1639, Nr. 80, Eigenthum des Herrn Kühn '), durch die schwungvolle
Zeichnung und den Styl seiner Arabesken bemerkenswerth. Zu dieser
lntarsia gehört auch die erwähnte Thür- und Wandbekleidung aus Tirol
(Nr. 19). _
Wie in Italien, so war diese Arbeit fast durch ganz Deutschland
verbreitet, wurde in Tirol geübt, in Augsburg, Nürnberg und den ganzen
Rhein hinunter. Hier aber am Nieder-Rhein und in Holland nahm sie in
der Ornamentation eine eigenthümliche Gestaltung an, indem sie in na-
turalischer Art Blumen und Vögel zu Motiven verwendete und damit die
Flächen überzog. Zwei Credenzkästen, Nr.-46, Eigenthum des Fürsten
Johann Liechtenstein, und ein zweiter, Eigenthum des Herrn Bourgeois
in Heidelberg, vertreten das Genre in ausgezeichneter Weise. Ein dritter
Kasten gehört schon seit längerer Zeit dem Museum. Das weitaus be-
deutendste Beispiel, das mir bekannt geworden, sind drei Doppelthüren
mit ihrer reichen Umfassung und Krönung, welche um das Jahr 1630 der
berühmte schwedische Kanzler Axel Oxenstjerna in Holland machen liess.
Sie befinden sich jetzt im königlichen Schloss zu Ulriksdal bei Stockholm.
Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts mag als die Blüthezeit dieser
lntarsia betrachtet werden. Von da ab gab es für sie eine Weile Still-
stand oder wenigstens geringere Anwendung, bis sie im 18. Jahrhundert
mit dem Rococo neu wieder auflebte. Damals verband sie sich mit den
geschweiften und gebogenen Formen und Flächen der Rococomöbel, ins-
besondere der Commoden, Secretäre, Tische und kleineren Kästen, zumeist
in zierlichen Blumenbouquets, aber auch mit allerlei Figuren, die nament-
lich dem Theater entnommen wurden, mit Instrumenten und insbesondere
Gegenständen von symbolischer und allegorischer Bedeutung. Auch hie-
von bringt die Ausstellung charakteristische Beispiele, so namentlich einen
Secretär aus dem Besitz des Grafen Nako, Nr. 79, und zwei commoden-
artige Kästen, 76 und 78, ersterer Eigenthurn des Grafen Traun, letzterer
des Herrn von Falbe. Wie auch diese Beispiele zeigen, waren solche
Gegenstände mehr oder minder reich mit vergoldeter Bronze montirt.
Das letzte Beispiel unserer Ausstellung der Zeit nach ist ein Tisch (Nr. 86),
Eigenthum des Feldzeugmeisters von Hauslab, der schon ganz in den
Formen vom Ausgang des 18. Jahrhunderts gehalten ist.
Was die Ausstellung von grösseren Gegenständen mit dieser Ver-
zierung bringt, ist nicht reich und bedeutend in seinem Genre. Unter
den grossen Wandkästen aus dem Ende des 17. und vom 18. Jahrhundert,
deren eine ziemliche Anzahl unter den Arcaden aufgestellt ist, befindet
sich nichts vom ersten Range, namentlich was die Verzierung betrifft,
doch sind sie lehrreich nicht blos in Bezug auf die Umbildung der For-
men, sondern auch in Bezug auf die Intarsia, obwohl sich das Ornament
in einfachen Bändern, Linien oder sonst bescheidenen Rococoformen hält.
') Für das Museum angekauft.