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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

Da 1844 auch Rubens Schwager, der Münchener Landschaftsmaler Max Haushofer 
(geboren 1811 zu Nymphenburg, gestorben 1866 zu Starenberg) als Professor an Stelle 
des verstorbenen Anton Manes, dann nach dem Abgang des hier nur kurze Zeit 
(1843) thätig gewesenen Architekten Gottfried Gutensohn aus Negensburg, der als 
Knnstschriftsteller bekannte Architekt Bernhard Grueber als Professor der Architektur 
und der Perspective nach Prag berufen wurden, stand das Kunstleben daselbst vollständig 
unter dem Einflüsse der damals in München herrschenden Kunstrichtung; auch die jährlichen 
Kunstausstellungen des Kunstvereines waren zumeist von München und Düsseldorf beschickt. 
Der berühmte Anatom Professor Dr. Josef Hyrtl, von 1837 bis 1845 an der Prager 
Universität wirkend, hielt während drei Jahren aus Gefälligkeit Vortrüge für die jungen 
Künstler über Anatomie, später Anton Springer, ein geborener Prager, seine ersten 
Vorträge über Kunstgeschichte. 
Die von Christian Rüben solchergestalt reorganisirte und zur Akademie bildender 
Künste erweiterte Prager Kunstschule erfreute sich unter seiner elf Jahre dauernden 
Leitung auch jenseits der Grenzen eines vorzüglichen Rufes, der manchen Kunstjünger 
ans dem „Reiche" bewog, nach Prag zu kommen, um in die Akademie daselbst einzutreten, 
so z. B. Karl Schlesinger aus Lausanne, jetzt in Düsseldorf, Julius Köckert aus 
Leipzig, gegenwärtig in München, und Wilhelm Cordes aus Lübeck, welche nach einigen 
Jahren wieder nach Deutschland zurückkehrten und als vortreffliche Genremaler wohl- 
bekannt sind. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, da Kadliks Schüler bei ihrer Arbeit 
fromme Lieder anstimmten, namentlich wenn des Meisters Besuch zu erwarten war, 
herrschte unter Rüben an der Prager Akademie fröhliches Künstlerleben, große Schaffens 
freudigkeit und Vorwärtsstreben wie nie zuvor. Das frisch pulsirende Kunstleben kam auch 
im geselligen Verkehr, zuerst in den regelmäßigen „Künstler-Soireen" beim Grafen Franz 
Thun zum Ausdruck, indem diese auch Anlaß gaben zur Gründung der ältesten Prager 
Künstlervereinigung „Concordia", welche hier wie dort so ziemlich alle selbständigen wie 
auch die jungen aufstrebenden bildenden und dramatischen Künstler, Schriftsteller, Musiker 
und Kunstfreunde in seltener Eintracht vereinigte; denn eine Trennung der Gesellschaft 
aus sprachlichen Gründen gab es damals noch nicht. 
Das erste große monumentale Kunstwerk, welches der Kunstverein für Böhmen aus 
den Mitteln seines öffentlichen Fonds unternahm, war ein Cyklus von 14 großen Wand 
gemälden — Darstellungen aus der Geschichte Böhmens — mit welchen der große Saal 
des Ferdinand'schen Lustschlosses Belvedere im Prager Schloßgarten geschmückt werden 
sollte, nachdem es den Bemühungen des Kunstvereines gelungen war, daß dieses herrlichste 
Werk italienischer Renaissance diesseits der Alpen, welches viele Jahre als Artillerie- 
Laboratorium, später als Artillerie-Zeugs-Depvt benützt worden war, geräumt wurde.
	        
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