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Objekt: Neubauten und Concurrenzen in Österreich und Ungarn, 1. Jahrgang 1895

Seite 48. 
Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn. 
Nr. 4. 
Oberflügel einfach mittelst der Kurbel leicht hinaufbewegt, wodurch 
das Fenster geschlossen ist. Die Ventilation ist eine vollkommene, 
man lässt die oberen Flügel herunter und es entströmt dadurch die 
schlechte Luft, welche sich zumeist oben an der Decke aufhält. Man 
schafft sich somit eine gute Lüftung ohne Zug, welche für Schlaf 
räume, Schulen etc. sehr erwünscht ist. Will man kräftigere Ventila 
tion, so schiebt man die Unterflügel etwas in die Höhe, es wird 
durch die unten entstandene Oeffnung frische Luft in’s Zimmer ein 
strömen und die verdorbene Luft durch die obere Fensteröffnung 
hinausgedrängt. Luftzug ist bei diesem Sicherheitsfenster ausge 
schlossen, daher Luftzugverschliesser und Fensterschützer entbehr 
lich werden, die Zimmer nicht so schnell auskühlen und demnach 
besser heizbar sind. Rouleaux und Holzjalousien können bequem an 
gebracht werden, und müssen die Jalousienbrettel seitwärts in der 
Höhe der Unterflügel nicht zugeschnilten werden, somit auch die 
Seitenbrettel (die den Einschnitt ersetzen und das Eindringen des 
Lichtes oder das Hineinsehen verhindern sollen) wegfallen. Der Ver 
schluss ist hermetisch und das Eindringen von Wind, Kälte, Staub etc. 
unmöglich. Auch Regenwasser kann durch diese Fenster nicht ein- 
dringen, weil dieselben weder Wasserschenkel haben noch brauchen. 
LITER 
Literatur-Nachweis der wichtigsten Zeitschriften des Hochbauwesens 
für die Jahre 1884—1894. Handbuch für Architekten, Bauingenieure, 
Baumeister, Studirende etc. Bearbeitet von Johann Koditek, Beamter 
des Oesterr. Ingen.- und Architektenver. Wien 1895. Im Selbstverläge. 
Vor elf Jahren, im Jahre 1884, hat der Verfasser ein »Reper 
torium der wichtigsten Zeitschriften des Hochbauwesens« heraus 
gegeben, welches sich einer überaus freundlichen Aufnahme erfreut hat. 
Das vorliegende Buch ist eine beträchtlich erweiterte Fortsetzung des 
»Repertoriums«, umfassend Auszüge aus 3ä Zeitschriften mit rund 
400 Bänden in deutscher, französischer und englischer Sprache der 
Jahrgänge 1884—1894. 
Der reiche Stoff gliedert sich in 29 Capitel, von denen die 
ersten sieben allgemeinere Fragen des Hochbauwesens, die weiteren 
22, mitvielenUnterabtheilungen, die verschiedenen Arten von Gebäuden, 
nach ihrem Zwecke getrennt, enthalten, wie sie in den 35 hervor 
ragendsten Zeitschriften der drei genannten Sprachen in den letzten 
10 Jahren besprochen, respective illustrirt worden sind. Die An 
ordnung ist eine so übersichtliche, dass, trotz der vielen tausenden" 
von angeführten Bauten, die einem bestimmten Zwecke dienen, 
ebenso leicht als sicher aufgefunden werden können, wodurch das 
lästige, zeitraubende und häufig genug erfolglose Suchen in zahllosen 
Bänden gänzlich erspart wird. Jedem Architekten, Baumeister oder 
Studirenden kann das Buch auf’s Wärmste. empfohlen werden, das wie 
kein anderes mit seinem reichen, übersichtlich gruppirten Inhalte eine 
klaffende Lücke unter den Handbüchern für praktisches Hochbau 
wesen ausfüllt. Das Buch ist zum Preise von 2 fl. vom Verfasser zu 
beziehen. r> 
ATU R. 
Neuer Plan von Wien. Die Firma Lechner {Wilh. Müller), I. Graben 31, 
versendet die soeben erschienene erste Lieferung der zweiten Auf 
lage des grossen Wandplanes von Wien im Masse 1:10.000. 
Dieselbebestehtaus 2Blättern,und'zwar : Blatt 7: Zeichenerklärung 
und Plan des ersten Bezirkes im vergiösserten Massstabe 1:500, 
und Blatt 11: Simmering. Der Plan erscheint in sechs rasch auf 
einanderfolgenden Lieferungen, welche unter Mitwirkung des Stadt 
bauamtes, also auf Grund des authentischen Materiales bis zum Tage 
der Drucklegung evident gestellt werden. Bei der Neuherstellüng der 
zweiten Auflage dieses bereits bestens bekannten Planes wurde über 
haupt Alles aufgeboten, um alle Neuerungen, sowohl in baulicher 
Beziehung, als auch die vielen geänderten Namen der Strassen, Gassen 
und Plätze, sowie die Häusernummern richtig einzuzeichnen und 
durch die Darstellung der Bezirke in verschiedenfarbigem Flächen- 
colorit (eine Andeutung über die Ausführung gewährt das Farben 
schema der Zeichenerklärung) nicht nur ein schönes und übersicht 
liches Bild unseres Stadtgebietes zu erhalten, sondern auch den Plan 
so zu gestalten, dass derselbe den Anforderungen aller Interessenten 
entsprechen dürfte. 
