Das Local ist das Ausstellungsgebäude in der Nähe des Giardino
pubblico (Via Palestro). Dasselbe hat als Kern einen Saal, wenig länger
als breit, welcher durch die ganze Höhe des Gebäudes gehend, sein Licht
durch die unmittelbar unter dem Dache auf allen vier Seiten angebrachten
Fensterreihen erhält und im Erdgeschoss wie im ersten Stock von Ar-
caden umgeben ist. Nicht nur Wände und Pfeiler dieses Saales und die
Brüstung der Galerie sind durchaus mit Gobelins behängt, sondern ebenso
auch noch ein vier rechtwinklige Cabinete und vier Winkel zwischen den-
selben bildendes Gerüst in der Mitte des Raumes. Mindestens sechzig
Gobelins grössten Formats aus den Arazzisälen in Mailand, Florenz
u. s. w. sind auf solche Weise angebracht, der Mehrzahl nach freilich aus
dem vorigen Jahrhundert. So eine Anzahl mit Schäferscenen nach Com-
positionen von Boucher, ferner mehrere aus einem grösseren Cyclus,
welcher die Abenteuer Don Quixote's darstellt. Ausserdem befinden sich
noch in einigen Seitensälen Gobelins, darunter die merkwürdigsten die
Gemälde aus der Schlacht von Lepanto, Eigenthum des Hauses Orleans.
Die Galerie, welche im ersten Stockwerk den grossen Saal umgibt,
ist für Möbel bestimmt, die anstossenden grösseren und kleineren Säle für
textile Kunst, Waffen und Rüstungen, Bronzen, Eisen etc., Goldschmied-
kunst, Keramik, kleine Plastik.
An die Webereien war noch kaum Hand angelegt, man konnte um
lüsternen Auges hier und da die aufgestapelten Stoffe ein wenig lüften.
An Stickereien, Leinen- und Goldspitzen scheinen ungewöhnliche Reich-
thürner zusammenzukommen. Hier wird auch eine Sammlung von unge-
fähr 300 Fächern ihren Platz erhalten.
Bedeutend weiter vorgeschritten war der Waffensaal. Die Armeria
zu Turin hatte ihre stolzesten Reichthümer eingeliefert und der Beschauer
konnte schwelgen in den Meisterwerken altmailänder Kunstfertigkeit, in
den getriebenen, tauschirten, geätzten Helmen, Harnischen, Schwertern,
Gewehren, den vergoldeten Lederschildern u. s. w.
Schmiedeisen war damals noch schwach vertreten, desto reichlicher
Bronze, und zwar aus den verschiedensten Zeiten. Den Mittelpunkt dieser
Abtheilung werden zwei Vasen bilden, als antik bezeichnet, auf jeden Fall
Werke von seltener Schönheit. Sie stammen aus der Sammlung des bri-
tischen Kunstliebhabers Carry, welcher den grössten Theil seiner Schätze
der Galerie degli Ufiizi vermacht hatte. Diese beiden Stücke gingen in
den Besitz des Herrn Mylius in Genua über, dem bereits horrende Sum-
men dafür geboten sein sollen.
In dieser Sammlung sah ich auch vorzügliche persische und japa-
nische Arbeiten. Von den ersteren Gefässe mit theils getriebenem, theils
gravirtem Ornament; unter den mancherlei barocken Gebilden altjapani-
scher Bronzetechnik ragte ein Pfau von ungefähr zwei Meter Länge, die
Structur der Federn durch Vergoldung gehoben, hervor. Hier waren auch