so gesunder und solider Natur, dass sie unserem leichtfertigen und brech-
lichen modischen Mobiliar gegenüber mit der Vornehmlich alter Geschlech-
ter auftreten und der reichsten und kunstvollsten Behausung würdig er-
scheinen.
Das beste und zierlichste Stück darunter vom Standpunkt der Aus-
führung, zugleich das älteste, ist Nr. 63, ein kleiner Geschirrkasten mit
offenem Untertheil, dessen gut geschnittenes Ornament noch die bekann-
ten Züge der deutschen Kleinmeister trägt. Es ist Eigenthum des Herrn
Ernst Weyden und stammt vom Nieder-Rhein. Ihm nähert sich ein
zweites Stück desselben Besitzers, Nr. 65. in dieselbe Kategorie gehört
auch Nr. x17, eine reich verzierte und reich gegliederte Credenz mit trep-
penförmigem Aufsatz und hoher Krönung, aus der Zeit von 1580 bis
i6oo, Eigenthum des Grafen Nako, so wie das aus Köln stammende Bett
aus der Sammlung des Fürsten Johann Liechtenstein, ein sehr gutes
Stück niederrheinischer Arbeit vom Anfange des 17. Jahrhs. (Nr. 33.)
Ganz verwandter Art sind die Kästen und Credenzen, welche uns
die dänische Halbinsel mit Schleswig und Holstein in den letzten Jahren
durch Vermittlung hamburgischer Antiquare gesendet hat. Die ziemlich
roh, mitunter aber auch vortrefflich ausgeführten Reliefs, welche gewöhn-
lich das ganze Stück bedecken, sind meistens der biblischen Geschichte
entnommen. Das Museum besitzt schon längere Zeit mehrere Gegen-
stände dieser Art; ein neues, das auch durch seinen Bau interessirt, ist
unter Nr. r ausgestellt. Ein bedeutenderes Stück, ein Wandkasten mit
zurücktretendem Oberbau und vortretendem, von Karyatiden getragenen
Gesims, mit den Darstellungen von Christi Auferstehung und Christus als
Gärtner, ist Nr. 89, Eigenthum des Herrn von Falbe, aus der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, etwa vom Jahre 1640. Hieher gehört auch
der etwas widerrechtlich schwarz geheizte Kasten Nr. 64 mit seinen zahl-
reichen Reliefs.
Herr v. Falbe, dem die Ausstellung auch die portugiesischen .Ge-
genstände, die wir bereits früher besprochen haben, verdankt, hat noch
einen anderen, höchst interessanten Beitrag geliefert, der unsere Kenntniss
vom Mobiliar der Renaissance vermehren hilft. Es sind zwei Wand-
kästen von scandinavischer Arbeit, Nr. 88 und 9x, von denen namentlich
der zweite, dessen Bau sich übrigens in den einfachen und schönen For-
men einer reinen Renaissance hält, sich durch seine Einlagen von schwar-
zem Holze, ein: specifisch-scandinavische Art der Decoration, auszeichnet.
Diese angemessene, wenig kostbare Verzierung, von so feiner und ele-
ganter Wirkung, verdiente Einführung in unser modernes Mobiliar.
Alle diese bisher besprochenen Kästen, Schränke und Buffets der
Renaissance tragen insofern wohl einen gewissen architektonischen Cha-
rakter, als ähnliche Principien ihre Construction beherrschen. Aber sie
haben doch ihre Bauformen für sich; es sind eben specifische Möbelfor-
men, die weder der Architektur nachgeahmt sind, noch nach denen sich