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sondere jener französischen, die man mit dem Namen des Bibliophilen
Grolier bezeichnet. Die Originalbeispiele in der Wiener I-Iofbibliothek
haben verschiedentlich als Muster und zum Studium gedient. Die Fein-
heit und Genauigkeit der Handarbeit hält diese Leistungen auf einem
verhältnissmässig hohen Preis, wenn dieser auch bei weitem hinter den
englischen zurücksteht, und dazu fehlen uns leider heute die Bücher-
freunde, die auf kostbaren Einband Werth legen. Es dürfte sich daher
vielleicht für unsere Verhältnisse empfehlen, die künstlerische Art beizu-
behalten, aber das Verfahren, wenn möglich, zu vereinfachen, um den
Preis zu erniedrigen.
Die zweite Stufe nimmt die Decoration des Leders mit Metall und
Email ein, doch bleibt bei ihr immer noch das Leder als Grundlage in
gewisser Bedeutung. Dieses Genre, mit Feinheit durchgeführt und in
einem gewissen Masse gehalten, eignet sich vor Allem zur Hülle solcher
Schriftstücke, Diplome u. dgl., denen ihr Besitzer einen besonderen Werth
beilegt. Einer Anzahl solcher Gegenstände, künstlerisch entworfen, mit
Vollendung durchgeführt und von entsprechendem Elfect, sämmtlich neue
Arbeiten seit der Weltausstellung, sehen wir in der Collection von Leo-
pold Groner, den wir als den hauptsächlichsten Repräsentanten dieser
zweiten Stufe zu betrachten haben. Die Zeichnungen dazu von der Hand
des Architekten Anton Groner geben ihnen allen gemeinsame künst-
lerische Charakterzüge.
Auf der dritten Stufe verschwindet das Leder gewöhnlich unter der
wuchtigen Hülle der vergoldeten Bronze. Dieses Genre, das insbesondere
mit reichen Gegenständen durch August Klein vertreten ist, war noch
vor wenig Jahren von höchst rohem und gewöhnlichem Geschmack. Die
Wirkung lediglich, man möchte sagen in brutaler Weise, nur in der
Vergoldung suchend, haschte es nach Gedanken, von denen ihm gewöhn-
lich nur die unglückseligsten und abgeschmacktesten in den Sinn kamen.
Noch heute ist es nicht frei davon, aber die besseren Arbeiten gehen doch
auf reinere und edlere Elfecte aus. So ist es erfreulich zu sehen, wie
sehr - und mit vollem Recht - das Email dabei in Aufnahme gekom-
men ist und insbesondere das Limosiner gemalte Email. Bei der Eröff-
nungs-Ausstellung des Oesterreichischen Museums mit einem einzigen Stück,
dem ersten überhaupt von der Hand Mach ts vertreten, ist es heute,
wie die Klein'sche Collection erkennen lässt, auf dem besten Wege, zu
bedeutsamer Anwendung zu kommen. Macht, hisher allein, steht nicht
mehr vereinzelt. Doch auf eines haben wir aufmerksam zu machen. Die
Emails der Klein'schen Ausstellung in Limosiner Art sind alle zu weiss.
Das Zuviel dieser Farbe macht die Zeichnung undeutlich und kalt, und
verhindert den schönen harmonischen Ton der echten Limosiner Vor-
bilder.
Neben den drei besprochenen Firmen ist aber noch eine vierte nicht
zu übersehen, die gleichfalls die Lederarbeiten in sehr glücklicher und