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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 117)

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hauer und Modelleur Gerh. Breuer, Lehrer für plastische Arbeiten; Decorationsmaler 
Fr. Wirth, Lehrer für ornamentale und flgurale Flachrnalereien;"Goldschmied August 
Witte, Lehrer für metallische Kunstgewerke. . v 
Der Zweck der Fachschule gebt dahin, angehenden Kunsthandwerkern, welche sich 
einem gewerblichen Berufe bereits gewidmet haben, durch Unterricht im Zeichnen und 
Modelliren jenes Maas von Fertigkeit und Verständniss in ihrem speciellen Fache beizu- 
bringen, wodurch dieselben befähigt werden, das Erlernte in kunstgewerblicher Beziehung 
praktisch zu verwerthen. 
In dieser Fachschule finden von obengenannten Fachlehrern, die als Meister in 
ihrem Kunstgewerbe bereits längere Zeit thätig sind, besonders folgende Kunsthandwerker 
einen ausgiebigen Unterricht: Bildhauer und Modelleure, Decorationsmaler, F ormstecher, 
Glasrnaler, Graveure, Lithographen, Gold-, Silber- und Bronzearbeiter etc. etc. 
Für die Besucher der Fachschule ist das geometrische wie das Freihandzeichnen 
gleich wichtig; es muss daher Beides im Zuszunrnenhange geübt werden. Das Ornament- 
zeichnen soll nicht nur nach mustergiltigen Vorlageblattern, sondern auch nach stylvollen 
Gypsmodellen fortgesetzt werden. Das Figurenzeichnen ist von den Schülern neben dem 
Zeichnen von Gegenständen, welche ihrem speciellen Gewerbe entsprechen, weiter zu üben. 
Bei dem Unterrichte im geometrischen Zeichnen ist weniger auf die theoretische, 
vorwiegend auf die praktische Seite Rücksicht zu nehmen, damit der angehende Kunst- 
handwerker sobald als möglich in die Lage komme, die in sein Fach einschlägigen Ob- 
jecte nach richtigen Principien darstellen zu können. 
Die fertigen Arbeiten sind im Laufe des Schuljahres abzugeben und von dem be- 
treffenden Fachlehrer bis zum Jahresschluss aufzuheben. Alsdann soll in den Schulräumen 
eine öffentliche Ausstellung von satnmtlichen Schularbeiten stattfinden, und sollen die 
besten Arbeiten in jedem Kunstgewerk durch Preise ausgezeichnet werden. 
Wöchentlich werden 5 Unterrichtsstunden ertheilt, und zwar jeden Sonntag von 
9-12 Morgens und an einem naher zu bezeichnenden Wochentage Abends 2 Stunden. 
Das Honorar beträgt für den jährlichen Lehrcursus 6 Thlr. (18 Mark), welches 
vierteljährlich prannmerando zu zahlen ist. 
(Die Marmorlndnstrlesohule in Gurus.) Diese Schule ist keine wirkliche 
lndustrial- oder Professionalschule, sondern nur eine, der carraresischen Jugend, die sich 
der Marmorindustrie widmet, geeignete Specialschule. Schon von Anfang an versuchte 
der gegenwärtige Schulleiter, der Ingenieur Angele Alessandri, durch Beifügung eines 
mechanischen Marmor-Laboratoriums der Schule eine praktische Richtung zu geben. 
Seiner Meinung nach sollten die Schüler Vormittags Schule haben im Zeichnen und an- 
deren Fächern, Nachmittags dagegen mit der Marmorarbeit beschäftigt sein. Nach diesem 
Projecte sollte ebenfalls die Schule das nothige Marmormaterial schaden; dann aber durch 
den Verkaufsertrag der von den Zoglingen verferti en Arbeiten letztere belohnen, den 
Arbeiter-Meister bezahlen, das Marmormaterial kau cn und endlich das Cabinet für Me- 
chanik und Physik bereichern. - Die zur allerersten Grundlegung der Schule nothigen 
Kosten sollten von der Gemeinde Carrara, von der Provinz Massa-Carrara, sowie von 
der Regierung gemeinschaftlich getragen werden. Aber die grossen Auslagen, die Schwie- 
rigkeit, ein passendes Local zu haben, und insbesondere der Widerstand der Regierung 
liessen bald das Project scheitern. 
Gegenwärtig sind fünf Professoren an der Anstalt: Einer lehrt Mineralogie, Geologie, 
General- und Specialmechanik (letztere die Steinbrüche, den Marmortransport und die 
Marmor-Bearbeitungsmaschinen betreßend); dieser Professor ist auch der Schuldirector 
und bezieht einen jährlichen Gehalt von Sooo Frcs. Von den anderen Professoren lehrt 
einer Elementar-Mathematik, Physik und Chemie mit jährlichen 2000 Frcs. Gehalt; einem 
anderen ist der Unterricht im Zeichnen, dem vierten in der Buchhaltung und Kalligraphie, 
dem letzten jener in der italienischen Sprache anvertraut. Diese drei letzteren erhalten 
eine jährliche Gratitication von 500 Frcs. Die Schulbedienung besorgt ein mit jährlichen 
600 Frcs. bezahlter Pedell. Die Personalauslagen sind mithin 7100 Frcs.; die übrigen 
2900 Frcs. - (die jährliche Bilanz der Schule kommt auf 10.000 Frcs., die sich so ver- 
theilt: die Regierung 4,000, die Stadt Carrara 3500, die Provinz tooo, die Handelskammer 
der Provinz Massa-Carrara 1500 Frcs., im Ganzen 10.000 Frcs.) - sind zur Erhaltung 
und Bereicherung der physikalischen, mechanischen und chemischen Cabinete angewiesen; 
für die Generalauslagen des Locals und für Möbel sorgt das Municipium von Carrara. 
Die Schule existirt seit drei Jahren. Die Lehrzeit dauert drei Jahre. Die alleinige 
Aufnahmsbedingung für einen Knaben ist, dass er die Elementarschule besucht habe. - 
Gegenwärtig sind der Schüler 11, nämlich 1 im dritten, 3 im zweiten und 7 im ersten 
Studienjahre. lm ersten Jahre ihrer Existenz wurde diese Schule von einem Schüler be- 
sucht, im zweiten zahlte man deren vier, so dass die jetzigen 11 Zöglinge eine steigen- 
dere Frequenz hoKen lassen.
	        
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