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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 119)

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einbänden etwa von 1550-1650, darunter sehr vorzügliche gepresste, 
beschlagene und Mosaikeinbände, welche beweisen, in wie hoher Blüthe 
seit der Berufung des Meisters Jacob Krause von Augsburg 1566 die 
Buchbinderei in Sachsen gestanden hat. 
Das daranstossende Cabinet ist mit bürgerlichem Hausrath, Schränken, 
Truhen, irdenem und metallenem Geschirr u. s. w. gefüllt, an den Wänden 
sehr merkwürdige Teppiche (Eigenthum des königlichen Garderneuble) 
mit grossen figuralen Darstellungen, aus Stotfstücken zusammengesetzt 
und gestickt und mit prachtvollen aufgenähten Spitzen. 
Arbeiten der Renaissance- und Barokperiode nehmen das dritte 
Zimmer ein, bedeutendere Möbel, eine ansehnliche Sammlung von nieder- 
ländischen und deutschen Faiencen, Krügen, Kacheln etc., vorzügliche 
geschnittene, ciselirte und eingelegte Waffen und Rüstungsstücke, eine 
Anzahl limusiner Emailen mit Arbeiten von Jehan de Court, Jehan Courteys, 
Leon. Limosin, sehr interessante Stücke von Schmiedeeisen, Fenstergitter, 
Schloßschilde, Schlüssel, Pferdegeschirr u. s w., endlich Gläser, meistens 
aus dem XVII. und XVllI. Jahrhundert. 
In dem letzten, grössten Saale endlich nimmt das Roccoco einen 
hervorragenden Platz ein. Die Zeit der beiden Auguste stellt sich mit 
ihrer gezierten aber doch vielfältig auch höchst anziehenden Phantastik 
dar. Ein ganz besonders charakteristisches Prachtstück ist eine Sänfte 
August llI., deren Aussenwände mit Allegorien, Landschaften, Wappen - 
sämrntlich mit Beziehung auf die doppelte Würde des Königs von Polen 
und Kurfürsten von Sachsen -- und mit reichern naturalistischen Pflanzen- 
ornament auf Goldgrund geschmückt sind und zwar in ganz brillanter 
Ausführung. An den Fensterwänden ziehen sich Tische hin mit gruppen- 
weisen Zusammenstellungen von Speisegeräthschaften, Taschenuhren, Bijou- 
terien, Fächern, Filigranarbeiten, orientalischen Gefässen und Geräthen, 
Meissener Porcellan, von dem rothen Böttgerporcellan angefangen bis gegen 
Ende des vorigen Jahrhunderts, dann Porcellan verschiedener europäischer 
Fabriken, gestickten Tüchern, Spitzen in sehr schöner Auswahl, und 
gegenüber Gruppen von Waffen, Kupfer! und Zinngeräth, Faiencen. 
Zwei Erker bergen, der eine die vollständige Einrichtung eines Schlaf- 
zimmers, meist Gegenstände des sechzehnten Jahrhunderts, der andere 
neben Roccocomöbeln u. dgl. eine interessante Sammlung von Costüm- 
stücken, grösstentheils Galagewänder. Ausserdem aber befindet sich 
ebenda eine grosse Anzahl von G0ld-, Krystall- und Glasgefässen. Neben 
Willkomm- und Zunftpocalen, Nautilus- und Münzbechern u. dgl. m. 
ragen dort namentlich hervor die ausgezeichneten Stücke des sogenannten 
Regensburger Fundes: circa 40 Nummern vergoldete Silbergefässe ver- 
schiedener Art, Lölfel, Gürtel, Taschen etc., Augsburger, Regensburger und 
Nürnberger Arbeit aus der Zeit von r58o - 1626, welche 1869 beim Ab- 
bruch eines Hauses gefunden, wo sie seit dem dreissigjährigen Krieg 
verborgen sein mussten. Die ganze Collection gehört jetzt Herrn Eugen 
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