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besonders in ltalien häufig und schon sehr früh ohne Zweifel als Tradition
aus dem Alterthum geübt. Was uns aber aus dem Mittelalter erhalten
ist, das trägt mehr den musivischen Charakter; es setzt sich in geome--
trischer Zeichnung aus kleinen buntfarbigen Stücken, zu denen auch Elfen-
bein reichlich Verwendung findet, zusammen. Auch diese Art hat sich in
der Renaissance erhalten, wie wir noch sehen werden. Aus dem Mittel-
alter zeigt unsere Ausstellung davon nur ein einziges Beispiel, nämlich an
den Umfassungen der geschnitzten Rosetten und Masswerkfelder auf dem
gothischen Credenzkasten des Fürsten Friedrich Liechtenstein (Nr. 158).
Die Renaissance machte aber aus der Holzintarsia eine weit reichere
und lebendigere Kunstart. Sie ging über den rnusivisch geometrischen
Charakter hinaus und bildete mit Einlagen von hellerem in dunklerem
Holz oder umgekehrt das schönste Laubwerk, Blumen und Arabesken mit
Figuren dazu in der reizenden Weise der Früh-Renaissance, alles flach
gehalten. Solche Arbeiten, wie sie sich an Gestühl und Vertäfelung z. B.
zu Florenz in Santa Maria Novella finden, sind durch Teirichs Werk über
die italienischen Holzintarsien allgemein bekannt geworden.
Von dieser Art zeigt unsere Ausstellung allerdings kein Beispiel. Was
sie uns Aehnliches verführt, gehört bereits dern sechzehnten Jahrhundert
an und ist deutschexArbeit. Zu dieser Zeit hatte die Marqueterie wiederum
einen weiteren Schritt gethan. Sie hatte allerdings auch die flach gehal-
tene Arabeske der Früh-Renaissance beibehalten, natürlich in zeit- und
stylgemäss veränderter Zeichnung, daneben aber auch sich an bildliche
Darstellung gemacht, insbesondere von Landschaften, Städteansichten,
Ruinen und architektonischen Perspectiven. Dazu genügte die Naturfarbe
der Holzarten nicht mehr; um Schatten, Licht und Farbe zu bekommen,
wurden die Stücke zum Theil gebrannt, zum Theil gefärbt. Trotzdem
wird man aber finden, dass alle diese Holzintarsien bescheiden in der
Farbe sind und im Gegensatz zu so vielen bunten Arbeiten unserer Zeit
einen höchst wohlthuenden Ton und eine Harmonie haben, die ihnen trotz
der unvollkommenen Darstellung des Gegenstands ihren Reiz sichert.
Die Ausstellung bringt uns verschiedene Beispiele dieser Art, sowohl
in Arabesken wie in Landschaften und Architekturen, kein Stück aller-
dings von der Feinheit und dem Reichthum, wie das Museum deren be-
reits besitzt. Mehrere grosse Truhen, die als Kleiderkästen gedient haben,
empfangen uns gleich am Eingang der Ausstellung. Darunter ist Nr. 22
(Eigenthum des Herrn Pollak in Salzburg), ein Stück von architektonischem
Bau, mit einem Ruinenbilde geschmückt. Dem Costüru der beiden Me-
daillons nach zu schliessen, welche sich auf der Truhe befinden, würde
dieselbe in die Zeit von 1520-1530 fallen. Mehr ornamental gehalten
ist die Truhe Nr. 166, Eigenthum des Herrn Schaffranek, eine Arbeit vom
Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Eine dritte, Nr. 32, eine oberdeutsche
Arbeit, ebenfalls Eigenthum des Herrn Pollak, datirt von 1620. Unter
den übrigen kleineren Gegenständen ist namentlich ein Kasten, datirt