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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1874 / 110)

zig Gulden den Grund zu diesem Etablissement gelegt haben, die heute 
etwa dreimalfünfzigtausend kosten und werth sind? 
Und sie haben dies gethan und treu fortgeführt nicht unter einer - 
um nochmals kaufmännisch zu reden -_ günstigen Conjunctur; das 
Verdienst gab keine wachsenden Betriebsmittel, die Aufträge stockten 
mitunter ganz bedenklich, man machte, um die Leute nicht entlassen zu 
müssen, alles mögliche, was in fünfzig Jahren vielleicht einmal verwendet 
wird, in Vorrath; der Glaser construirte zum Zeitvertreib eine neue 
Farbenmühle, die sein Chef im Ausland sich abgesehen; der erste Künst- 
ler conturte romanische Bordüren und die treuen drei Gründer rechneten 
in aller Musse sich das Def-icit heraus, das die ersten Jahre mit hart- 
näckiger Consequenz wiederkehrte. Aber der Wille Neuhausefs war stärker 
als alle Ungunst der Verhältnisse, inmitten deren er die gründlichsten 
Studien über Glasmalerei und in Chemie, soweit sie zur Fabrication 
farbiger Gläser dienlich ist, machte: - es musste einmal anders werden, 
und es wurde auch anders. 
Nachdem einige grüssere Aufträge mit ganz erheblicher Einbusse, 
die weniger genirte, da man Arbeit um jeden Preis brauchte, durch- 
geführt worden, war auch der Ruf der stetig in ihren künstlerischen und 
kunsttechnischen Leistungen fortschreitenden Anstalt begründet, und es 
fehlt seitdem ihren 35 bis 40 Arbeitskräften nie an Beschäftigung, wäh- 
rend in den ersten Jahren von sechs Arbeitern oft drei überflüssig waren. 
Der äusseren Unterstützung mit Geldmitteln erfreute sich Neuhauser's 
Institut weder seitens des Staates, noch des Landes, noch der Stadt, 
obwohl es der wichtigste Sammelpunkt kunstbegabter mittelloser junger 
Tiroler geworden war; indessen wurde durch die moralisch und künst- 
lerisch fördernde Hilfe des Oesterr. Museums in Wien, durch Eitelberger, 
Ferstel, Klein, Schmidt und Essenwein dies mehr als ausgeglichen; denn 
diese Männer waren gewissermassen die schützenden Geister und lehren- 
den Meister des strebsamen armen Schluckers von einem Nichtakademiker. 
Sie lenkten die Tiroler Glasmalerei in die ausgesprochen streng stylistische 
Richtung, und dieser Charakter, in mittelalterlich monumentaler Art zu 
arbeiten, hat ihr das Gepräge gegeben. Grundbedingung dafür war aber 
neben Studien und zahlreichen Copien alter Vorbilder das richtige 
Materiale, die antiken Gläser. So führte die Glasmalerei zur Glasfabri- 
cation, eine Verbindung, die ganz natürlich und fast selbstverständlich 
erscheint, die aber noch nirgends durchgeführt dem Tiroler lnstitute 
seine einzige Stellung und einen Weltruf verschaEt. Denn die Kathedral- 
gläser dieser Hütte concurriren bereits an Güte, Brillanz der Farbe, an 
antikem (in der rauhen, welligen, von tausend Körnchen und Bläschen 
durchzogenen Textur begründeten) Lustre, an Solidität der starken 
Tafeln mit den englischen, übertreffen sie sogar an Reichthum der Farben 
und Nuancirungen, die jetzt wohl schon über 600 Nummern zählen; ein 
Reichthum, der nicht ursprünglich beabsichtigt, sondern ein Ergebniss
	        
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