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GOLDSCHMIEDE -
l Dcckclpokalentwurf aus dem Neuen Kunstbuch von Mal-
thias Zündt. 1551. Tiroler Landcsmuscum, Innsbruck.
2 Enlwurl für eine Dcckclschcnle aus dem Neuen Kunslbuch von
Matthias Zündt. 1551. Tiroler Landesmuseum, Innsbruck.
3 Matthias Zünd! (E). Pokalcnlwurf, um 155()[70. Tiroler Lan-
desmuseum, Innsbruck.
16
Das 16. jahrhundert war die hohe Zeit des Kunsthand-
werks im allgemeinen und der Goldschmiedekunst im
besonderen. Sie galt zu allen Zeiten als die Königin der
technischen Künste, weil sie mit dem kostbarsten Ma-
terial, Gold, Silber und Edelsteinen, arbeitete, durch das
weiche Material die Möglichkeit subtilster Gestaltung
hatte und ihre Werke bei den Auftraggebern einem
Schatz- und Repräsentationsbedürfnis entsprachen. Im
16. Jahrhundert kam zu diesen Motiven ein weiteres: das
Sammeln als Kunstwerk nach dem heutigen Qualitäts-
begriff.
Es bleibt bei aller Handelstüchtigkeit und günstigen Ver-
kehrslage ein Phänomen, daß gerade die Reichsstadt
N ü r n b e r g d a s Zentrum deutscher Goldschmiede-
kunst im 16. Jahrhundert war, denn es gab keine Stadt,
die die llandwerker so rigoros vom politischen Leben
ausschloß und so strenge Zunftgesetze halte. Allerdings
bot eine derartige Konzentration künstlerischer Bega-
bungen die Möglichkeiten gegenseitiger Anregungen und
Kontakte. Selbst die glanzvollen llofhaltungen der Habs-
burger in Prag und Innsbruck und der Wittelsbacher in
München und die vielen von ihnen ausgehenden Aufträge
waren nicht imstande, die Nürnberger Goldschmiede
zur Auswanderung zu bewegen.
So blieb auch der in Wien geborene „deutsche Cellini",
wie Wenzel j a rn ni t z e r (1508-1585) genannt wurde,
trotz aller kaiserlichen und fürstlichen Angebote in
Nürnberg ansässig. Er galt schon bei den Zeitgenossen
als der bedeutendste Goldschmied der Rcichsstadt und
diese Hochachtung ist bis auf den heutigen Tag geblie-
ben. Dabei gilt sein Name mehr als Begriff, während von
seinen Werken nicht soviel erhalten ist, um ihm diesen
Ruhm als erstem Goldschmied bedingungslos zuzuwei-
sen. Rosenberg hat sich eingehend mit ihm beschäftigt,
aber unter den von ihm zusammengestellten Werken ist
kaum eines, für das nicht auch von anderen zeitgenössi-
schen Mcistern geschaffene Arbeiten von gleicher Qua-
lität aufzufinden wären} Allerdings zeigen bildliche
Darstellungen verlorener Arbeiten (z. B. von Tisch-
brunnen), daß wir nur mehr spärliche Reste von jam-
nitzers Schaffen besitzen.
Jamnitzers Ruhm bei seinen Zeitgenossen beruhte sehr
wesentlich auf seinem hohen t e c h n i s c h e n K ö n -
n e n. Er hatte eine Drehbank erfunden, die das Drücken
der Gefäßformen ermöglichte und das mühevolle Auf-
ziehen mit dem Treibhammer ersparte. Anstelle des
Heraustreibens der Ornamente benützte er eine Maschine,
mit der die Ornamente gepreßt wurden, „als wenn sie
getrieben wären". jamnitzer besaß also einin Großbetrieb
mit zum Teil maschineller Einrichtung, der den Zeitge-
nossen sicher sehr imponiert hat.
Auch im künstlerischen Stil schuf er etwas für den deut-
schen Bereich Neues, indcm er einem ausgeprägten Na-
turalismus huldigte, der in den Naturabgüßen von Klein-
tieren besonders zum Ausdruck kam. Dieser S ti l
rustiqu e, der außerhalb Deutschlands, vor allem in
Italien, schon längere Zeit bestand, trug wesentlich zu
Jamnitzers Ruhm bei? Im Bricfverkehr mit den habs-
burgischen Herrschern ist immer wieder von den „ge-
schmeltzten tierlein" die Rede. S0 sandte er 1557 an Erz-