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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 113)

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Weltausstellungen eine nach der anderen gelehrt haben, in voller Deca- 
denz. Auf unserer Ausstellung sehen wir das Niello nun wieder hei drei 
Fabrikanten, bei einem derselben freilich (Segner) an kleinen, durch 
Zeichnung und Form künstlerisch grösstentheils werthlosen Gegenständen. 
Um so reizender und vollkommener erscheint es bei den Arbeiten von 
Kleeberg 8c l-luck sowie Lustig ä Vidor. Bei beiden hat die Mit- 
wirkung Storck's, der gerade für die schönsten Leistungen Tendenz und 
Zeichnung gab, zu den gelungensten Erfolgen geführt. Es handelte sich 
hier darum, der schönen und zarten Technik auch die richtige Anwen- 
dung zu geben, den richtigen Weg zu zeigen, und dieser ist hoffentlich 
durch die beiden Kästchen oder Dosen, wahre Cabinetstücke, zu denen 
Storck die Entwürfe gegeben hat, festgestellt. Das eine derselben, das- 
jenige von Kleeberg, ist bereits vorn Oesterr. Museum erworben. 
Das Verfahren Kleeberg's, wie wir es bei den ausgestellten Gegen- 
ständen sehen, beschränkt sich auf Silberniello; seine Ornamente sind 
Arabesken in der Art, wie sie die älteren und guten Tula-Arbeiten zeigen, 
wobei Silber und Schwärze sich die Waage halten; oder sie sind im Styl 
der Renaissance, auch mit Figuren, gehalten. Lustig fügt der schon an 
sich überaus schwierigen und zarten Technik des Niello eine andere 
Neuerung hinzu: er nimmt nicht blos feines Gold zum Fond, sondern 
incrustirt in das Niello auf's Neue Einlagen von Gold in zweierlei Farben, 
die wiederum mit Gravirungen verziert sind, - in dieser complicirten, 
die höchsten Schwierigkeiten darbietenden Art eine wohl niemals ver- 
suchte Technik. Diejenigen Arbeiten, welche seine Collection zeigt, Me- 
daillons, Armbänder, Ohr- und Brustgehänge, Stockknöpfe und Anderes 
sind überhaupt die ersten Gegenstände, welche in_diesem neuen Verfahren 
geschaffen sind. 
Nicht minder wie die anderen Schmuckarbeiten bedurften die Ringe 
einer Reform. Ihr bisheriger Fehler in unserer Zeit war der, dass der 
Werth eines Steines gewöhnlich allein den Werth des Ringes bestimmte 
und der Fabrikant sich damit begnügte. Dass auch die Goldfassung von 
Bedeutung ist, dass auch sie Zeichnung, Feinheit und Zierlichkeit der 
Arbeit verlangt, dass sie auch Email verträgt, das alles war kein Gegenv 
stand der Frage. Ein plumper Goldreif, der den Stein in plumper Capsel 
aufnahm, höchstens die Imitation eines Riemens und einer Schnalle, die 
scharf in den Finger einschnitt, das genügte den modernen Ansprüchen. 
Von diesen Fehlern ist eine reiche Collection des Ringfabrikanten Augustin 
auf unserer Ausstellung nicht ganz freizusprechen, jedoch zeigt sie auch 
daneben eine Anzahl höchst zierlicher Fassungen, welche ihre Steine in 
feine Zähnchen und Gitter einschliessen. Wir wollen auch sie als Anfang 
des Besseren betrachten. i 
Nicht ganz so glücklich und vielversprechend wie die Schmuck- 
arbeiten stellen sich auf unserer Ausstellung die Silberarbeiten dar. 
Sie sind weder günstig, noch vielseitig genug vertreten. Der reizvollste
	        
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