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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1874 / 107)

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Weyden. Die eigentlichen Sitzmöbel der Rococozeit, das ganze Genre 
der geschweiften Fauteuils, das der Bequemlichkeit dient, aber der Struc- 
tur des Holzes zuwiderhandelt, ist auf der Ausstellung nicht vertreten. 
Auch mit den Tischen sind wir vorzugsweise auf die ältere Zeit an- 
gewiesen und das ist in der Ordnung, denn die geschweiften, willkürlichen 
Tischformen der Rococozeit, von denen die heutigen noch zum grössten 
Theil abhängen, sind eben diejenigen, welche wir verbannen müssen. Es 
wäre leicht gewesen, aus ihnen eine der Zahl nach bedeutende Ausstellung 
zu schaffen, aber sie würden nur das Mustergiltige erdrückt haben. Viel 
ist es allerdings nicht, was wir an Tischen finden, aber das Wenige ist 
gut und lehrreich. Ein Paar interessante Tische gothischen Styls, der 
eine aus Salzburg, der andere vom Nieder-Rhein, sind bereits oben er- 
wähnt worden. Das sechzehnte Jahrhundert ist nicht vertreten, wenn wir 
nicht in dieser Classe des Nähtischchens Nr. 41 (Eigenthurn des Fürsten 
Johann Liechtenstein) gedenken sollen, eines höchst seltenen und durch 
seine Reliefs doppelt interessanten Stückes, das der ersten Hälfte des ge- 
nannten Jahrhunderts angehört. Dagegen bringt das siebzehnte, gleich 
aus seinem Anfang in Nr. 5r und x64, ein paar Beispiele niederrheinischer 
oder holländischer Art, wie wir sie auf den alten Bildern oder den Ent- 
würfen von Vredeman Vriese, de Passe u. A. nicht treßlicher und cha- 
rakterischer finden können. lhr dunkles Colorit, aus schwarzem und 
braunem Holze zusammengelegt, die kräftige Platte, die soliden, unten 
verbundenen Beine mit ihren Kugeln, dazu die Löwenköpfe und Messing- 
ringe in ihrem Maule - sie repräsentiren völlig, was wir uns unter der 
Solidität der Gemüthlichkeit, der Behaglichkeit der alten Wohnung vor- 
stellen, und doch geht ihnen eine gewisse Vornehmheit in ihrem Ernst 
und ihrer Festigkeit nicht ab. Es ist eben keinerlei Schwindel dabei, der 
heute mit Schnitzwerk und Figuren unter dem Tische sein Wesen treibt. 
Bei der Einfachheit, bei der Leichtigkeit der Herstellung und also der 
Billigkeit ist auf der ganzen Ausstellung kaum etwas, was sich so sehr 
der directen Verwendung für moderne Zwecke empfiehlt. Ein anderer 
Tisch des siebzehnten Jahrhunderts, welcher Beachtung verdient, ist Nr.48, 
Eigenthum des Herrn Weyden. Er ist interessant durch die alte, aus dem 
Mittelalter überlieferte Construction, die sich noch heute im Bauernmobi- 
liar erhalten hat - leider nur in diesem! Ein Paar portugiesische Tische 
aus der gleichen Zeit, die in merkwürdiger Weise ältere Motive mit denen 
des siebzehnten Jahrhunderts vereinigen, Eigenthurn des Herrn Bourgeois, 
haben erst in den letzten Tagen willkommene Ergänzung gebracht, daher 
sie noch nicht mit in den Katalog aufgenommen sind '). 
Auch vom übrigen Hausrath birgt die Ausstellung noch manches 
Stück, doch tritt es, weil vereinzelt, nicht so lehrreich und bedeutend 
auf. Nur eine Anzahl Rahmen, sei es für Bilder, sei es für Spiegel, ver- 
') Einer davon wurde für du Museum erworben.
	        
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