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vor, nicht reich in dem Nebenwerk, aber von guten, gesunden, mittel-
alterlichen Formen, und ausserdem finden wir noch zwei ganz vortreff-
liche Bischofsringe mit reichen gothischen Motiven, nach Zeichnungen
von Lippert. Sie sind freilich die kleinsten Gegenstände in dieser Col-
lection; um so mehr ist es nöthig, auf sie aufmerksam zu machen.
Die bedeutendste Collection Silberarbeiten, welche die Weihnachts-
Ausstellung "enthält, ist diejenige von Conraetz 81 Reuter. Es sind
vorzugsweise Gegenstände zur Zierde der Tafel, eine grosse Blumenschale
als Mittelzierde des Tisches, Armleuchter, Schalen und Vasen, Kannen,
Flaschen und kleinere Gefässe. Sie alle tragen einen gemeinsamen, höchst
anerkennenswerthen Charakter darin, dass sie durchgängig von guter
Zeichnung sind, die alles Wilde, Willkürliche und Capriciüse, wie es
immer noch auf Tisch und Tafel regiert, von sich abweist. Das Streben,
das sich hierin ausnahmslos ausspricht, erweckt ein entschieden günstiges
Vorurtheil für dieses Etablissement. Ebenso gemeinsam aber erscheint
allen Gegenständen eine ungünstige Behandlung der Oberfläche des Sil-
bers, das wie Blei aussieht. Wir haben über diesen Punkt, der die öster-
reichischen Arbeiten auf der Weltausstellung charakterisirte, schon damals
ausführlich gesprochen und wollen das Gesagte hier nicht wiederholen.
Doch ist es nicht blos die gute Zeichnung, welche an den Arbeiten
von Conraetz öt Reuter riihmend hervorzuheben ist. Wir sehen bei ihnen
auch Versuche, welche die künstlerische Technik erweitern. Einer der-
selben besteht darin, Glasgefässe auf galvanischem Wege mit Silberorna-
menten zu umspinnen. Ohne Zweifel wird sich mit diesem Verfahren auf
verhältnissmässig leichte Weise manches reizende Werk hervorbringen
lassen; das Beispiel aber, welches uns vor Augen steht, eine dunkelblaue
Flasche, mit-breitem Ornament netzartig umzogen, ist nicht als gelungen
zu betrachten. Als Vorbilder oder zum Studium dürften vielleicht die
indischen oxydirten Zinngefässe mit aufgeschlagenen Silberornamenten
dienen oder auch manche Gegenstände aus der Zeit von Louis XV. und
Louis XVL, mit zierlichen naturalisirenden Gehängen und Festons.
Eben so wenig erscheint ein anderer Versuch gelungen, derjenige
nämlich, jenes reizende Rothbraun Christofle's zu imitiren, mit welchem
derselbe in Nachahmung chinesischer und japanischer Vorbilder in Ver-
bindung mit Silberornarnenten die reizenden Effecte tauscbirter Arbeiten
erreicht hat. Der Versuch ist entschieden anerkennenswerth, denn warum
sollen wir den französischen Arbeiten diesen Vorzug lassen? Aber das
Beispiel, das uns Conraetz S! Reuter vor Augen führen, trlibbraun in
seiner Färbung, steht leider an Wohlgefälligkeit noch weit hinter den
Vorbildern zurück. Sind aber so manche Versuche gelungen und hat die
österreichische Kunstindustrie in den letzten Jahren so manchen Vor-
sprung Frankreichs eingeholt oder diesen wenigstens verringert, so wird
es mit Beharrlichkeit auch bei diesem Versuch nicht fehlschlagen.