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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 118)

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Freunde und Mitglieder des Instituts gefunden haben, ist die Angelegenheit zur Zeit in 
ein neues Stadium getreten und ist begründete Holfnung vorhanden, dass noch im Laufe 
dieses Jahres zum Beginn des Baues gescliritten werden wird. 
In ähnlich günstiger Weise geht eine andere, für das Gedeihen des Museums gleich 
wichtige Angelegenheit ihrer baldigen Erledigung entgegen. 
Die Konigl. Kunstkammer enthält, wie bekannt, ebenso zahlreiche als aus- 
gezeichnete Musterstücke aller Arten kunstgewerblicher Arbeiten, und es stand zu befürch- 
ten, dass das Bestehen dieser Sammlung neben dem Gewerbemuseum das Interesse und 
die Wirksamkeit desselben in bedenklicher Weise beeinträchtigen und auf die Dauer zu- 
gleich die Mittel schmälern werde, die zur Vermehrung der Sammlungen des Museums 
herangezogen werden konnten. 
Es wurde deshalb die im Januar 1874 eingegangene Mittheilung des Herrn Han- 
delsministcrs, dass durch Allerhochste Cabinetsordre vom m. December 1873 die Ermäch- 
tigung zur Ueberweisung der kunstgewerblichen Theile der Königl. Kunstkammer an das 
Deutsche Gewerbemuseum ertheilt sei, vom Vorstande mit freudigem Dank entgegen- 
genommen. - Wenn nach den näheren Verhandlungen mit der Generalvcrwaltung der 
Konigl. Museen über die angemessene Theilung der Kunstkammer auch die historisch 
und archäologisch wichtigen und die rein künstlerischen Arbeiten zurückbleiben, so wird 
dem Gewerbemuseum doch ein so reicher Schatz von Holzschnitzarbeiten, Gläsern, Ma- 
joliken, Emaillen, Schmiedearbeiten u. s. w. zugeführt, dass seine Sammlung, vervollstän- 
digt durch diesen Zuwachs. mit einem Schlage in die erste Reihe ähnlicher Institute ein- 
tritt und ihrer Aufgabe für die Forderung des deutschen Kunstgewerbes künttig nach 
icder Richtung hin genügen kann. 
Die Anzahl der ständigen Mitglieder des Museums hat sich in den Jahren 186g 
bis Ende 1873 von 108 auf 117 erhnht, die der Jahresmitglieder dagegen in dem- 
selben Zeitraume von 304 auf 259 vermindert, ein Ausfall, welcher jedoch durch zahl- 
reiche Beitritte im Jahre 1874 mehr als ausgeglichen wurde. 
Der Vorstand bestand bis zur diesjährigen Generalversammlung aus den Herren: 
Herzog v. Ratibor, Vorsitzender; - Ministerialdirector Dr. Jacobi, l. Stellvertreter; 
- Professor und Director der König}. Kunstschule M. Gropius, ll. Stellvertreter: - 
Stadtrichter L. Lehfeldt, Schriftführer; - Fabrikbesitzer S. Elster; - Historienmaler 
A. Ewald; - Fabrikbesitzer J. G. Halske; - Historienmaler A. v. Heyden; - Geh. 
Commerzienrath Dr. Kunheim; - Commerzienrath P. March, Charlottenburg; - 
Geh. Commerzienrath und Generalconsul L. Ravene; - Geh. Regierungsrath und Di- 
rector der Konigl. Gewerbe-Akademie Reuleaux; - Bildhauer Sussmann-Hellbo rn; 
- Commerzienrath Fr. Vollgold; - Wirklicher Geh. Rath Wehrmann; - Fabrik- 
bcsitzer Dr. Max Weigert, - und als Vertreter der Friedrich-Wilhelm-Stiftung der 
Stadt Berlin die. Herren: Oberbürgermeister Hobrecht, Stadtverordneten-Vorsteher 
Dr. Strassmann, Stadtschulrath Professor Dr. Hofmann. 
Die Leitung des Museums bestand im Jahre 1874 aus den Herren: C. Grunow, 
l. Director; - Dr. J. Lessing, Director der Sammlung; - Historienmaler E. Ewald, 
Director der Unterrichtsanstalt. 
Der Gesammtbestand der Sammlung betrug am Schlusse des Jahres 1874, 
ca. 1t.67o Stück. Hiezu kommt noch: eine grosse Reihe von Doubletten, bestimmt für 
Wanderausstellungen und Unterrichtszwecke, sowie zum Austausch und zur Abgabe an 
Provinzial-Sammlungen. 
Daneben geht ein wechselnder Bestand entliehener Gegenstände (Leihgaben), 
der bei der immer zunehmenden Vollständigkeit der eigenen Sammlungen zwar an Be- 
deutung verliert, iedoch durch besonders seltene und werthvolle Stücke von grosser 
XVichtiglteit sein kann. 
Das Deutsche Gewerbemuseum begann im Jahre I867 seine Sammlung mit dem 
Erwerb von 32 Stücken, von denen 25 Stück geschenkt waren. 
In demselben Jahre begann aber auch die thatige Beihilfe der Kgl. Staatsregierung, 
welche auf der Weltausstellung zu Paris durch ihre Commissare ca. goo Stücke im Werth 
von ca. 15.000 Tlialer ankaufen liess. Dieselben Wurden dem Gewerbemuseurn einstweilen 
leihweise und im Mai 1874 sammt allen später von der Regierung angeschafften Ge- 
genstanden als Eigenthum überwiesen. 
Unter den goo in Paris erworbenen Gegenständen befand sich die Mustersamm- 
lung moderner Glaser und Mosaiken von Salviati in Venedig mit allein 404 Nummern; 
ferner mehr als 100 kleinere Stoffabschnitte indischer und ägyptischer Kunstwebereien, 
so dass die Zahl der übrigen Stücke auf ca. 400 beschränkt war. Es zeichneten sich dar- 
unter aus: die damals neuen Emailarbeiten von Barbedienue und von Christoiie in Paris, 
sowie die englischen und französischen Fayencen, ferner zahlreiche galvanische Nachbil- 
dungen, werthvolle orientalische Stoffe, Stickereien und Teppiche u. s. w.
	        
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