stimmen: in der Mitte eine grosse Halle, welche sich durch die ganze
Tiefe des Schlosses zieht, auf jeder Seite zwei Zimmer, zu welchen im
Zweiten Geschosse noch die Capelle kommt. Dieses zweite Geschoss ist in
der Einrichtung das ausgezeichnetere; dort befindet sich auch das bereits
erwähnte "Fürstenzirnmeru, aus welchem eine Thür und ein Theil des
Täfelwerks sich seit einiger Zeit im Museum befinden.
Sämintliche Zimmer sind bis zu etwa zwei Dritteln der Wandhöhe
vertäfelt, darüber befinden sich Temperagemälde biblischen und allegori-
schen lnhalts, welche durch die Zeit stark gelitten haben. Von Mobiliar
ist nichts mehr vorhanden.
Die Hauptbedeutung dieses Schlosses für unsere Zeit besteht in den
musterhaften Tischler- und Schlosserarbeiten. Thüren und Larnbris sind
durchgängig in Holzintarsia ausgeführt und haben, was den Reichthum
der Zeichnung anbelangt, kaum ihresgleichen. V
Herr Prof. Storck hat durch seine Schüler sämmtliche Holzarbeiten,
Beschläge, Schlösser etc. aufnehmen lassen und von den Malereien das
noch halbwegs in gutem Zustande Erhaltene, die Details zum Theil in
Naturgrösse.
Die erste mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung der
Kunstgewerbeschule unternommene Excursion darf daher als vollkommen
gelungen bezeichnet werden. B.
Zur Geschichte der Spitzenindustrie.
(Schluss)
Es würde für den Zweck der vorliegenden allgemeinen Notizen über
die Entwickelungsgeschichte der Spitzenfabrication in den industriellen
Districten des südlichen und nordöstlichen Europa zu weit führen, wenn
an dieser Stelle noch das Weitere über die Spitzenfabrication in Schles-
wig-Holstein, Schweden und Dänemark berichtet werden sollte. Ausführ-
liches befindet sich in dem vorhergedachten Werke von Bury Palliser.
Kaum hatte sich in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhun-
derts auf dem Gebiete der Spitzenindustrie, bei dem ungeheuren Ver-
brauch, den für kirchliche und profane Zwecke die dentelles und guipures
in allen Classen der Gesellschaft fanden, der Einfluss des überladenen
Rococostyles in Bezug auf Composition und Dessins in einer Weise gel-
tend gemacht. dass meistens nur platte und nichtssagende Musterungen
den Markt überschwemmten, da traten am Ende des vorigen Jahrhunderts
zwei Momente ein, die der früheren fast krankhaften Vorliebe für An-
wendung von kostbaren Spitzen eine Grenze setzten. Wir meinen die
Erfindung des Webestuhls für mechanisch angefertigte Spitzen und ferner
den Anfang und Durchbruch der französischen Revolution in Frankreich
und den angrenzenden Ländern, der tausend und abermals tausend Heissige
Hände bei der Spitzenfabrication erlahmen machte.