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sind es insbesondere, denen wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden, wegen
der alten uns auf die Berichte b_ei Gelegenheit der Weltausstelluug berufend.
Während jene Scbmuckarbeiten, mit denen Köchert auf der grossen
Ausstellung auftrat, vor Allem darauf ausgingen, durch edle, ruhige und
stylvolle Zeichnung das Feuer des Diamanten in die richtige Wirkung
zu setzen, sein irres unruhiges Gefunkel gewissermassen in Zucht zu
nehmen, trachten die neuen nach malerischem EEect, theils durch Ver-
bindung verschiedenfarbige: Steine, theils durch Hinzufügung zierlicher
Emails in Art der besten Renaissance-Zeit, wie dergleichen von Cellini
und seinen Genossen zahlreich geschaffen wurde. Es sind verschiedene
Armbänder und Brustgehänge. Von letzteren ist das Diamantkreuz mit
Smaragden dazwischen von reizendem Eliect, ebenso das Gehänge mit
einem Saphir in der Mitte, von durchbrochenem emaillirten Ornament in
feiner Zeichnung umgeben, oder jenes andere mit einer Camee. Ein Arm-
band zeigt fauf blauem Emailgrunde goldenes Renaissance-Ornament in
Relief, mit Filigran umgeben.
Die Anwendung des Goldfiligrans zu edlerem und feinerem
Schmuck nach antiker Art erscheint eigentlich als österreichische Arbeit
zum ersten Male auf unserer Weihnachts-Ausstellung. Im Prater haben
wir im J. 1873 insbesondere Castellaufs und Anderer Arbeiten bewun-
dert und mussten zu unserem Bedauern sehen, dass auch andere, und
zwar kleinere Staaten, wie z. B. Dänemark, sich auf diese reizende Orna-
mentation mit grossem Glücke verlegt hatten. Mit Vergnügen constatiren
wir daher eine gelungene Collection ähnlicher Arbeiten von Wiener Ent-
stehung in der Ausstellung, von V. Mayer's Söhnen, Armbänder, Brachen
und Ohrgehänge. Sie sind allerdings minder vollkommen, minder fein im
Korn als die Antiken oder der CastellanPsche Schmuck mit ihren samrnt-
artig gekörnten weichen Flächen, aber berechnet für ein Publicum, welches
nicht geneigt oder im Stande ist, die hohen Preise jener römischen
Arbeiten zu zahlen, sind sie ganz darnach angethan, einen edlen und
zugleich populären Schmuck zu bilden. Wie die Castellani sich neben
dem Filigran auch im Emailschmuck der verschiedenen historischen Style
versucht haben, so sehen wir auch in der Mayer'schen Ausstellung eine
zweite Neuerung von Goldschmuck mit farbigem Zellenschmelz auf Gold,
nach byzantinischer Art, in strengen und doch zierlichen Zeichnungen.
Es sind Armbänder, Gehänge und Medaillons, ebenfalls in Verbindung
mit Filigran.
Eine dritte Neuerung, die wir in den feineren Arbeiten der Gold-
schmiedekunst auf unserer Ausstellung zu verzeichnen haben, ist das
Niello. Die überaus zarten Silberniellen der Renaissance, insbesondere
der Früh-Renaissance, sind heute eben so seltene wie theuer bezahlte
Gegenstände. Diese Kunst ist schon seit dem 16. Jahrhundert ausser
Uebung gekommen und wird nur im Orient und in Russland bei den
Tula-Arbeiten fortgeführt. Aber auch hier befindet sie sich, wie uns die