzierung, ganz
dem Material entsprechend, in eingepressten Goldarabesken und dazwischen
in Medaillons mit Reiterliguren. Die einen wie die anderen Gegenstände,
jene Schreibkästen wie diese mit Leder überzogenen, sind uns hier in
unserer Gegend eine seltene Erscheinung.
Die pyrenäische Halbinsel hat uns noch andere Seltenheiten der
späteren Renaissance gesendet, die wir gleich hier besprechen wollen, ob-
wohl sie etwas jüngeren Datums sind. Es ist ein grosses Bett (Nr. 135),
eine Commode (Nr. in) und ein Cahinetkasten (Nr. rot), beide letztere
mit einem entsprechend gearbeiteten Untersatz, sämmtlich aus Portugal
stammend, der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts angehörig und
Eigenthum des Herrn von Falbe, k. dänischen Gesandten. Sie bieten
wenig Beziehung zu den gewöhnlichen Eigenschaften der Renaissance-
Möbel, zu denen sie doch zu zählen sind.
Das Charakteristische des Bettes besteht in der überaus reichen Ver-
wendung gedrehter Säulen und Säulchen, welche nicht blos als Stützen,
sondern auch als Decoration Dienste zu leisten haben. Cabinet und Com-
mode sind dagegen mit dem wellenförmigen Ornament bedeckt, das man
nPassichtarbeitu zu nennen pflegt und das im siebzehnten Jahrhundert bei
Rahmen und Elfenbeingegenständen in häufigem Gebrauche stand. Die