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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 113)

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Diese in Gegenwart des ersten österreichischen constitutionellen Ministeriums ausgespro- 
chenen Worte haben einen grossen Eindruck gemacht, und keine zehn Jahre sind in's 
Land gegangen bis zur gesetzlichen Einführung des Metermasses in ganz Deutschlgnd 
und Oesterreich. 
In einem ähnlichen Falle befinden wir uns mit dem Gewerbemuseum. Es ist uns 
um den Erfolg unserer Bemühungen nicht bang; die Agitation Einzelner zerschellt macht- 
los, besonders dann, wenn persönliche Motive erkannt werden, aber rdie berech- 
tigten Wünsche einer aufgeklärten Bevölkerung müssen die Regierungen 
erfüllen!" - 
Gutachten der n. ö. I-landela- und Gewermkallmer über eine höhere Wobarelacllnle 
n an. 
Das k. k. Handelsministerium hatte die Kammer um ein Gutachten über die Frage 
der Errichtung einer höheren Webereischule in Wien, verbunden mit einer Lehrwerk- 
statte zur praktischen Erlernung der mechanischen Weberei, ersucht. Einem Antrage der 
2. Section gemass genehmigte die Kammer am 2. Decbr. v. J. nachstehende Aeusserun z 
wBei der überwiegenden Bedeutung, welche die Weberei gegen andere Industrie- 
zweige allgemein behauptet, und angesichts der tief eingreifenden Umwandlung, die sich 
auf dem weiten Gebiete der Textil-Industrie durch den Uebergang von der Handweberei 
zur Maschinenarbeit unaufhaltsam vollzieht; in Berücksichtigung der Reformen, zu welchen 
die Weberei durch die Fortschritte der Technik gedrängt wird, und in Erwägung, dass 
Oesterreich bei sorgsamer Pflege seiner Kunstweberei nicht blos den inländischen Markt 
mit den eigenen Erzeugnissen befriedigen, sondern in Folge der hier gegebenen Pro- 
ductionsverhaltnisse auch einen ansehnlichen Export erzielen konnte, nahm die nied. 0st. 
Handels- und Gewerbekammer schon sehr oft Gelegenheit, die Nothwendigkeit eines 
theoretisch-praktischen Unterrichtes für die Weberei hervorzuheben und zwar in doppelter 
Richtung: einerseits nämlich, um der grossen Zahl bildungsiähiger Arbeiter in Oester- 
reich eine volle Fertigkeit in ihrem Fache zu verschaßen, andererseits, um Fabrikanten, 
Fnbriksleiter und Werkführer, die auf der Hohe ihrer technischen Aufgaben stehen, für 
die Grossindustrie zu erhalten. 
Ausser der nur schwach dotirten und mangelhaft eingerichteten Webereischule, 
die seit einigen Jahren im Vl. Bezirke in Wien besteht, dann der höheren Weberei- 
schule in Brunn, deren Programm aber auch nicht das ganze Gebiet der Weberei um- 
fasst, war in unserer Monarchie keine Vorsorge getroffen, und erst der Initiative und 
dem besonderen Wohlwollen Sr. Excellenz des gegenwarti 
Dr. Banhans für die Ausbreitung des gewerblichen Fachunterrichtes danken wir es, 
dass in den letzten Jahren noch einige elementare NVebereischulen in Oesterreich errichtet 
worden sind. 
Allein so nützlich auch diese Lehranstalten für die Heranbildung guter Arbeiter 
wirken, entsprechen sie doch nur einem Theile des Bedürfnisses, weil sie ihrer Organi- 
sation nach einen höheren Unterricht nicht gewähren können, um vorzügliche Industrielle 
und Werksleiter so wie - was ebenfalls von höchster Wichtigkeit ist - geeignete Lehr- 
kräfte für die Webereischulen minderer Kategorie, deren eine allmälig in jedem Weberei- 
bezirke zur theoretischen und praktischen Unterweisung der Arbeiter gegründet werden 
sollte, zu entwickeln. 
Dieser Mangel macht sich immer schwerer fühlbar, weshalb die Kammer mit der 
innigsten Befriedigung die in dem Erlasse kundgegcbene Absicht Sr. Excellenz des Herrn 
Handelsministers begrüsst, dem Bedürfnisse durch die Errichtung einer höheren Lehr- 
anstalt in Wien, wo in sämmtlichen Zweigen der Hand- und der mechanischen Weberei 
so wie in allen einschlägigen l-lilfskenntnissen ein gründlicher Unterricht ertheilt werden 
würde, wirksam und dauernd abzuhelfen. 
Ein solches höheres Fachinstitut, welches auf dem neuesten Standpunkte der Technik 
eingerichtet, mit einer Lehrwerkstatte verbunden und mit gediegenen Lehrkräften aus- 
gerüstet ware, müsste nach der Ueberzeugung aller Sachverständigen die inländische 
Textilindustrie bedeutend heben und die verwendeten Geldmittel durch reichliche Er- 
folge lohnen. 
Die Kammer knüpft hieran den lebhaften Wunsch, dass die projectirte Lehranstalt. 
recht bald ihre hoEnungsvolle Wirksamkeit beginnen
	        
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