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einbänden etwa von 1550-1650, darunter sehr vorzügliche gepresste,
beschlagene und Mosaikeinbände, welche beweisen, in wie hoher Blüthe
seit der Berufung des Meisters Jacob Krause von Augsburg 1566 die
Buchbinderei in Sachsen gestanden hat.
Das daranstossende Cabinet ist mit bürgerlichem Hausrath, Schränken,
Truhen, irdenem und metallenem Geschirr u. s. w. gefüllt, an den Wänden
sehr merkwürdige Teppiche (Eigenthum des königlichen Garderneuble)
mit grossen figuralen Darstellungen, aus Stotfstücken zusammengesetzt
und gestickt und mit prachtvollen aufgenähten Spitzen.
Arbeiten der Renaissance- und Barokperiode nehmen das dritte
Zimmer ein, bedeutendere Möbel, eine ansehnliche Sammlung von nieder-
ländischen und deutschen Faiencen, Krügen, Kacheln etc., vorzügliche
geschnittene, ciselirte und eingelegte Waffen und Rüstungsstücke, eine
Anzahl limusiner Emailen mit Arbeiten von Jehan de Court, Jehan Courteys,
Leon. Limosin, sehr interessante Stücke von Schmiedeeisen, Fenstergitter,
Schloßschilde, Schlüssel, Pferdegeschirr u. s w., endlich Gläser, meistens
aus dem XVII. und XVllI. Jahrhundert.
In dem letzten, grössten Saale endlich nimmt das Roccoco einen
hervorragenden Platz ein. Die Zeit der beiden Auguste stellt sich mit
ihrer gezierten aber doch vielfältig auch höchst anziehenden Phantastik
dar. Ein ganz besonders charakteristisches Prachtstück ist eine Sänfte
August llI., deren Aussenwände mit Allegorien, Landschaften, Wappen -
sämrntlich mit Beziehung auf die doppelte Würde des Königs von Polen
und Kurfürsten von Sachsen -- und mit reichern naturalistischen Pflanzen-
ornament auf Goldgrund geschmückt sind und zwar in ganz brillanter
Ausführung. An den Fensterwänden ziehen sich Tische hin mit gruppen-
weisen Zusammenstellungen von Speisegeräthschaften, Taschenuhren, Bijou-
terien, Fächern, Filigranarbeiten, orientalischen Gefässen und Geräthen,
Meissener Porcellan, von dem rothen Böttgerporcellan angefangen bis gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts, dann Porcellan verschiedener europäischer
Fabriken, gestickten Tüchern, Spitzen in sehr schöner Auswahl, und
gegenüber Gruppen von Waffen, Kupfer! und Zinngeräth, Faiencen.
Zwei Erker bergen, der eine die vollständige Einrichtung eines Schlaf-
zimmers, meist Gegenstände des sechzehnten Jahrhunderts, der andere
neben Roccocomöbeln u. dgl. eine interessante Sammlung von Costüm-
stücken, grösstentheils Galagewänder. Ausserdem aber befindet sich
ebenda eine grosse Anzahl von G0ld-, Krystall- und Glasgefässen. Neben
Willkomm- und Zunftpocalen, Nautilus- und Münzbechern u. dgl. m.
ragen dort namentlich hervor die ausgezeichneten Stücke des sogenannten
Regensburger Fundes: circa 40 Nummern vergoldete Silbergefässe ver-
schiedener Art, Lölfel, Gürtel, Taschen etc., Augsburger, Regensburger und
Nürnberger Arbeit aus der Zeit von r58o - 1626, welche 1869 beim Ab-
bruch eines Hauses gefunden, wo sie seit dem dreissigjährigen Krieg
verborgen sein mussten. Die ganze Collection gehört jetzt Herrn Eugen
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