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aber in den Statutenentwurf des Athenäums Aufnahme fanden, wegzufallen haben. Ich
führe sie nur schlagwortweise an: Laboratorium für qualitative und quantitative Analyse;
humanitäre Fortbildung der Arbeiter und Gewerbetreibenden; jede Art von vorberei-
tendem mathematischen oder naturwissenschaftlichen Unterricht; Auskunftsbureau,
insofern es sich um die Thätigkeit der Maschinenagenten handelt; Sammlungen von
Schaustücken; populäre Vortrage für das grosse Publicum etc etc.
Ich komme nun zum Schlusse, nämlich zur Ansicht des Museal-Comittfs über die
Durchführbarkeit des Unternehmens.
Man hort immer, dass ein solches Institut riesige Summen braucht.
Von der Unrichtigkeit dieser Behauptung kann man sich leicht überzeugen, indem
man da, wo solche Institutionen bereits bestehen, anfragt, wie viel dieselben gekostet
haben und kosten.
Die erste Einrichtung des mechanisch-technischen Laboratoriums, eine vollständige
Einrichtung, kostet B. 30.000; Jahreserhaltung inclusive Gehnlte G. 7-to.o0o. Die erste
Einrichtung des Laboratoriums für die physikalischen Eigenschaften der Rohstoife kostet
etwa H. 10.000; Jahreserhaltung fl. 6-8000. Das dritte Institut, zu dynamometrischen
Untersuchungen neu eingerichtet, kostet II. 5000; Jahreserhaltung fl. 6000.
Die gesammte erste Einrichtung des wesentlichsten und theuersten Theiles der
Anstalt kommt also auf fi. 45.000; das gesnmmte Jahresbudget auf H. 19-24000. Das,
meine Herren, ist die Ahtheilung für die Forschung, der theuerste Bestnndtheil des Ge-
werbemuseums. Der Anschauun sunterricht, die Specialcurse, die Bibliothek, die Zeit-
schrift, das Alles ist sehr billig erzustellen. Alles, was sich auf das Capitel nLehrec
bezieht, lasst sich herstellen mit einer Jahresdotation von ü. 10.000 und einem Anlage-
capital von G. 25.000. Hiezu Verwaltungsauslagen etc. gibt also ein Anlagecapital von in
Summa fl. 70.000 und eine Jahresdotation von höchstens fl. 40.000 - nicht viel mehr
als die Kosten einer anstandigen Mittelschule. Das ist scheinbar viel Geld, und doch ist
es so wenig, wenn man berücksichtigt, was gerade ein solches Institut leisten kann.
Wenn dieses Institut mit den grössten Schwierigkeiten zu' kämpfen hat, wenn bei der
Wahl der Personen auch Missgrilfe gemacht werden sollten, die erst nach Jahren reparirt
werden können, wenn die Stimmung in den allerdings unbetheiligten Kreisen noch un-
günstiger wird, als sie es heute thatsachlich ist, so wird dennoch dieses Institut mit
Zinseszinsen zurückgeben, was es gekostet hat. Und ich erbiete mich, den Nachweis zu
liefern, dass in unserem Reichsbudget eine grosse Zahl von Posten vorhanden, die bei-
weitem nicht so zweifellos productiv sind, als es die Kosten für das Gewerbemuseum waren.
Es wird kaum einen Reichsraths-Abgeordneten geben, der den Muth haben würde,
gegen die Einstellung dieser Post zu stimmen, und wir würden daher nur wünschen, dass
man recht bald den Muth haben mochte, diese Credite zu fordern.
Ich habe noch zu sagen, dass das Athenaum nicht nur keine Schwierigkeit bietet
für die Ausführung unseres Vorschlages, sondern die Situation wesentlich erleichtert.
Das Besitzthum des Athenaum hat eine Grundfläche von 600D"; 0b nun das Haus,
welches darauf steht, ein Palast oder eine Hütte - wenn es nur nicht baufällig ist.
Ferner hat das Athenätim ein Barcapital von, wie ich glaube, H. 6o.ooo-7o.o0o.
Dieses Barcnpital ist doch gewiss keine Schwierigkeit für Denjenigen, dem es zur Ver-
fügung steht, selbst wenn dabei die Beschrankung bestünde, nur die Zinsen zu verwenden.
Das Haus reicht für den Anfang aus So wie sich aus dem kleinen Ballhaus der
Palast am Stubenring entwickelt hat, der soeben einen neuen neben sich hervorbringt,
so kann auch aus dem bescheidenen Gebäude des Athenäums ein Palast entstehen, wenn
die Institution vor den Augen der Welt ihre Lebensfahigkeit zu docutnentiren hat, dass
man nicht mehr wagt, dieselbe anzuzweifeln.
Endlich hat das Athenaum in seinem I-Iause eine Reihe von Obiecten, die aller-
dings auf die merkwürdigste Weise zusammengelesen sind, deren Aufstellung weder
einen schöpferischen Geist noch ein fachmännisches Walten erkennen lässt. Viele dieser
Objecte werden ganz nutzlos aufbewahrt, andererseits aber gibt es wieder sehr viele
unter diesen Objecten, die, in mancher Beziehung für das Institut unschatzbar, nur um
hohe Summen zu erwerben waren. Der Besitz dieser wirklich werthvollen und verwend-
baren Objecte kann gewiss auch kein I-Iinderniss für die Errichtung eines Gewcrbemuseums
sein, selbst wenn daneben Obiecte stehen, welche nicht hingehören.
Ich erkläre zum Schlusse: Das Museal-Comite hat die Ueberzeugung, dass mit
der Errichtung des Gewerbemuseums ein dringender, berechtigter,
einer der berechtigtesten und dringendsten Wünsche der ganzen ge-
werbetreiben den Bevölkerung Oesterreichs erfüllt werden wird und er-
füllt werden muss.
Karmarsch hat im Jahre 1864 beim deutschen Ingenieur- und Architektentag
gelegentlich der Berathung über das Metern-nass gesagt: nDie Regierun en müssen die-
jenigen Forderungen der Bevölkerung, welche berechtigt sind und welc e unablässig zum
Ausdrucke gebracht werden - und das ist die Aufgabe der Corporationen -- erfüllen!-