so fallt einem die Betonung des Plastischen
auf. Die Figuren sind fast dreiviertel rund
vor den Hintergrund gestellt, die Köpfe
außerordentlich charaktervoll modelliert.
Bezeichnend für die Arbeiten von Hans
Kraut ist, daß cr die Gesichter wie auch
die Fleischpartien (Hände) meist unglasiert
lalßt, im Gegensatz zu vielen anderen
Werkstätten, die die Gesichter glasiert
haben. Durch die unglasierten Köpfe er-
reicht er eine größere Schärfe im Ausdruck.
Möglich, daß bei einigen mit einer kalten
Bemalung später nachgeholfen wurde, jetzt
ist nur noch der hellrötliche Ton zu sehen.
Die Farben auf dem Wiener Kachel sind
wie auf anderen Kachelreliefs: Neben
einem stumpfen Blaugrün steht ein dunkles
Manganbraun, ein dünnes, fast durch-
scheinendes Kupfergriin und ein opakes
Zinnweiß. Wichtig ist noch, daß an dem
Wiener Relief wie an den Hans-Kraut-Öfen
ein kaltes Gold angebrannt wurde, das
sich bei anderen l-lafnerkacheln nur sehr
selten findet. Hans Kraut gebraucht es
jedoch oft. Typisch für ihn ist, daß er
mit Kobaltblau hin und wieder kleine
Motive auf weißem Grund malt. Auf dem
Wiener Relief ist das Blau schon mehr ins
Schwarze gegangen. Die Bäume sind aus
vielen dicht aneinander gereihten kleinen
Blättern lanzcttartig mit fiederartigen Rip-
pen gebildet. Diese lanzettartigen Blätter
zeigen eine weitere Eigenart des Meisters,
ebenso das moosartige Kraut, das den
Grasboden andeutet, sowie die Einker-
bungen im stets dunkelgrün glasierten
Erdboden.
Zur weiteren Identinzierung des Nörd-
linger Reliefs sei noch eine große Kachel
von dem Laxenburger Ofen mit der Dar-
stellung des heiligen Georg herangezogen
(Abb. 2). Diese Kachel beündet sich mit
zwei weiteren Baldachinkacheln (Abb. 3, 4),
im Depot des Österreichischen Museums
für angewandte Kunst in Wien und war
wie der große Ofen aus Schloß Laxenburg
dorthin gekommen. Diesen Ofen hatte
zuerst E. W. Braun9 besprochen und
abgebildet. Es ist anzunehmen, daß die
drei schmalen Kacheln von einem Oberbau
dieses Ofens stammen und nach dem Ab-
reißen später nicht mehr mit aufgesetzt
wurden. Der Laxenburger Ofen hatte
demnach noch einen zurückspringenden
Oberbau gehabt, wobei die Kachel mit
dem heiligen Georg auf der Vorderfront,
die einfacher modellierten Kacheln an den
Seiten eingebaut waren. Daß die Georgs-
Kachel aus der Werkstätte des Hans Kraut
stammt, steht außer Frage. Hier sind wieder
die Fleischteile, Köpfe, Hände und Beine
unglasiert, und die Modellierung stimmt
auch mit dem Nördlinger Relief überein.
Auch sind neben den typischen Farben
einzelne Teile mit Gold gehöht. Bleibt
nur noch die Frage der Datierung. Der
Londoner Ofen ist 1578 datiert und der
Laxenburger Ofen, der diesem stilistisch
nahesteht, müßte also in die gleiche Zeit
fallen. Auch das Nördlinger Relief muß um
diese Zeit entstanden sein. Wenn man
bedenkt, daß man farbig glasierte, mit dem
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