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wird er in manchen Nebenzweigen und besonders auch von der Dilet-
tantenarbeit versucht. Ein Beispiel dafür haben wir auch auf unserer
Weihnachts-Ausslelluug in den Spitzendecken von Fräul. v. Weisenfeld.
ll.
Was wir von den gewebten Stoffen zu bemerken hatten, sowohl
das Festhalten an den einmal betretenen guten Pfaden, als auch selbst
das Aufsuchen neuer, das haben wir im Allgemeinen auch von den
Leder arbeiten, den Prachteinbänden, und was sonst damit von soge-
nannten Galanteriegegenständen in Verbindung steht, zu sagen. Nicht
ohne Grund fürchteten wir gerade für diesen Zweig der Kunstindustrie,
der so sehr von der Gunst des Publicums getragen worden und so sehr
von seinem Geschmack sich abhängig gezeigt hatte.
Bis zu unserer Weltausstellung hatte es unter den zahlreichen Fa-
brikanten dieses Industriezweiges nur wenige gegeben, die bessere Ziele
verfolgten und an Stelle der gewöhnlichen Waare oder des von blühen-
dem Unsinn erfüllten Fabricats, das uns jahraus jahrein mit wechselnder
Saison geboten wurde, edlere Arbeiten zu schaffen bemüht waren. Für
die Weltausstellung freilich hatten sich viele angestrengt, auch vor der
ernsteren und strengeren Kritik Stand zu halten, und viel Gutes war auf
diese Weise entstanden. Aber die Ungunst der nachfolgenden Zeit liess
mit gutem Grunde befürchten, dass man, der reinen Geschäftslinie folgend,
in den alten Ungeschmack zurücksinken und von neuem sich auf den
niedersten Standpunkt der Menge stellen würde. Soweit die nicht zahl-
reichen, aber doch durch ihre Bedeutung namhaften Vertreter auf unserer
Weihnachts-Ausstellung erkennen lassen, ist diese Besorgniss nicht erfüllt.
Wir finden auch hier einerseits das Festhalten an der betretenen Bahn,
andererseits selbst lobenswerthe Neuerungen.
Wenn wir die drei bekannten Firmen Wunder 8c Kölbl, Leo-
pold Groner und August Klein nennen, denen wir auf unserer
Weihnachts-Ausstellung wieder begegnen, so sind damit in gewissem Sinne
drei Stufen in der künstlerischen Art dieses lndustriezweiges genannt.
Leder ist die erste und solideste Grundlage desselben, aber so wie es bei
uns in Wien zu künstlerischen Zwecken bearbeitet wird, erhebt es sich
von diesem Material verrnöge seiner reichen Decorationen bis zu mannig-
fach geschmückten Bronzegegenständen. Was zunächst reines Ornament
ist, Vergoldung und Bronzebeschlag in Eck- und Mittelstücken, das wird
später zur Hauptsache. Mit den genannten Firmen sind nun die drei
Stufen so vertreten, dass Wunder 8c Kölbl bei der einfacheren und
an sich rationellen Art der Kunstarbeiten in Leder stehen bleiben, der
Decorirung nämlich durch zierliche Goldlinien, die in reizvollen Mustern
mit der Hand aufgepresst werden, oder durch Hinzufügung verschiedener
Farben in verhältnissmässig bescheidener Weise. Dieses edle Verfahren
stützt sich auf die Arbeiten und Bucheinbände der Renaissance, insbe-