Die Verlagsbuchhandlung eröffnet eine Subscription zu er- 
mässigten Preisen und ist bereit, die erste Lieferung auf Wunsch zur 
Ansicht zu übersenden. 
Diesem Hefte liegt ein Prospect der Verlagsbuchhandlung 
Alexander Koch in Darmstadt über „Moderne Innen-Decoration“ bei, 
worauf wir speciell aufmerksam machen! 
TAFEL-ERKLÄRUNGEN. 
Tafel 25 und 26: Von dem Preisbewerbungs-Ausschusse des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines 
gekrönter Entwurf eines Sparcassagebäudes in Oberplan von Architekt Gottlob Alber in Brünn. 
mit dem ersten Preise 
Schnitt. 
Bei der Verfassung dieses Entwurfes lag in erster Linie das Bestreben zu Grunde, streng nach dem gegebenen Programme vorzugehen 
und deshalb war es geboten, den kleinsten Grundriss, respective die kleinste verbaute Fläche zu erzielen, um mit der sehr knapp angesetzten 
Gesammtsumme das Auslangen zu finden. Das Hauptgebäude wurde zweistöckig, projectirt und in einer Entfernung von Hz« das isolirt 
stehende Saalgebäude gestellt, so dass zwischen diesen Gebäuden ein genügend grosser Raum bleibt, um denselben entsprechend Luft und 
.Licht zu spenden. Der Hausbrunnen wurde belassen und architektonisch ausgebildet. 
Da? Hauptgebäude enthält im Souterrain Räume für Kohle, Holz, für eine eventuelle Centralheizung, für Waschküche und Rolle und 
für zwei isolirt hegende Arrestlocale und Aborte. Durch Abgrabung des Hofes um 120z« erhält derselbe und der Fussboden der Arreste 
das gleiche Niveau. Der Verkehr des oberen Hofraumes mit dem unteren wird durch eine bequeme Rampe vermittelt. Im Parterregeschoss 
sind die von aussen zugänglichen Postamtslocalitäten, vier Reserveräume und zwei Dienerwohnungen. Tm ersten Stock ist das Bürgermeister 
amt mit Registratur, die Räume der Sparcasse mit Sitzungssaal und Balkon, lichte Höhe 4'50 z». Im zweiten Stock sind Wohnungen Die 
Erwarmung erfolgt mittelst Oefen, doch ist die Anbringung einer Centralheizung nicht ausgeschlossen. — Das isolirt stehende Saalgebäude 
hat den Haupteingang von der Seitenstrasse und besteht aus einem theilweise eingebauten Tiefparterre und einem Hochparterre Durch das 
geräumige Entrée kommt man in das Foyer mit eingeschalteter Garderobe und über eine dreiarmige Treppe in das Hochparterregeschoss. Im 
Ilefparterre ist ausserdem die Küche nebst allen für eine fliegende Restauration nothwendigen Nebenräumen. Dieselben haben separirte Zugäno-e 
vom Hofe aus, stehen aber durch die Passage mit den Haupträumen in Verbindung. Den Transport von Speisen und Getränken vermitteln 
zwei Aufzuge, für Dienst- und Orchesterpersonale besteht eine Nebentreppe. Für eventuelle Centralheizung ist ein Raum vorgesehen. 
Die Haupttreppe führt ins Entrée mit den linksseitig angeordneten Herren- und rechtsseitig Damentoiletten; ferner in einen ge 
räumigen Speisesaal und in den Concert- und Theatersaal. Ober dem Saaleingang befindet sich in der ganzen Saalbreite eine Orchester- 
gallene. Rückwärts angebaut ist die Bühne mit Herren- und Damengarderoben und Closets (Tonnensystem). Das Tiefparterre hat 3'60 m der 
Speisesaal 7 00 ni und der Concertsaal 7*50 nt lichte Höhe. 
Die Fagadenausbildung beider Gebäude ist einheitlich in italienischer Renaissance durchgeführt. 
Die Hauptecke ist durch Erker mit Kuppel und Uhr markirt. 
Das Hauptgebäude dürfte bei nicht zu reicher Ausführung mit 415 z» 3 verbauter Fläche â 75 fl. rund 31.000 fl. kosten das Saalgebäude 
bei 450 zzz 2 verbauter Fläche â 55 fl. rund 25.000 fl. ’ 8 
Durch vorläufige Weglassung des Bühnenraumes mit rund 100 z« 3 könnte der ganze Bau um die vorgeschriebene Bausumme von 
50.000 fl. hergestellt werden.
	        
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